Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
  • Lügen im Krieg: Russland-Propaganda in Deutschland

  • Putin: Gas-Zahlungen westlicher Staaten künftig über russische Konten

  • Wladimir Klitschko wirbt in Deutschland für Unterstützung der Ukraine

  • Nato: Russische Einheiten ziehen sich nicht zurück

  • Kreml: Westliche Geheimdienste verstehen Putin nicht

  • Ukrainische Behörden berichten von weiteren Kämpfen bei Kiew

Die aktuelle Lage im Live-News-Video:

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen

+++ Lügen im Krieg: Russland-Propaganda in Deutschland +++

Ein Mann reißt in einem Supermarkt Produkte aus den Regalen. Das Video, das die Szene zeigt, sorgt in sozialen Netzwerken für mächtig Empörung.

Im Raum steht die Behauptung, der Randalierer sei Ukrainer und habe in einem russischen Geschäft in Regensburg gewütet. Doch das ist gelogen. Der Clip zeigt vielmehr einen jahrealten Vorfall mit einem Betrunkenen in der russischen Stadt Uljanowsk.

Falschbehauptungen wie diese sind im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine aktuell gehäuft zu beobachten. Videos werden aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen, neue Zusammenhänge ohne jegliche Belege hergestellt. Die Kreml-Propaganda, barbarische Ukrainer würden nicht vor Zerstörung und Gewalt gegen Russen zurückschrecken, fällt auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden.

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+++ Putin: Gas-Zahlungen westlicher Staaten künftig über russische Konten +++

Kremlchef Wladimir Putin hat mit Wirkung zum 1. April angeordnet, dass westliche Staaten Konten bei der Gazprombank eröffnen müssen, um weiter russisches Gas zu erhalten. Andernfalls würden die Lieferungen für die «unfreundlichen» Länder eingestellt, sagte Putin am Donnerstag im russischen Staatsfernsehen. Laut einem von Putin unterzeichneten Dekret können die Zahlungen weiter in Euro oder Dollar auf das russische Konto eingezahlt werden. Die Gazprombank konvertiert das Geld in Rubel und überweist den Betrag in der russischen Währung an Gazprom. Bei einem Ausbleiben der Zahlungen würden die Lieferungen eingestellt, sagte Putin. «Wir beschäftigen uns nicht mit Wohltätigkeit.»

Zuvor hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigt, dass Deutschland wohl weiter wie bisher in Euro für Gaslieferungen bezahlen könne. Es werde an einem Bezahlsystem gearbeitet, nach dem das Geld in Euro an die nicht von Sanktionen betroffene Gazprombank gezahlt, dann umgetauscht und in Rubel nach Russland überwiesen wird, sagte Peskow am Donnerstagmittag der Agentur Interfax zufolge. Neben Deutschland dürfen nach Worten von Italiens Ministerpräsident Mario Draghi auch alle anderen Staaten in Europa russisches Gas weiter in Euro oder Dollar bezahlen.

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+++ Pentagon: Gefahr von Luftangriffen in Kiew weiter sehr hoch +++

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist nach Einschätzung der US-Regierung weiter stark durch russische Luftangriffe gefährdet. Russlands Gerede von Deeskalation sei "schöne Rhetorik", sagte ein hochrangiger Pentagon-Vertreter am Donnerstag. "Aber es bedeutet nicht, dass die Bedrohung aus der Luft weniger wird." Auch wenn die Bodenpräsenz rund um Kiew verringert werde, setze das russische Militär die Stadt weiter mit Luftangriffen unter Druck. In den vergangenen 24 Stunden sei die Zahl der Lufteinsätze deutlich erhöht worden. Die Angriffe konzentrierten sich vor allem auf Kiew oder auch Tschernihiw.

Die Verschärfung der russischen Offensive in der Ostukraine ist dem Pentagon-Vertreter zufolge auch das Ergebnis des Scheiterns in Kiew. "Die Neupriorisierung im Donbass zeigt deutlich, dass sie wissen, dass es ihnen nicht gelungen ist, die Hauptstadt einzunehmen", sagte er weiter. Ob das bedeute, dass Russlands Präsident Wladimir Putin nun besser informiert sei, wisse man nicht. Mehrere westliche Geheimdienste hatten zuvor berichtet, Putin werde von Beratern falsch über das Kriegsgeschehen informiert. Auf die Frage, warum Putin sich nicht einfach im Internet mithilfe von Google informiere, sagte der Pentagon-Vertreter: "Ich kann nichts über die Internetgewohnheiten von Herrn Putin sagen oder darüber, wonach er sucht oder nicht sucht."

+++ Montenegro schließt sich Russland-Sanktionen weiterhin nicht an +++

Das Nato-Mitglied Montenegro schließt sich den Russland-Sanktionen der Europäischen Union weiterhin nicht an. Die Regierung des EU-Beitrittskandidaten konnte am Donnerstag keine Einigung über einen Sanktionsbeschluss erzielen, wie das Nachrichtenportal vijesti.me berichtete. Die EU hat wegen des Einmarschs in die Ukraine vor fünf Wochen beispiellose Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt.

Die Mehrheit des Kabinetts ist pro-serbisch und pro-russisch eingestellt. Ministerpräsident Zdravko Krivokapic - auch er ein Pro-Serbe - wollte nun eine Kommission einsetzen lassen, die über Sanktionen beschließt. Andere Regierungsmitglieder lehnten das ab, weil derartige Beschlüsse nach der Verfassung direkt von der Regierung getroffen werden müssen.

Hinzu kommt, dass Krivokapic und sein Kabinett nur noch geschäftsführend im Amt sind. Anfang Februar hatte ihm das Parlament das Vertrauen entzogen. Der pro-westliche Vize-Ministerpräsident Dritan Abazovic bemüht sich derzeit, eine Minderheitsregierung zu bilden. Diese soll von der Oppositionspartei DPS des pro-westlichen Staatspräsidenten Milo Djukanovic unterstützt werden.

+++ EU-China-Gipfel: EU-Spitzen beraten mit Xi über Ukraine-Konflikt +++

Spitzenvertreter der Europäischen Union kommen an diesem Freitag mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Regierungschef Li Keqiang zu einem per Videokonferenz organisierten Gipfeltreffen zusammen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ratspräsident Charles Michel und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell wollen die chinesische Führung dabei zu einer Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine auffordern und vor den möglichen Konsequenzen einer materiellen Unterstützung des Krieges warnen.

In dem Konflikt gibt China der Regierung in Moskau derzeit politisch Rückendeckung und stellt die USA, ihre europäischen Verbündeten und die Nato als eigentliche Verursacher der Krise dar. Die Europäer setzten nichtsdestotrotz darauf, dass China den Einfluss auf seinen "strategischen Partner" Russland nutzt, um den Krieg möglichst schnell zu beenden. Grund für die Hoffnung ist vor allem die Bedeutung der EU als Absatzmarkt für chinesische Unternehmen.

Grundsätzlich ist das Verhältnis zwischen der EU und China angespannt wie nie: Die Europäer kritisieren die Verfolgung der Uiguren und Tibeter, die Unterdrückung der Opposition in Hongkong, Chinas Säbelrasseln gegenüber dem freiheitlichen Taiwan und seinen Druck auf kleine EU-Mitglieder wie Litauen. Seit den chinesischen Sanktionen gegen EU-Vertreter liegt auch das geplante Investitionsabkommen auf Eis.

"Die EU wird die Gelegenheit nutzen, um zu betonen, dass die regelbasierte internationale Ordnung und universelle Werte gewahrt werden müssen", heißt es in einer EU-Mitteilung zu dem Gipfel. Die EU werde dabei auch die Wiederaufnahme des Menschenrechtsdialogs mit China fordern.

+++ Hohe Benzinpreise: US-Regierung will massive Ölreserven freigeben +++

Angesichts hoher Benzinpreise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine will die US-Regierung aus ihrer strategischen Reserve massive Mengen Rohöl verkaufen, um den Marktpreis zu drücken. Die Regierung werde für die nächsten sechs Monate jeden Tag durchschnittlich eine Million Barrel Rohöl freigeben, erklärte das Weiße Haus am Donnerstag. Es sei die "größte Freigabe der Ölreserven in der Geschichte", hieß es.

Gleichzeitig kündigte die Regierung neue Maßnahmen an, um die heimische Ölproduktion anzukurbeln. "Diese Rekord-Freigabe wird eine historische Angebotsmenge liefern, die bis zum Jahresende als Brücke dienen wird, bis die heimische Produktion vergrößert wird", erklärte das Weiße Haus. Die Freigabe aus der Ölreserve sei mit internationalen Partnern abgesprochen worden, hieß es.

Die strategische Ölreserve der Vereinigten Staaten kann maximal bis zu 727 Millionen Barrel fassen. Zuletzt hatten die USA Anfang März angekündigt, in Absprache mit der Internationale Energieagentur (IEA) rund 30 Millionen Barrel aus der Reserve freizugeben. Im November hatte die Regierung angesichts der hohen Inflationsrate und gestiegener Benzinpreise bereits eine Freigabe von 50 Millionen Barrel angekündigt.

+++ Russlands Außenminister Lawrow in Delhi - Treffen mit Premier Modi +++

Russlands Außenminister Sergej Lawrow ist zu einem offiziellen Besuch in Indien eingetroffen. Dort soll er am Freitag Premierminister Narendra Modi treffen, wie eine Sprecherin des russischen Außenministeriums am Donnerstag sagte. Auch ein Treffen mit dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar ist nach Angaben beider Länder geplant. Lawrow besucht Indien nach China. Dabei handelt es sich um die zwei bevölkerungsreichsten Länder der Welt, die im Ukraine-Krieg bislang weder westliche Sanktionen mitgetragen noch Russland verurteilt haben.

Indien hat eine neutrale Position eingenommen, sich auch bei Resolutionen im UN-Sicherheitsrat enthalten - sowohl bei solchen von als auch solchen gegen Russland. Das Land als bevölkerungsreichste Demokratie der Welt mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Menschen hat sich trotz eines Drängens aus den USA und Europa nicht dazu bewegt, Kritik am russischen Angriffskrieg zu äußern. Der Grund: Indien und Russland haben lange und enge Beziehungen. Auch ein Großteil der Ausrüstung seines Militärs kommt aus Russland. Es rüstet sich gegen die Rivalen China und Pakistan und ist schon bei Ersatzteilen auf Moskau angewiesen. Indien pflegt aber auch gute Beziehungen zu den USA - und will sich so lieber raushalten.

Indien will aber seinen Handel mit Russland ausbauen und beispielsweise zunehmend günstiges russisches Öl kaufen. Es gibt auch Berichte, wonach Indien und Russland eine Lösung finden möchten, um diesen Handel durch eine Alternative zum Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift zu vereinfachen.

+++ Berlin und Wien pochen wegen Ukraine-Kriegs auf EU-Beitritt von Balkanländern +++

Deutschland und Österreich wollen angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine den EU-Beitrittsprozess für die Länder des westlichen Balkans vorantreiben. "Jede weitere Verzögerung macht den Westbalkan verwundbar", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag nach einem Treffen mit Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer in Berlin. "Wir brauchen nicht nur das Reden über mögliche europäische Perspektiven, sondern jetzt auch das Tun", betonte Nehammer.

Auf dem Westbalkan haben Albanien, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien den Status von EU-Beitrittskandidaten. Bosnien-Herzigowina und Kosovo sind als "potenzielle" Kandidaten weiter entfernt von einem Beitritt. Mit Albanien und Nordmazedonien hätten schon längst konkrete Beitrittsverhandlungen beginnen sollen, was jedoch immer wieder an Widerständen seitens verschiedener EU-Länder scheiterte.

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+++ EU-China-Gipfel: Wer steht auf der «falschen Seite»? +++

Peking/Neu Delhi (dpa) - Es geht im Ukraine-Krieg auch um die neue Weltordnung: Gibt es einen Rückschritt zum alten Spiel der Mächte mit Einflusssphären oder kann die von den Europäern bevorzugte regelbasierte Ordnung fortgesetzt werden?

Indem China und Indien dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Rücken stärken, stehen sie «auf der anderen Seite», wie Diplomaten beklagen. Auf einem Videogipfel wollen die Spitzen der EU an diesem Freitag trotzdem versuchen, auf Staats- und Parteichef Xi Jinping einzuwirken. Er soll seinen Einfluss auf Putin zu nutzen, den Krieg bald zu beenden.

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+++ Bundesregierung will Moskauer Dekret zu Gas-Zahlungen prüfen +++

Die Bundesregierung will die jüngsten Forderungen der russischen Regierung zur künftigen Bezahlung von Gas-Lieferungen prüfen. "Wenn uns das Dekret vorliegt, wird die Bundesregierung es gründlich prüfen und bewerten", sagte eine Sprecherin des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums in Berlin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Klar ist, Deutschland zahlt weiter in Euro. Daran werden wir nichts ändern, der G7-Beschluss gilt." Die G7-Gruppe führender Wirtschaftsmächte und die Europäische Union hatten bereits Anfang der Woche Forderungen nach einer Zahlung in Rubel eine Absage erteilt.

Am Donnerstagnachmittag hatte der russische Präsident Wladimir Putin mit Wirkung zum 1. April angeordnet, dass westliche Staaten Konten bei der Gazprombank eröffnen müssen, um weiter russisches Gas zu erhalten. Andernfalls würden die Lieferungen für die "unfreundlichen" Länder eingestellt, sagte er im russischen Staatsfernsehen. Laut einem von Putin unterzeichneten Dekret können die Zahlungen weiter in Euro oder Dollar auf das russische Konto eingezahlt werden. Die Gazprombank konvertiert das Geld in Rubel und überweist den Betrag in der russischen Währung an Gazprom <US3682872078>. Bei einem Ausbleiben der Zahlungen würden die Lieferungen eingestellt, sagte Putin. "Wir beschäftigen uns nicht mit Wohltätigkeit."

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte am Donnerstag erneut, dass Gaslieferungen aus Russland in Euro bezahlt werden sollen. "Auf alle Fälle gilt für die Unternehmen, dass sie in Euro zahlen wollen, können und werden", sagte er. Man werde sich nun genau anschauen, was der russische Präsident Wladimir Putin vorlege.

+++ Nato-Staaten gaben Milliardensummen für Verteidigung aus +++

Die Nato-Staaten haben im vergangenen Jahr fast 1,18 Billionen US-Dollar (etwa 1,06 Billionen Euro) für Verteidigung ausgegeben. Im Vergleich zu 2020 entsprach dies einem Anstieg um 5,8 Prozent, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hervorgeht.

Dem westlichen Verteidigungsbündnis gehören insgesamt 30 Länder aus Europa und Nordamerika an.

Zum Vergleich: Das Verteidigungsbudget Russlands wurde vom Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) zuletzt auf gerade einmal 62,2 Milliarden US-Dollar (56 Mrd. Euro) geschätzt. Auch die Ausgaben Chinas lagen demnach mit 207,3 Milliarden US-Dollar (186 Mrd. Euro) deutlich niedriger.

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+++ Ritter Sport will Gewinn aus Russlandgeschäft spenden +++

Nach scharfer Kritik hat der Schokoladenhersteller Ritter Sport zugesichert, den Gewinn aus dem laufenden Russlandgeschäft an humanitäre Hilfsorganisationen zu spenden. In einem Post an die "Ritter Sport Community" teilte das Familienunternehmen am Donnerstag mit, es verurteile die grausame Aggression der russischen Armee in der Ukraine aufs Schärfste.

"Um Arbeitsplätze und auch die Lebensgrundlage von vielen Kakaobauernfamilien zu sichern, liefern wir weiterhin Schokolade für die russische Bevölkerung, haben jedoch sämtliche Investitionen in Russland sowie unsere Werbung bereits seit einigen Wochen gestoppt", hieß es in der Erklärung.

Der Hersteller aus dem schwäbischen Waldenbuch (Landkreis Böblingen) hatte bereits mitgeteilt, weiterhin Schokolade nach Russland zu liefern und damit heftige Kritik in den sozialen Netzwerken geerntet. Auch der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, äußerte sich per Twitter.

Russland sei nach Deutschland der wichtigste Absatzmarkt, teilte Ritter Sport nun mit. "Wir sind uns bewusst, dass wir hiermit niemanden umstimmen werden. Uns ist es aber wichtig, unsere Beweggründe mit Euch offen und ehrlich zu teilen, so wie Ihr es von Ritter Sport gewohnt seid", teilte das Unternehmen mit Blick auf die öffentliche Kritik mit. Ein Sprecher ergänzte, man sei bestürzt über die Welle des Hasses, die dem Hersteller entgegenschlage.

+++ Habeck kündigt weitere Sanktionen gegen Russland an +++

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weitere Sanktionen gegen Russland angekündigt. Das letzte Sanktionspaket sollte nicht das letzte gewesen sein, sagte er in Berlin nach einem Treffen mit dem französischen Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. Es sei darüber gesprochen worden, welche weiteren Sanktionen den russischen Präsidenten Wladimir Putin hindern könnten, den «barbarischen» Krieg in der Ukraine fortzusetzen. Es seien Punkte identifiziert worden. Einzelheiten nannte Habeck nicht.

Habeck sagte weiter, Le Maire und er hätten einen täglichen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich zur Gasversorgung vereinbart. Falls gravierendere Maßnahmen ergriffen werden müssten, sollen diese koordiniert passieren. Habeck hatte am Mittwoch die Frühwarnstufe eines Notfallplans Gas ausgerufen, die erste von drei Stufen. Damit soll die Vorsorge für einen möglichen russischen Lieferstopp gestärkt werden.

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+++ Scholz fordert Putin zu Waffenstillstand in der Ukraine auf +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgefordert, den Krieg gegen die Ukraine einzustellen. «Gemeinsam fordern wir Präsident Putin auf, jetzt einem Waffenstillstand zuzustimmen, humanitäre Versorgung zu ermöglichen und wirkliche Friedensverhandlungen zu führen», sagte Scholz in Berlin bei einem Treffen mit dem österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer. Scholz sagte, die Sanktionen gegen Russland würden entschlossen umgesetzt. Es gehe nun darum, Schlupflöcher auszuschließen und den Druck auf Putin aufrecht zu erhalten.

+++ Russland: Ukraine hält 68 Schiffe in Schwarzmeer-Häfen fest +++

Russland hat der Ukraine vorgeworfen, in seinen Schwarzmeer-Häfen bei Odessa 68 internationale Schiffe festzuhalten. Die Schiffe gehörten unter anderem China, der Türkei, der Schweiz und Griechenland, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Russland öffne jeden Tag einen sicheren Korridor, damit sie die ukrainischen Hoheitsgewässer verlassen könnten. Nach Angaben der Besatzungen hätten die ukrainischen Behörden ausländischen Schiffen jedoch «unter Androhung der sofortigen Versenkung» das Auslaufen verboten. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Zugleich wies das Ministerium Vorwürfe aus Kiew zurück, Seeminen im Schwarzen Meer ausgelegt zu haben. Vielmehr hätten ukrainische Einheiten rund 370 veraltete Minen im Schwarzen Meer ausgebracht. Etwa zehn Sprengkörper hätten sich aus den Verankerungen gelöst und trieben nun in den westlichen Teil des Meeres. Das ukrainische Außenministerium hatte zuvor Russland für die vor den Küsten der Schwarzmeer-Anrainer treibenden Minen verantwortlich gemacht. Es handle sich um Minen, die Russland 2014 bei der Annexion der Halbinsel Krim in Sewastopol erbeutet habe. Türkische Experten hatten zwei Seeminen unschädlich gemacht.

+++ Draghi zu Putin-Gespräch: Europa zahlt Gas weiter in Euro oder Dollar +++

Neben Deutschland dürfen nach Worten von Italiens Ministerpräsident Mario Draghi auch alle anderen Staaten in Europa russisches Gas weiter in Euro oder Dollar bezahlen. Kremlchef Wladimir Putin habe am Mittwochabend in einem Telefonat gesagt, dass die Verträge über Gaslieferungen weiter Bestand hätten, berichtete Draghi in Rom. «Die europäischen Unternehmen (...) werden weiter in Euro oder Dollar bezahlen», sagte Draghi. Putin habe mehrmals betont, dass dies ein «Zugeständnis» an europäische Firmen und Staaten sei.

Draghi glaubt zudem nach eigenen Worten nicht, dass Russland als Folge der westlichen Sanktionen die Gaslieferungen nach Europa einstellen könnte. «Nein, sie sind nicht in Gefahr», sagte Draghi. Er hatte am Mittwoch rund eine Dreiviertelstunde mit Putin gesprochen.

Zugleich forderte Draghi erneut eine Preisdeckelung für Gas in der ganzen EU. «Es gibt keinen Grund, dass der Gaspreis so hoch ist.» Andere Staaten hatten Sorgen geäußert, so eine Maßnahme könnte einen Lieferstopp von Russland nach sich ziehen. «Wir müssen einen Weg finden, die Angst vor der russischen Antwort zu überwinden.» Zurzeit finanzierten Italien, Deutschland und andere Importeure von Gas, Kohle, Öl, Weizen und anderen Rohstoffen den Krieg Putins in der Ukraine, «daran gibt es keinen Zweifel», sagte Draghi. Deshalb sei eine Preisdeckelung so wichtig. «Denn um unsere Finanzierung Russlands zurückzufahren, müssen wir den Gaspreis senken.»

+++ Russland verhängt Exportverbot für Raps und Sonnenblumenkerne +++

Russland verhängt ab diesem Freitag einen vorübergehenden Export-Stopp für Raps und Sonnenblumenkerne. Das Ausfuhrverbot gelte bis Ende August, teilte das Landwirtschaftsministerium in Moskau mit. Zudem solle der Export für Sonnenblumenöl von Mitte April bis Ende August auf 1,5 Millionen Tonnen begrenzt werden. Damit solle vor dem Hintergrund einer erhöhten Nachfrage und gestiegener Preise die Versorgung russischer Kunden sichergestellt werden.

In Russland waren angesichts einschneidender westlicher Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs zuletzt viele Lebensmittel deutlich teurer geworden. Mancherorts kam es zu Hamsterkäufen. Mehrere Supermarktketten beschränkten den Verkauf von Grundnahrungsmitteln wie Zucker oder Buchweizen auf eine bestimmte Menge pro Person.

+++ Wladimir Klitschko wirbt in Deutschland für Unterstützung der Ukraine +++

Der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko hat bei einem Besuch in Berlin um Unterstützung für die Ukraine geworden. Klitschko traf sich unter anderem mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), wie eine Ministeriumssprecherin bestätigte. In der Delegation aus Kiew waren demnach auch der Sonderbeauftragte des ukrainischen Außenministeriums für Sanktionspolitik, Olexij Makjejew, und die Abgeordnete Halyna Jantschenko dabei.

Auf dem Programm standen noch weitere Gespräche. «Es sind Treffen mit hochrangigen Politikern für eine politische Unterstützung der Ukraine geplant», teilte Klitschkos Bruder Vitali, der Bürgermeister von Kiew, im Nachrichtenkanal Telegram mit. Dabei gehe es um wirtschaftliche, humanitäre und militärische Hilfe. Russland hat vor fünf Wochen den Krieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen. Nach UN-Angaben wurden bereits etwa 1200 Zivilisten getötet. Allgemein wird jedoch von weitaus höheren Opferzahlen ausgegangen.

+++ Nato: Russische Einheiten ziehen sich nicht zurück +++

Die Nato sieht im Ukraine-Krieg keine Signale der Entspannung. «Nach unseren Geheimdienstinformationen ziehen sich russische Einheiten nicht zurück, sondern positionieren sich neu», sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Russland versuche, seine Truppen neu zu gruppieren, Nachschub zu organisieren und die Offensive im Donbass zu verstärken. Gleichzeitig werde der Druck auf die Hauptstadt Kiew und andere Städte aufrechterhalten.

«Wir können mit weiteren Offensivaktionen rechnen, die noch mehr Leid bringen», sagte Stoltenberg. Zu den Verhandlungen zwischen Vertretern und der Ukraine und Russlands meinte der Norweger, es sei gut, dass miteinander gesprochen werde. Bislang habe man allerdings keine echte Änderung bei Russlands Hauptziel gesehen, einem militärischen Erfolg. Deshalb müsse man auch bereit sein, die Ukraine weiter zu unterstützen.

In den jüngsten Verhandlungen mit der Ukraine hatte Russland zugesagt, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. So solle Vertrauen aufgebaut werden, sagte Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin am Dienstag nach dem Treffen in Istanbul. Im Westen kamen gleich danach Zweifel auf, ob solche Zusagen verlässlich sind.

+++ Kreml: Westliche Geheimdienste verstehen Putin nicht +++

Der Kreml hat westliche Geheimdienst-Erkenntnisse zurückgewiesen, wonach Russlands Präsident Wladimir Putin falsch über die Lage in der Ukraine informiert worden sein soll. «Es zeigt sich, dass weder das Außenministerium (der USA) noch das (US-Verteidigungsministerium) Pentagon echte Informationen darüber haben, was im Kreml passiert», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. «Sie verstehen einfach nicht, was im Kreml passiert. Sie verstehen Präsident Putin nicht. Sie verstehen den Mechanismus von Entscheidungen nicht. Sie verstehen den Stil unserer Arbeit nicht.»

Peskow fügte hinzu: «Das ist nicht einfach nur schade. Das macht uns Sorgen. Denn so ein völliges Missverständnis führt nur zu Fehlentscheidungen, zu leichtsinnigen Entscheidungen, die sehr schlimme Folgen haben.»

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+++ Russland will Bezahlsystem für Gaslieferungen vorstellen +++

Deutschland wird nach russischen Angaben wohl weiter wie bisher in Euro für Gaslieferungen bezahlen können. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte der Agentur Interfax zufolge, dass an einem Bezahlsystem gearbeitet wird, nach dem das Geld in Euro an die nicht von Sanktionen betroffene Gazprombank gezahlt, dann umgetauscht und in Rubel nach Russland überwiesen wird. «Die Details folgen. Wir werden die Einzelheiten jetzt nicht enthüllen», sagte Peskow. Es war unklar, ob der Mechanismus auch für andere europäische Länder gilt.

Kremlchef Wladimir Putin hatte in der vorigen Woche verfügt, dass gegenüber Russland «unfreundlich» eingestellte Staaten - darunter Deutschland und alle weiteren EU-Länder - für Gaslieferungen künftig in Rubel bezahlen müssen. Der Präsident sollte sich noch heute mit Vertretern des Gasriesen Gazprom und der russischen Zentralbank treffen, um das genaue Prozedere auf den Weg zu bringen.

+++ Bundesnetzagentur: Gasversorgung in Deutschland stabil +++

Die Gasversorgung in Deutschland ist laut Bundesnetzagentur stabil. Es seien keine Beeinträchtigungen der Gaslieferungen nach Deutschland zu verzeichnen, geht aus einem Lagebericht hervor. So liefere die Pipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland auf einem hohem Niveau. Der aktuelle Füllstand der Gasspeicher liege bei 26,8 Prozent, es seien leichte Einspeicherungen zu verzeichnen.

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Mittwoch die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen, die erste von drei Stufen. Die Bundesnetzagentur mit Sitz in Bonn veröffentlicht deswegen nun montags bis freitags einen aktuellen Lagebericht. Mit der Frühwarnstufe soll die Vorsorge für einen möglichen russischen Lieferstopp gestärkt werden.

+++ Ukrainische Behörden berichten von weiteren Kämpfen bei Kiew +++

Ungeachtet der von Russland angekündigten militärischen Deeskalation bei Kiew gehen die Kämpfe in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt nach ukrainischer Darstellung weiter. Einheiten der Nationalgarde hätten seit Mittwoch Artillerie, Raketensysteme und mehrere Dutzend Panzerfahrzeuge der russischen Truppen zerstört, teilte das Innenministerium bei Telegram mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

In Verhandlungen mit der Ukraine über ein Ende des Kriegs hatte Russland angekündigt, die Kampfhandlungen bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. Nach Erkenntnissen der US-Regierung zog Russland binnen 24 Stunden etwa ein Fünftel seiner Truppen aus der Umgebung der Hauptstadt ab. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer Videobotschaft, die russischen Truppen zögen nicht freiwillig ab, sondern würden von der ukrainischen Armee verdrängt.

Um die ostukrainischen Städte Charkiw und Isjum wird nach ukrainischen Angaben weiter heftig gekämpft. Binnen 24 Stunden sei Charkiw 380 Mal mit Raketen aus der Luft beschossen worden, teilte der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, auf Telegram mit. Im Vorort Saltiwka brenne eine beschädigte Gasleitung. In Isjum 125 Kilometer südöstlich von Charkiw scheitern demnach täglich Versuche, Fluchtkorridore für Ziviliten einzurichten.

+++ Selenskyj fordert vor australischem Parlament weitere Sanktionen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einer Ansprache an das australische Parlament weitere Sanktionen gegen Russland gefordert. «Wir müssen jegliche Geschäftstätigkeit mit Russland einstellen», sagte Selenskyj. «Mächtige Sanktionen» seien nötig, bis Moskau aufhöre, «andere Länder mit seinen Raketen zu erpressen». Gleichzeitig müsse Russland daran gehindert werden, die Bestrafungen zu umgehen. Australien hatte schon kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine scharfe Sanktionen verhängt und diese bereits mehrmals ausgeweitet.

Wolodymyr Selenskyj spricht vor dem australischen Parlament. (Bild: Getty)
Wolodymyr Selenskyj spricht vor dem australischen Parlament. (Bild: Getty)

Selenskyj dankte dem Parlament für die Unterstützung, forderte Australien aber auch auf, der Ukraine weitere militärische Ausrüstung zu liefern. Speziell bat er um Bushmaster-Panzerfahrzeuge, die die australische Armee benutzt. Diese würden helfen, die ukrainischen Streitkräfte zu stärken.

+++ Mehr als 200 000 Fahrgäste nutzten #helpukraine-Ticket der Bahn +++

Mehr als 200 000 Menschen aus der Ukraine sind seit Anfang März kostenlos mit dem #helpukraine-Ticket mit der Bahn gefahren. Jeden Tag würden mehrere Tausend Flüchtlinge in Sicherheit und an ihr vorläufiges Ziel gebracht, teilte Vorstandschef Richard Lutz in Berlin mit.

Flüchtlinge aus der Ukraine können internationale Fernzüge nutzen, um nach Deutschland zu fahren. Für die Weiterfahrt gibt es seit dem 1. März ein #helpukraine-Ticket. Es gilt im Fern- und Nahverkehr zu jedem Zielbahnhof in Deutschland, aber auch bei Fahrten in Nachbarländer wie Frankreich, die Niederlande und die Schweiz.

+++ Russland beruft 134 500 Wehrpflichtige ein +++

Russland beruft in diesem Frühjahr 134 500 Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren zum Wehrdienst ein. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete einen Erlass, wie mehrere russische Nachrichtenagenturen berichteten. Der Einberufungszeitraum dauert bis Mitte Juli. Gleichzeitig endet für andere Russen der einjährige Wehrdienst. Eine Zahl, wie viele Wehrpflichtige ausscheiden und in die Reserve geschickt werden, wurde nicht genannt.

Die zwölfmonatige Wehrpflicht für Männer zwischen 18 und 27 Jahren ist in Russland gesetzlich festgelegt. Zwei Mal im Jahr gibt es dafür Einberufungsbefehle. Vor wenigen Tagen hatte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu betont, dass die neuen Rekruten nicht in «Hotspots» - also Krisengebiete - entsendet würden. Außerdem würden dieses Frühjahr etwas weniger Männer einberufen als im Frühjahr 2021. Damals waren 134 650 Wehrpflichtige eingezogen worden - 150 mehr jetzt geplant.

Russische Truppen waren am 24. Februar in das Nachbarland Ukraine einmarschiert. Knapp zwei Wochen später räumte Russland den Einsatz von Wehrpflichtigen dort ein, wovon die Führung in Moskau zuvor angeblich nichts wusste. Der Kreml versprach damals, die Militärstaatsanwaltschaft werde solche Fälle untersuchen und die Verantwortlichen bestrafen.

+++ IfW-Analyse: Ukraine-Krieg bedroht Afrikas Ernährungssicherheit +++

Der Krieg in der Ukraine bedroht nach Modellrechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) die Ernährungssicherheit in Afrika. «Russland und die Ukraine zählen zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt», sagte Tobias Heidland, Forschungsdirektor und Mitglied im Forschungscluster Afrika am IfW in Kiel. Zahlreiche afrikanische Staaten seien von den Lieferungen abhängig und könnten einen Ausfall oder Rückgang auch langfristig nicht ersetzen. «Dies kann für einzelne Länder dramatische Folgen haben, im schlimmsten Fall drohen schwerer Hunger und soziale Unruhen.»

+++ Selenskyj vor Parlament in Den Haag: Boykottiert Energie aus Russland +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Niederlande aufgerufen, allen Handel mit Russland zu stoppen und mehr Waffen zu liefern. Die Einfuhr von Gas und Öl aus Russland müsse boykottiert werden, sagte Selenskyj in einer Video-Rede vor dem Parlament in Den Haag. «Seid bereit, die Einfuhr von Energie aus Russland zu stoppen, so dass man nicht Milliarden in den Krieg steckt.»

Er forderte auch die Lieferung von weiteren Waffen und nannte gezielt Stinger-Luftabwehrraketen und Panzerfäuste. «Wir brauchen Waffen, um den Besatzer zu vertreiben.» Selenskyj ist das erste ausländische Staatsoberhaupt, das eine Rede vor dem Parlament hielt. Der Präsident rief Premier Mark Rutte auf, sich für den schnellen EU-Beitritt der Ukraine einzusetzen. «Unsere EU-Mitgliedschaft hängt von euch ab.»

Der Päsident erinnerte auch an die Bombardierung von Rotterdam durch die deutschen Nationalsozialisten 1940. Die Geschichte drohe sich zu wiederholen. «Der Zweite Weltkrieg begann mit dem Angriff auf einige Länder, danach kamen Bomben auf Rotterdam und London.»

+++ Russische Truppen setzen Angriffe im Osten der Ukraine fort +++

Die russischen Truppen setzen eigenen Angaben zufolge ihre Angriffe im Osten der Ukraine fort. Die Ortschaft Solota Nywa südwestlich von Donezk sei nun unter russischer Kontrolle, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut Agentur Interfax. Dort seien russische Einheiten seit Mittwoch sechs Kilometer vorgerückt. Bis zu 60 Gegner seien getötet worden. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Einheiten des von Russland als unabhängig anerkannten Separatistengebietes Luhansk seien unterdessen fünf Kilometer vorgerückt und lieferten sich Kämpfe mit ukrainischen «Nationalisten» bei der Ortschaft Kreminna nordwestlich von Luhansk.

Flüchtlinge am Berliner Hauptbahnhof.
Flüchtlinge am Berliner Hauptbahnhof. (Bild: REUTERS/Fabrizio Bensch)

+++ Bundespolizei zählt mehr als 5000 neu angekommene Ukraine-Flüchtlinge +++

Nach Kenntnis der Bundespolizei haben innerhalb eines Tages rund 5100 weitere Menschen aus der Ukraine in Deutschland Zuflucht gesucht. Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, hat die Polizei damit seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar insgesamt 288 500 Kriegsflüchtlinge erfasst.

Da es keine festen Grenzkontrollen gibt und Menschen mit ukrainischem Pass für 90 Tage visumsfrei einreisen können, dürfte die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland insgesamt tatsächlich deutlich höher liegen. Inzwischen haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks bereits mehr als vier Millionen Menschen die Ukraine verlassen.

+++ Nach angekündigter Feuerpause: Ukraine schickt Busse nach Mariupol +++

Nach einer russischen Zusicherung für einen zwischenzeitlichen Waffenstillstand hat die ukrainische Regierung 45 Busse in die belagerte südostukrainische Hafenstadt Mariupol geschickt. «Wir tun alles Mögliche dafür, dass die Busse heute nach Mariupol gelangen und die Menschen abholen, die es noch nicht aus der Stadt heraus geschafft haben», sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer Videobotschaft.

Die Großstadt am Asowschen Meer ist seit Anfang März von russischen Truppen eingeschlossen. Ukrainischen Angaben zufolge sollen sich noch mehr als 100 000 Menschen in der schwer zerstörten Stadt befinden. Vor dem Krieg lebten dort knapp 440 000 Menschen. Die Bus-Kolonne solle auf dem Rückweg über das von Russen besetzte Berdjansk in das etwa 200 Kilometer entfernte Saporischschja fahren.

Zusätzlich seien zwei humanitäre Korridore in die ebenfalls von russischen Truppen besetzten Städte Melitopol und Enerhodar im Gebiet Saporischschja vereinbart worden. Den Evakuierungskolonnen aus den drei Städten können sich Menschen in Privatautos anschließen. «Unsere Militärs garantieren eine komplette Waffenruhe», betonte Wereschtschuk.

+++ Wladimir Klitschko wirbt in Deutschland für Unterstützung der Ukraine +++

Der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko ist mit einer Delegation aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Deutschland gefahren. «Es sind Treffen mit hochrangigen Politikern für eine politische Unterstützung der Ukraine geplant», teilte sein Bruder Vitali, der Bürgermeister von Kiew, mit. Es gehe dabei um wirtschaftliche, humanitäre und militärische Hilfe für den von Russland angegriffenen Staat.

«Wir sind dankbar für die geleistete Hilfe, brauchen aber im Krieg gegen die russische Armee dringend sowohl noch mehr humanitäre als auch militärische Unterstützung», sagte Klitschko der «Bild». Nach Informationen der Zeitung soll die Delegation mindestens zwei Tage in Deutschland bleiben. Demnach hatte die Delegation um mehrere Gespräche mit verschiedenen Ministern gebeten.

+++ Fast 2,4 Millionen Ukraine-Flüchtlinge in Polen angekommen +++

Knapp 2,4 Millionen Menschen aus der Ukraine haben seit dem Beginn der russischen Invasion vor mehr als einem Monat die Grenze zu Polen überschritten. Allein am Mittwoch seien rund 25 500 Menschen abgefertigt worden, teilte der polnische Grenzschutz beim Kurznachrichtendienst Twitter mit. Das sei ein Anstieg um 14 Prozent im Vergleich zum Vortag.

Es gibt keine offiziellen Angaben dazu, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen bleiben oder in andere EU-Staaten weiterreisen. Polen und die Ukraine verbindet eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze. Die Ukraine zählte vor dem Beginn des Kriegs mehr als 44 Millionen Einwohner.

Das polnische Eisenbahnunternehmen PKP Intercity hat bereits mehr als eine Million kostenlose Fahrkarten für Ukrainer ausgestellt. Davon seien die meisten, rund 300 000 Tickets, in Warschau ausgegeben worden, gefolgt von Krakau (Krakow) und dem Grenzbahnhof Przemysl. Die Passagierzahlen sind nach Angaben des Bahnunternehmens in den letzten Tagen zurückgegangen. Der Höhepunkt der Nachfrage sei im Zeitraum vom 7. bis 17. März erreicht worden.

DIE VERGANGENE NACHT IM ÜBERBLICK

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht noch keine konkreten Ergebnisse der Gespräche mit Russland über ein mögliches Ende des Kriegs. Den schönen Worten aus Moskau sei nicht zu trauen, sagte Selenskyj in der Nacht. Die Ukraine meldete auch weitere russische Angriffe. Abermals ringen beide Seiten um eine Feuerpause für die umkämpfte Stadt Mariupol. Moskau müsse dort Fluchtkorridore und Hilfen für Zivilisten zulassen, forderte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Die Bundesregierung hofft zudem auf mehr Klarheit, ob und wie Russland weiter Gas liefert.

Wirrwarr um künftige Zahlungen an Russland für Gas

Darüber will der russische Präsident Wladimir Putin mit Vertretern des Energieriesen Gazprom und der russischen Zentralbank reden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte aus Sorge vor möglichen Einschränkungen die erste von drei Krisenstufen des sogenannten Notfallplans Gas in Kraft gesetzt. Hintergrund ist die Ankündigung Russlands, Gas nur noch gegen Zahlungen in Rubel zu liefern. Deutschland und andere westliche Staaten pochen darauf, weiter in Euro und Dollar zu zahlen.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte am Mittwochabend nach einem Telefonat von Bundeskanzler Olaf Scholz mit Putin, die westlichen Zahlungen könnten auch nach dem 1. April wie üblich in Euro an die Gazprom-Bank gehen. Die Bank konvertiere dann das Geld in Rubel. Scholz habe dem nicht zugestimmt, sondern um schriftliche Informationen gebeten.

Russland kündigte an Kampfhandlungen an der nördlichen Front deutlich zurückzufahren

In den Verhandlungen mit der Ukraine über ein Ende des Kriegs hatte Russland am Dienstag angekündigt, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front deutlich zurückzufahren. Die Gespräche mit der russischen Delegation sollen auch nach Angaben des ukrainischen Verhandlungsführer David Arachamija am 1. April im Online-Format fortgesetzt werden. Ziel der Ukraine ist ein direktes Gespräch der Präsidenten beider Länder.

Ukraine: Raketenangriff auf Öldepot in Dnipro

Bei einem Raketeneinschlag in der Großstadt Dnipro wurde nach ukrainischen Angaben ein Treibstofflager zerstört. Trümmer hätten zudem zwei Tanklastwagen beschädigt, teilte der Leiter des Regionalrats, Mykola Lukaschuk, mit. Es habe keine Opfer gegeben. In Nowomoskowsk nordöstlich von Dnipro schlug ukrainischen Angaben zufolge eine Rakete in eine Fabrik ein. Auch hier gab es demnach keine Toten. Pawlo Kyrylenko vom Koordinierungszentrum der Region Donezk warf Russland den Einsatz von Phosphorgranaten vor. Der Luftwaffe in Kiew zufolge feuert Russland sogar vom Kaspischen Meer aus Raketen auf Ziele in der Ukraine ab. Die Angaben der Kriegsparteien sind nicht unabhängig zu überprüfen.

Vorbereitungen für ein «Referendum» in Cherson ?

Der ukrainische Generalstab meldete in der Nacht, Russland bereite in der eroberten Großstadt Cherson ein «Referendum» über die Errichtung einer moskaufreundlichen «Volksrepublik» vor. Damit versuche die einmarschierte Armee, die Gebiete im Süden der Ukraine mit «zivil-militärischen Verwaltungen» zu kontrollieren. Das Muster würde den mittlerweile von Russland als unabhängig anerkannten Separatistengebieten Donezk und Luhansk in der Ostukraine ähneln. Cherson hat knapp 300 000 Einwohner und hat eine wichtige Rolle beim Schutz der Hafenstadt Odessa im Südwesten des Landes.