Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine Newsblog
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Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Putin: Liefern Energieressourcen nicht an Länder mit Preisdeckel

  • Putin bietet Gaslieferung via Nord Stream 2 an - Lecks «Terrorismus»

  • Leck an Ölpipeline Druschba - Ministerium: Versorgung gesichert

  • Russland meldet Festnahmen wegen Explosion auf Krim-Brücke

  • Deutsches Flugabwehrsystem Iris-T in Ukraine eingetroffen

  • IAEA-Chef besorgt über neuerlichen Stromausfall im AKW Saporischschja

  • Biden: Putin hat sich "erheblich verkalkuliert"

  • Globaler Stimmungstest: Abstimmung zu Annexionen Russlands

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Putin: Liefern Energieressourcen nicht an Länder mit Preisdeckel +++

Angesichts des geplanten Ölpreisdeckels in der EU hat Kremlchef Wladimir Putin mit einem Lieferstopp von Energieressourcen gedroht. «Russland wird nicht gegen den gesunden Menschenverstand handeln und für das Wohlergehen anderer bezahlen», sagte Putin am Mittwoch bei der russischen Energiewoche in Moskau. «Wir werden keine Energieressourcen an Länder liefern, die ihre Preise begrenzen.»

Putin droht Ländern mit Preisdeckel (Symbolbild: Getty Images)
Putin droht Ländern mit Preisdeckel (Symbolbild: Getty Images)

Die EU hatte in der vergangenen Woche angesichts von Putins seit mehr als siebeneinhalb Monaten andauerndem Krieg gegen die Ukraine formal weitere Russland-Sanktionen beschlossen, darunter einen Ölpreisdeckel. Moskau reagierte bereits da mit Drohungen, die eigenen Ölexporte umzuleiten. Putin warnte nun zudem, durch eine solche Preisbremse werde sich das Investitionsklima weltweit verschlechtern.

+++ Putin bietet Gaslieferung via Nord Stream 2 an - Lecks «Terrorismus» +++

Zudem hat Putin nach den Lecks an der Ostsee-Pipeline Nord Stream Gaslieferungen durch den noch betriebsfähigen Strang der Pipeline Nord Stream 2 angeboten. «Man muss nur den Hahn aufdrehen», sagte Putin am Mittwoch bei einem Auftritt auf der russischen Energiewoche. Die Röhre sei wohl nicht so beschädigt worden, dass sie nicht mehr genutzt werden könne, sagte er.

Putin sprach von einem internationalen Terroranschlag gegen die Pipelines. «Es gibt keinen Zweifel, das ist ein Akt internationalen Terrorismus, ein zutiefst gefährlicher Präzedenzfall», sagte er. Ziel sei es, die Beziehungen zwischen der EU und Russland endgültig zu zerreißen und Europa zu schwächen. Als mutmaßliche Profiteure der Sabotage bezeichnete Putin unter anderem die USA. Bereits zuvor hatte der Kremlchef den Westen für die Lecks verantwortlich gemacht.

+++ Ukrainischer Präsidentenberater: Atomwaffen Putins letzter Joker +++

Der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch rechnet mit einer Rückeroberung des von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiets Cherson in spätestens anderthalb Monaten. Das sagte Arestowytsch der Wochenzeitung «Die Zeit». Kremlchef Wladimir Putin werde möglicherweise versuchen, die Ukraine zu einer Verlagerung der Truppen von Cherson weg nach Norden zu zwingen. Das werde ihm aber nicht gelingen, sagte Arestowytsch auf eine Frage, welche Lage er ein Jahr nach Kriegsbeginn Ende Februar erwarte. «Ich denke, im Februar kommenden Jahres könnte Putin taktische Atomwaffen einsetzen. Das ist sein letzter Joker.»

Angst vor einer atomaren Bedrohung hätten die Menschen in der Ukraine jedoch nicht, sagte der Berater im ukrainischen Präsidialamt. «Selbst wenn die Russen zehn bis zwanzig taktische Atomraketen einsetzen würden, dann würde das den Krieg nicht beenden.» In einem solchen Fall hätten die Russen nicht genügend Leute auf dem Boden, die es für eine Eroberung bräuchte, sagte Arestowytsch.

+++ Leck an Ölpipeline Druschba - Ministerium: Versorgung gesichert +++

An der Ölpipeline Druschba, durch die Öl aus Russland nach Europa fließt, ist in Polen ein Leck entdeckt worden. Die Ursache sei noch unbekannt, teilte der polnische Pipeline-Betreiber Pern am Mittwoch mit. Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums ist die Versorgungssicherheit in Deutschland trotz der Beschädigung gewährleistet. Die Raffinerien Schwedt in Brandenburg und Leuna in Sachsen-Anhalt erhielten weiter Rohöl über die Leitung, teilte eine Sprecherin des Ministeriums mit.

Die Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt teilte mit, dass dort weniger Öl ankomme. «Aktuell findet die Rohöllieferung mit reduzierter Kapazität statt», hieß es. Die Versorgung der Region mit Treibstoffen und Heizöl sieht das Unternehmen derzeit aber nicht gefährdet.

+++ Melnyk bittet Deutschland um weitere Luftverteidigungssysteme +++

Der scheidende Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, hat der Bundesregierung für die erfolgte Lieferung des ersten Luftverteidigungssystems Iris-T SLM gedankt. Für die Menschen in der Ukraine bedeute es, besser gegen Angriffe geschützt zu sein, sagte Melnyk am Mittwoch in Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Die vereinbarte Lieferung von nun noch drei weiteren Systemen sei ein wichtiger Schritt, sollte aber um zusätzliche Waffensysteme ergänzt werden. Dazu seien Entscheidungen der Bundesregierung schon jetzt nötig.

«Denn sie sehen: Putin führt diesen Krieg vor allem gegen Städte, gegen Menschen, gegen Infrastrukturobjekte, gegen Kraftwerke. Und deswegen müssen viel mehr Systeme kommen, auch aus Deutschland. Es müssen Aufträge schon heute erteilt werden, damit wir die Systeme nicht im Jahre 2024 bekommen», sagte Melnyk. Und: «Das ist mein Appell und das ist meine große Bitte an den Bundeskanzler (Olaf Scholz), weiterhin diesen Weg zu gehen.»

+++ Lindner: Ukraine braucht längerfristige Finanzhilfe +++

Finanzminister Christian Lindner will im Rahmen der G7 eine längerfristige Finanzhilfe für die Ukraine organisieren. «Wir werden intensiv miteinander sprechen über die Unterstützung der Ukraine, auch in finanzieller Hinsicht», kündigte der FDP-Politiker am Mittwoch am Rande der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington an. Neben der militärischen und logistischen Unterstützung müsse der ukrainische Staat auch funktionsfähig und liquide bleiben.

Für das laufende Jahr seien die nötigen Mittel unter anderem durch IWF und G7 inzwischen verfügbar. «Es geht jetzt darum, das auch in eine langfristige Perspektive zu bringen, das heißt, die Finanzierung des ukrainischen Staates auch im nächsten Jahr auf eine sichere Grundlage zu stellen», sagte Lindner.

+++ Russland meldet Festnahmen wegen Explosion auf Krim-Brücke +++

Wegen der Explosion auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke sind nach Behördenangaben acht Personen festgenommen worden. «Zum derzeitigen Zeitpunkt sind im Zusammenhang mit dem Strafverfahren fünf russische Staatsbürger und drei Staatsbürger aus der Ukraine und Armenien festgenommen worden», teilte der Pressedienst des russischen Geheimdienstes FSB am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit. Der Anschlag sei vom ukrainischen Militärgeheimdienst organisiert worden, berichtete der FSB weiter. Namentlich wird dessen Chef Kyrylo Budanow als Organisator genannt.

Eine Explosion und ein schwerer Brand haben die Krim-Brücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel schwer beschädigt (Bild: Uncredited/AP/dpa)
Eine Explosion und ein schwerer Brand haben die Krim-Brücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel schwer beschädigt (Bild: Uncredited/AP/dpa)

Am Samstagmorgen hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das für Russland strategisch und symbolisch wichtige Bauwerk schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben vier Menschen.

+++ IAEA-Chef besorgt über neuerlichen Stromausfall im AKW Saporischschja +++

Das umkämpfte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist innerhalb weniger Tage erneut von der externen Stromversorgung abgeschnitten worden. Die derzeit stillgelegten Reaktoren und die nuklearen Brennstofflager in dem russisch besetzten AKW müssen deshalb wieder mit Notstrom aus Dieselgeneratoren gekühlt werden, wie Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vor Ort am Mittwoch berichteten.

Das Kernkraftwerk Saporischschja steht immer wieder unter Beschuss (Bild: Olexander Prokopenko/AP/dpa)
Erneut gab es im Kernkraftwerk Saporischschja einen Stromausfall (Bild: Olexander Prokopenko/AP/dpa)

«Dieser wiederholte Netzausfall im AKW Saporischschja ist eine zutiefst beunruhigende Entwicklung», schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi auf Twitter. Laut IAEA verfügt das größte Atomkraftwerk Europas über Dieselvorräte, um die Kühlsysteme etwa 10 Tage lang auch ohne externen Strom zu betreiben und einen Atomunfall zu verhindern.

Der Stromausfall unterstreiche, wie dringend eine Sicherheitszone um das AKW eingerichtet werden müsse, schrieb Grossi weiter. Der Generaldirektor der IAEA hatte am Dienstag Russlands Präsidenten Wladimir Putin und vorige Woche den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj getroffen, um über seinen Plan einer Waffenstillstands-Zone zu sprechen. Noch diese Woche will Grossi erneut nach Kiew reisen.

+++ Ukraine: 30 Prozent der Energieinfrastruktur seit Montag getroffen +++

Die schweren russischen Luftangriffe haben nach Angaben aus Kiew seit Montag rund 30 Prozent der ukrainischen Energieinfrastruktur getroffen. Es sei das erste Mal seit Beginn des Krieges Ende Februar, dass Russland die Energieinfrastruktur «auf dramatische Weise ins Visier genommen» habe, sagte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko dem US-Sender CNN am Dienstag (Ortszeit).

Als einen Grund für die Angriffe sah Haluschtschenko, dass ukrainische Stromexporte den europäischen Ländern helfen würden, weniger russisches Gas und Kohle nutzen zu müssen. Das ukrainische Energiesystem sei «immer noch stabil». Er forderte andere Länder auf, «Luftabwehrsysteme bereitzustellen, die uns wirklich helfen könnten, unsere Infrastruktur zu schützen».

+++ Deutsches Flugabwehrsystem Iris-T in Ukraine eingetroffen +++

Kurz nach den neuen Raketenangriffen Russlands auf Dutzende ukrainische Städte hat Deutschland das Flugabwehrsystem Iris-T SLM an das Land übergeben. Dies gab der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow auf Twitter bekannt. «Eine neue Ära der Luftverteidigung» habe nun begonnen. Ausdrücklich bedankte er sich bei Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) für ihre starke Unterstützung der Ukraine, die sich seit Februar gegen eine russische Invasion wehrt.

Deutschland will Kiew zunächst vier der jeweils 140 Millionen Euro teuren Systeme des bodengestützten Typs von Iris-T zur Verfügung stellen, die Finanzierung von drei weiteren ist gesichert. Das System besteht aus mehreren Komponenten: Radaranlage, Gefechtsstand und drei auf Lastwagen montierten Raketenwerfern.

+++ Globaler Stimmungstest: Abstimmung zu Annexionen Russlands +++

Die Weltgemeinschaft soll am Mittwoch bei den Vereinten Nationen über die völkerrechtswidrige russische Annexion in der Ukraine abstimmen - das Votum wird auch als globaler Stimmungstest zu Moskaus Angriffskrieg im Nachbarland gesehen. Die UN-Vollversammlung wird planmäßig am Nachmittag (Ortszeit) - in der Nacht zum Donnerstag in Europa - über eine entsprechende Resolution abstimmen. Diese verurteilt Russlands Annexion und erklärt sie für ungültig. Zudem wird der Kreml aufgefordert, die Einverleibung der teils besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson rückgängig zu machen.

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+++ Biden: Putin hat sich "erheblich verkalkuliert" +++

Kremlchef Wladimir Putin hat sich mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden verschätzt. «Ich denke, er ist ein rationaler Akteur, der sich erheblich verkalkuliert hat», sagte Biden dem US-Sender CNN in einem Interview.

US-Präsident Joe Biden (Bild: Reuters)
US-Präsident Joe Biden (Bild: Reuters)

Putin sei fälschlicherweise davon ausgegangen, die Ukrainer würden sich einer russischen Invasion unterwerfen. «Ich glaube, er dachte, er würde mit offenen Armen empfangen werden», sagte Biden. «Ich glaube, er hat sich einfach völlig verkalkuliert.»

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+++ London: Russland setzt iranische Drohnen in der Ukraine ein +++

Bei seinen massiven Raketenangriffen auf ukrainische Städte hat Russland nach britischen Informationen auch iranische Kampfdrohnen eingesetzt. Die unbemannten Flugkörper vom Typ Shahed seien langsam und flögen sehr niedrig, wodurch sie für die Flugabwehr leicht zu treffen seien, teilte das Verteidigungsministerium in London am Mittwoch mit. Allerdings bestehe eine «realistische Möglichkeit», dass Russland mit dem Einsatz mehrerer Drohnen zugleich einigen Erfolg gehabt habe, hieß es unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse weiter.

Die russischen Truppen setzten die iranischen Drohnen, darunter sogenannte Kamikazedrohnen vom Typ Shahed-136, mindestens seit August ein, so das Ministerium. «Trotz einer gemeldeten Reichweite von 2500 Kilometern hat die Shahed-136 nur eine geringe explosive Nutzlast.» Daher sei unwahrscheinlich, dass die Drohne den gewünschten Effekt erziele.

+++ Papst ruft zu Ende der Gewalt in Ukraine auf +++

Papst Franziskus hat zu einem Ende der Gewalt in der Ukraine aufgerufen. «Mein Herz ist weiter dem ukrainischen Volk zugewandt, besonders den Bewohnern der Gegenden, auf die die Bombardements eingeschlagen sind», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Mittwoch zum Ende der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom.

Papst Franziskus (Bild: Reuters)
Papst Franziskus (Bild: Reuters)

Er bete dafür, dass der Schrei der Menschen gehört werde und dass diejenigen, die das Schicksal des Krieges in der Hand hätten, der Gewalt ein Ende setzen und ein friedliches Zusammenleben in Gerechtigkeit wieder aufbauen mögen.