Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Russland weist Moskau-Korrespondentin von «Politico» aus

  • Ukrainischer Geheimdienst SBU zeigt Videos von Sprengstoffbooten

  • Russland begrüßt neuen deutschen Botschafter mit Vorwürfen

  • Ukraine meldet Rückeroberung von Uroschajne im Süden

  • London: Russland baut eigene Angriffsdrohnen für Krieg gegen Ukraine

  • Ukrainische Donau-Häfen mit Kampfdrohnen angegriffen

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Russland weist Moskau-Korrespondentin von «Politico» aus +++

Die russische Regierung hat die Moskau-Korrespondentin der Europa-Ausgabe des US-Nachrichtenmagazins «Politico», Eva Hartog, des Landes verwiesen. «Eva Hartog hat Moskau sicher verlassen, nachdem die Verlängerung ihres Visums und die Übertragung ihrer Presseakkreditierung an "Politico" von den russischen Behörden abgelehnt wurden», schrieb der Chefredakteur von «Politico Europe», Jamil Anderlini, am Mittwoch in einer Erklärung. Zuvor soll Hartog vom russischen Außenministerium aufgefordert worden sein, das Land innerhalb von sechs Tagen zu verlassen.

Der Fall der 35-jährigen Niederländerin ist der Nachrichtenplattform zufolge die erste bekannte Ausweisung eines ausländischen Journalisten aus Moskau seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor mehr als 17 Monaten. In den Jahren davor hat Russland mehrfach ausländische Pressevertreter des Landes verwiesen. Nach dem Einmarsch verhaftete Russland den US-Journalisten vom «Wall Street Journal», Evan Gershkovich, wegen angeblicher Spionage, ohne bis heute Beweise für die Vorwürfe vorzulegen. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft.

Schon vor Gershkovichs Verhaftung kündigte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, das Ende der «maximalen Begünstigung» ausländischer Pressevertreter in Russland an. «Ab jetzt ist alles vorbei. Sie werden auf eine neue Art und Weise leben und Dokumente beantragen müssen», sagte sie bei einer Pressekonferenz im Februar.

Die Lage der russischen unabhängigen Presse ist desolat. Das russische Justizministerium hatte zuletzt eine Vielzahl von Bürgerrechtlern, unabhängigen Journalisten und Bloggern sowie Nichtregierungsorganisationen zu «ausländischen Agenten» erklärt. Laut Medienberichten haben rund 1000 russische Journalisten das Land seit Kriegsbeginn verlassen.

+++ Ukrainischer Geheimdienst SBU zeigt Videos von Sprengstoffbooten +++

Erstmals hat die Ukraine offizielle Videos der gegen russische Ziele eingesetzten Sprengstoffboote veröffentlicht. «Die Seedrohnen sind eine einzigartige Entwicklung des SBU. An dieser Entwicklung waren keine Privatunternehmen beteiligt», betonte der Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Wassyl Maljuk, in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Diese Drohnen seien gegen die Brücke zur Halbinsel Krim, das russische Landungsschiff «Olenogorski Gornjak» in der Bucht von Noworossijsk und den Tanker «SIG» vor der Krim eingesetzt worden. Die Boote, die im Juli die Krim-Brücke angriffen, trugen den Namen «Seebaby» und hatten den Angaben nach 850 Kilogramm Sprengstoff an Bord. Seit dem Angriff ist ein Teil der Straßenbrücke zur Reparatur gesperrt. Videos der Attacke veröffentlichte der SBU und stellte sie auch dem USA-Fernsehsender CNN zur Verfügung.

«Die Fertigung unserer Drohnen findet in einer unterirdischen Produktionsstätte auf dem Territorium der Ukraine statt», sagte der Geheimdienstchef. Dem SBU werde bei der Entwicklung und der Produktion auch von zivilen Ingenieuren und Computerfachleuten geholfen. Maljuk kündigte weitere Einsätze von Sprengstoffbooten an: «Ich verspreche Ihnen, das wird eine Überraschung, besonders für unsere Feinde».

Die Ukraine wehrt seit über 17 Monaten eine russische Invasion ab und hat mit der Rückeroberung besetzter Gebiete begonnen. Die Rückholung der 2014 von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim ist dabei eines der Hauptziele. Die für die Versorgung der Halbinsel wichtigen Brücken vom russischen Festland zur Krim wurden dafür von Kiew mehrfach angegriffen.

+++ Russland begrüßt neuen deutschen Botschafter mit Vorwürfen +++

Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, ist vom russischen Außenministerium mit heftigen Vorwürfen gegen Deutschland begrüßt worden. Der bisherige FDP-Bundestagsabgeordnete übergab am Mittwoch in Moskau im Außenministerium sein Beglaubigungsschreiben.

Dabei habe die russische Seite den «konfrontativen und unfreundlichen Charakter» der deutschen Politik in den bilateralen Beziehungen bemängelt, teilte das Ministerium mit. Die antirussische Politik Deutschlands mache jahrzehntelange Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zunichte; es herrsche eine «unvernünftige Russophobie».

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 gegen die Ukraine hat Deutschland die Beziehungen zu Russland stark eingeschränkt, den Import von Gas gestoppt und trägt internationale Sanktionen mit. Das russische Außenministerium nannte nach eigenen Angaben gegenüber Lambsdorff die deutsche Unterstützung für die Ukraine und Waffenlieferungen gefährlich.

Der neue Botschafter tritt in Moskau in die Nachfolge von Géza Andreas von Geyr an. Die Botschaft ist personell mittlerweile dünn besetzt. Russland und Deutschland haben gegenseitig viele Diplomaten ausgewiesen. Auch die Arbeit des Goethe-Instituts und anderer deutscher Organisationen in Russland ist stark eingeschränkt.

Die politische Lage sei enorm schwierig, und die Ansichten über die Ukraine «könnten gar nicht unterschiedlicher sein», sagte Lambsdorff (56) in einem am Mittwoch ausgestrahlten ZDF-Interview. Er hoffe, dass trotzdem ein professioneller Kontakt zur russischen Regierung möglich sei. Als Hauptaufgabe sehe er, «der Bundesregierung eine profunde Analyse der russischen Politik zur Verfügung zu stellen».

Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff. (Bild: Reuters)
Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff. (Bild: Reuters)

+++ Rumänien verurteilt russische Angriffe auf ukrainische Donauhäfen +++

Rumäniens Regierung hat die jüngsten russischen Angriffe auf ukrainische Donauhäfen und Getreidesilos nahe der Grenze des EU-Landes scharf verurteilt. «Ich verurteile mit Nachdruck die andauernden Angriffe Russlands auf unschuldige Menschen, auf die zivile Infrastruktur, einschließlich der Getreidesilos in den Häfen Reni und Ismail», schrieb Rumäniens Außenministerin Luminita Odobescu am Mittwoch auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Damit gefährde Russland «die Sicherheit der Lebensmittelversorgung und der Schifffahrt im Schwarzen Meer», schrieb die Ministerin weiter.

Die ukrainischen Donauhäfen Reni und Ismail liegen unmittelbar an der Grenze zu Rumänien. Sie sind in der Nacht zum Mittwoch von russischen Drohnen angegriffen worden, wobei auch Getreidesilos beschädigt wurden. Über diese Häfen laufen Teile der ukrainischen Getreideexporte.

+++ Ukraine meldet Rückeroberung von Uroschajne im Süden +++

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive im Süden das tagelang umkämpfte Dorf Uroschajne vollständig unter Kontrolle gebracht. «Uroschajne ist befreit», schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch im sozialen Netzwerk Telegram. Die ukrainischen Soldaten befestigten demnach ihre Stellungen am Ortsrand. Der Generalstab in Kiew teilte in seinem Morgenbericht mit, russische Gegenvorstöße auf den Ort seien abgewehrt worden.

Militärische Angaben zu Veränderungen an der Front lassen sich oft nicht sofort bestätigen; Experten analysieren die Bewegungen aber mit Hilfe von Fotos oder Videos aus dem Kampfgebiet. Uroschajne im Gebiet Donezk ist einer der Punkte, an denen die ukrainische Armee am weitesten in die verminten russischen Verteidigungslinien vorgedrungen ist. Russische Militärblogger hatten beklagt, dass die Reserven zu schwach gewesen seien, um das Dorf zu halten.

+++ London: Russland baut eigene Angriffsdrohnen für Krieg gegen Ukraine +++

Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste nun selbst hergestellte Angriffsdrohnen ein. Die unbemannten Fluggeräte basierten auf iranischen «Kamikaze»-Drohnen vom Typ Shahed, die Russland seit Monaten importiere, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. «Die einheimische Fertigung wird es Russland wahrscheinlich ermöglichen, eine zuverlässigere Versorgung mit Kamikaze-Drohnen aufzubauen.» Allerdings schwankten die Leistungen der Waffe, und die Ukraine habe die Mehrheit abwehren können.

Moskaus Ziel sei vermutlich eine Selbstversorgung in den kommenden Monaten, hieß es in London. «Allerdings ist Russland vorerst weiterhin auf Komponenten und ganze Waffen aus dem Iran angewiesen, die hauptsächlich über das Kaspische Meer verschifft werden.»

+++ Ukrainische Donau-Häfen mit Kampfdrohnen angegriffen +++

Die für den Getreideexport wichtigen Häfen der Ukraine an der Donaumündung sind in der Nacht auf Mittwoch von der russischen Armee mit Kampfdrohnen angegriffen worden. Wie die Verwaltung des Gebiets Odessa mitteilte, wurden in einem Hafen Lagerhäuser und Getreidesilos beschädigt. Der Ort wurde nicht genannt; Videos in sozialen Netzwerken zeigten allerdings, wie der Hafen Reni angegriffen wurde. Die Brände seien von der Feuerwehr gelöscht worden, schrieb Gouverneur Oleh Kniper auf Telegram. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben.

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, es seien nachts über den Gebieten Odessa und Mykolajiw 13 Kampfdrohnen iranischer Bauart abgeschossen worden. Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Auch die Häfen an der Donau, die eine wichtige Ausweichroute sind, wurden mehrmals aus der Luft angegriffen. Diese Angriffe finden oft nur wenige hundert Meter von Nato-Gebiet entfernt statt, weil am anderen Ufer der Donau Rumänien liegt.

Auch aus der Region Charkiw im Osten wurden nächtliche Drohnenangriffe gemeldet. Die Ukraine wehrt seit fast 18 Monaten eine russische Invasion ab.

+++ Lettland: Verstärkter Grenzschutz «klares Signal» an Belarus +++

Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins hat den verstärkten Schutz der Grenze zum benachbarten Belarus als «proaktive Maßnahme» bezeichnet. «Wir erhöhen einfach unsere Präsenz und senden ein klares Signal sowohl an unsere Gesellschaft als auch an die belarussischen Behörden, dass es keine Scherze geben wird», sagte er am Mittwoch im lettischen Fernsehen. Lettlands Grenze zu Belarus sei zugleich die EU-Außengrenze, die geschützt sei und es bleiben werde, sagte der Ministerpräsident des baltischen EU- und Nato-Landes.

Lettlands Grenzschutz hatte am Dienstag zusätzlich Einsatzkräfte mobilisiert, um der «rapide zunehmenden hybriden Bedrohung» an der Grenze Rechnung zu tragen. Auch forderte die Behörde Unterstützung von den Streitkräften und der Polizei an. Verteidigungsministerin Inara Murniece wies die Armee daraufhin an, zusätzliche Kräfte an die Grenze zu entsenden.

Innenminister Maris Kucinskis bezeichnete den verstärkten Schutz der Grenze im lettischen Radio als logischen Schritt, der im Einklang mit den für den Grenzschutz entwickelten Algorithmen getroffen worden sei. So sei die Zahl von Migranten, die über das Belarus unerlaubt in die EU einreisen wollten, deutlich angestiegen. Nach Behördenangaben wurden in Lettland in diesem Jahr bislang über 5800 Personen daran gehindert, illegal die Grenze zu überqueren.

Lettland hat eine rund 172 Kilometer lange Grenze zu Belarus - ein enger Verbündeter Russlands. Der Baltenstaat wirft dem Nachbarland und dessen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die Grenze zu bringen.

Wie Polen und Litauen, die beide auch bereits den Schutz der Grenze zu Belarus verstärkt haben, ist die Regierung in Riga zudem wegen Aktivitäten der russischen Privatarmee Wagner im Nachbarland besorgt. Deren Truppen schlugen nach dem gescheiterten Aufstand gegen Moskau ihr Lager in Belarus auf.

+++ «Ein Marathon, kein Sprint» - Ukrainische Politikerin zu langem Krieg +++

Rund anderthalb Jahre nach Beginn der russischen Invasion stellt die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk ihre Landsleute auf einen lange andauernden Kampf ein. «In diesem Krieg wird der Weg zum Sieg lang und schwierig sein», schrieb sie auf ihrem Blog im Netzwerk Telegram. «Wir bereiten uns auf einen Marathon vor, nicht auf einen Sprint, auf einen Kampf über zwölf Runden, nicht über drei», schrieb sie am Dienstagabend.

Die Ukraine wehrt seit dem 24. Februar 2022 eine russische Invasion ab. Eine vor zwei Monaten begonnene militärische Gegenoffensive ist bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Um durchzuhalten, solle jeder nur realistische Dinge in Angriff nehmen, sich auf die wichtigsten Ziele konzentrieren, riet Wereschtschuk.

«Korruption ist Verrat. Wenn wir sie nicht hart bekämpfen, wird es nicht funktionieren», schrieb die für Flüchtlinge und die russisch besetzten Gebiete zuständige Politikerin. Sie forderte auch eine Auszeit für innenpolitischen Streit, dieser müsse bis nach dem Krieg warten. «Wir tun unser Bestes hier und jetzt. Ruhig. Tag für Tag. Und wir unterstützen uns gegenseitig. Auch das ist wichtig. Deshalb haben wir letztes Jahr überlebt. Deshalb werden wir am Ende auch siegen.»