Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Selenskyj nimmt an Nato-Gipfel teil - aber kein schneller Beitritt

  • Nach Kampfjet-Zwischenfall: Verletztenzahl in Russland steigt

  • Bundesregierung: Keine Entscheidung über Ukraine-Beitritt zu Nato

  • USA haben Ukraine Hilfen über 35 Milliarden Dollar beigesteuert

  • Nato-Generalsekretär: Selenskyj hat Einladung zu Gipfel angenommen

  • Verteidigungsministerium: Gespräche mit Partnern über Patriot-Einsatz

  • Ukraine meldet nächtliche Drohnenangriffe - auch Kiew betroffen

Die aktuelle Newslage:

+++ Selenskyj nimmt an Nato-Gipfel teil - aber kein schneller Beitritt +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Gipfeltreffen des Verteidigungsbündnisses im Juli in Litauen teilnehmen. Dass dabei schon der Weg für eine Aufnahme des von Russland angegriffenen Landes in das westliche Militärbündnis freigemacht werden könnte, wie dies die Ukraine fordert, galt jedoch als sehr unwahrscheinlich.

«Ich habe ihn eingeladen, und ich freue mich, dass er die Einladung angenommen hat und am Nato-Gipfel in Vilnius teilnehmen wird», sagte Stoltenberg am Freitag am Rande eines Treffens der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe für die Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz.

Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Bild: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa)
Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Bild: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa)

Aus Russland kam am Freitag erneut Kritik an der Nato. «Die Nato setzt offensichtlich ihren Kurs fort, die Ukraine zu verschlingen und in das Bündnis zu ziehen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Nachrichtenagentur Interfax. Mit Blick auf den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin vor 14 Monaten angeordneten Einmarsch in die Ukraine sagte Peskow weiter: «All das zeigt einmal mehr jedem, der zumindest ein wenig Denkvermögen hat, die Richtigkeit der Entscheidung des Präsidenten über den Anfang dieser Operation.»

Ein offizielles Kriegsziel des Kremls lautet, eine Nato-Mitgliedschaft des Nachbarlands zu verhindern - auch wenn dieses als souveräner Staat grundsätzlich das Recht auf freie Bündniswahl hat. Die Ukraine hat das Ziel des Nato-Beitritts seit 2019 in der Verfassung verankert. Dem ging unter anderem die russische Annexion der Halbinsel Krim 2014 voran. Ein Beitritt der Ukraine vor Beginn der russischen Invasion im Vorjahr stand keinesfalls unmittelbar bevor.

+++ Lettland will alle Stinger-Flugabwehrraketen an Ukraine abgeben +++

Lettland hat nach den Gesprächen in Ramstein über weitere westliche Militärhilfe für die Ukraine die Lieferung von Waffen an das von Russland angegriffene Land angekündigt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums des baltischen EU- und Nato-Landes sollen alle sich noch im Bestand der lettischen Streitkräfte befindlichen Flugabwehrraketen vom Typ Stinger an Kiew übergeben werden. Zudem soll eine intensivere Ausbildung ukrainischer Soldaten in Lettland erfolgen, hieß in einer Mitteilung vom Freitag.

«Lettland hat auf die Bitte der Ukraine um Lieferung von Luftverteidigungssystemen reagiert und beschlossen, der Ukraine alle uns noch verbliebenen Stinger-Systeme zur Verfügung zu stellen. Wir werden unser Bestes tun, um sie so schnell wie möglich zu liefern», sagte Verteidigungsministerin Inara Murniece. Weitere Einzelheiten wie Stückzahlen oder einen Zeitplan teilte sie zunächst nicht mit.

+++ G7-Staaten diskutieren weitere Verschärfung von Russland-Sanktionen +++

In der Gruppe der führenden westlichen Industrienationen (G7) wird nach Angaben von Diplomaten über eine weitere Beschränkung des Handels mit Russland diskutiert. Angaben vom Freitag zufolge sind unter anderem die USA offen dafür, Exporte in das Land grundsätzlich zu untersagen und Ausnahmen nur für sorgfältig ausgewählte Produkte möglich zu machen. Dies könnten zum Beispiel landwirtschaftliche Erzeugnisse und Arzneimittel sein.

Bislang werden in Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine nur für ausgewählte Produkte Ausfuhrverbote erlassen. Dazu gehören in der EU beispielsweise Flugzeuge, Luxusgüter und bestimmte Computerchips. Grundsätzlich sind Exporte nach Russland weiter erlaubt.

Der Kreml in Moskau warnte am Freitag, ein komplettes Exportverbot nach Russland könnte die internationale Gemeinschaft ebenso beeinträchtigen: «Wir gehen davon aus, dass die aktuellen Sanktionen, die gegen unser Land verhängt wurden, und die neuen zusätzlichen Schritte, über die Brüssel und Washington jetzt vielleicht nachdenken, in jedem Fall natürlich auch die Weltwirtschaft treffen werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag laut Agentur Interfax. «Daher kann dies nur zum verstärkten Trend einer weltweiten Wirtschaftskrise führen.»

+++ Austin zu Nato-Erweiterung: «Erwarte, dass Schweden bald folgen wird» +++

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe bekräftigt, dass er mit einem baldigen Nato-Beitritt Schwedens rechnet. «Ich möchte anmerken, dass Finnland, das seit langem an dieser Kontaktgruppe teilnimmt, heute als neuer Nato-Partner anwesend ist. Ich erwarte, dass Schweden bald folgen wird», sagte Austin am Freitag am US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz.

Trotz der Querelen um den Nato-Beitritt Schwedens gehen die USA von einer Aufnahme des Landes noch bis zum Gipfel des Bündnisses in Vilnius im Sommer aus. Das hatte Austin am Mittwoch bei einem schwedischen Marinehafen Muskö deutlich gemacht. Man ermuntere die Verbündeten Türkei und Ungarn, Schwedens Beitritt so schnell wie möglich zu ratifizieren.

+++ Russland setzt neue Flottenchefs für Ostsee und Pazifik ein +++

Russlands Flottenverbände in der Ostsee und im Pazifischen Ozean haben jeweils einen neuen Kommandeur bekommen. Der bisherige Chef der Ostseeflotte, Admiral Viktor Liina, leitet nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax vom Freitag nun die Pazifikflotte. «Der stellvertretende Generalstabschef, Vize-Admiral Wladimir Worobjow, ist zum Kommandeur der Ostseeflotte ernannt worden. Die entsprechenden Dokumente sind unterzeichnet», berichtete Interfax unter Berufung auf Militärkreise weiter.

Die Ablösung des bisherigen Chefs der Pazifikflotte, Sergej Awakjanz, war am Donnerstag bekannt geworden. Resonanz rief die Neuigkeit vor allem im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt hervor: Erst vor wenigen Tagen hatte die Pazifikflotte ein unangekündigtes Großmanöver gestartet. Obwohl Präsident Wladimir Putin im Kreml bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu den Ablauf der Übungen lobte, wurde Awakjanz noch vor deren Ende beurlaubt.

+++ Unfähigkeitsvorwurf aus Kiew: EU-Chefdiplomat bekräftigt EU-Zusage +++

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat mit Beruhigungsversuchen auf schwere Vorwürfe des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba reagiert. Er habe mit Kuleba gesprochen, um zu bestätigen, dass die EU ihre Zusagen zur Lieferung von Munition einhalten werde, teilte der Spanier am Freitag mit. Die Dringlichkeit sei klar – die EU werde ihr Möglichstes tun, um schnell zu liefern.

Kuleba hatte zuvor auf Twitter geschrieben: «Die Unfähigkeit der EU, ihren eigenen Beschluss über die gemeinsame Beschaffung von Munition für die Ukraine umzusetzen, ist frustrierend.» Für die Ukraine würden «die Kosten der Untätigkeit in Menschenleben gemessen».

Kuleba spielte damit darauf an, dass in der EU seit Wochen darüber gestritten wird, unter welchen Voraussetzungen der Ukraine versprochene Munition künftig gemeinsam über die EU beschafft werden kann. Frankreich besteht nach Angaben von Diplomaten darauf, dass dies nur dann der Fall sein soll, wenn alle Bestandteile aus der EU stammen. Paris will damit erreichen, dass die EU dem französischen Ziel einer «strategischen Autonomie» näher kommt und die Abhängigkeit von anderen Weltregionen reduziert.

Das Versprechen der EU aus dem vergangenen März sieht vor, der Ukraine innerhalb von zwölf Monaten eine Million neue Artilleriegeschosse für den Kampf gegen Russland zu liefern. Sie sollen Engpässe der ukrainischen Streitkräfte verhindern und sie in die Lage versetzen, neue Offensiven gegen die Angreifer aus Russland starten zu können.

Borrell wies am Freitag auch auf die bisherigen Unterstützungsanstrengungen der EU für die Ukraine hin. Seinen Angaben zufolge haben Deutschland und andere EU-Staaten bereits mehr als 16 000 ukrainische Soldaten für den Abwehrkampf gegen Russland trainiert. Zudem seien Munition und Raketen im Wert von mehr als 600 Millionen Euro geliefert worden, teilte der Spanier am Freitag am Rande eines Treffens der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe für die Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein mit. «Die EU setzt sich weiterhin mit Partnern dafür ein, dass die Ukraine den Krieg für sich entscheidet», kommentierte Borrell.

+++ Ukraine wird Teil des EU-Katastrophenschutzverfahrens +++

Die Ukraine ist von nun an offizieller Teilnehmer am Katastrophenschutzverfahren der EU. Für das Land wurde über das Verfahren bereits seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 Hilfe bereitgestellt, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Freitag. Es sei die bislang größte und am längsten laufende Operation des Mechanismus. Die Ukraine habe so mehr als 88 000 Tonnen Ausrüstung, Nahrungs- und Arzneimittel erhalten.

Über das Katastrophenschutzverfahren wird in der Regel Hilfe im Fall von Naturkatastrophen wie Waldbränden oder Erdbeben koordiniert. So wird die Zusammenarbeit zwischen den 27 EU-Ländern und nun neun weiteren Teilnehmerstaaten gestärkt. Neben den EU-Staaten und jetzt der Ukraine beteiligen sich Island, Norwegen, Serbien, Nordmazedonien, Montenegro, Türkei, Bosnien und Herzegowina sowie Albanien.

+++ Nach Stoltenberg-Besuch in Kiew: Kreml rechtfertigt Krieg +++

Russland hat den Besuch von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew kritisiert - und als weitere Rechtfertigung für den seit 14 Monaten andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine genutzt. «Die Nato setzt offensichtlich ihren Kurs fort, die Ukraine zu verschlingen und in das Bündnis zu ziehen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag laut Nachrichtenagentur Interfax. Mit Blick auf den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten Einmarsch ins Nachbarland sagte Peskow weiter: «All das zeigt einmal mehr jedem, der zumindest ein wenig Denkvermögen hat, die Richtigkeit der Entscheidung des Präsidenten über den Anfang dieser Operation.»

Stoltenberg hatte der Ukraine bei einem überraschenden Besuch am Donnerstag weitere Unterstützung bei ihren Bemühungen um einen Beitritt zum Militärbündnis versprochen. «Der Ukraine steht ein Platz in der Nato zu», sagte der 64-Jährige in Kiew. Mit Unterstützung der Nato werde sie diesen auch im Laufe der Zeit einnehmen können. Später sprach er sich auf dem amerikanischen Militärstützpunkt Ramstein für eine Fortsetzung der Gespräche über eine Abgabe westlicher Kampfjets an die Ukraine aus.

+++ Nach Kampfjet-Zwischenfall: Verletztenzahl in Russland steigt +++

Nach einer versehentlich durch einen Kampfjet ausgelösten Explosion in der russischen Großstadt Belgorod ist die Zahl der Verletzten auf drei gestiegen. Niemand schwebe in Lebensgefahr, teilte der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden Region, Wjatscheslaw Gladkow, am Freitag auf Telegram mit.

Am Donnerstagabend hatte sich an einer Belgoroder Straßenkreuzung eine schwere Explosion ereignet, die einen Krater von rund 20 Metern Radius in den Boden riss. Später teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit, ein russischer Kampfjet habe «ungeplant Munition abgeschossen». Zunächst war von zwei verletzten Frauen die Rede gewesen.

Eine von einem russischen Kampfjet versehentlich ausgelöste schwere Explosion hat die Großstadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine erschüttert (Bild: Uncredited/Telegram Channel of Belgorod Region Governor Vyacheslav Gladkov/AP)
Eine von einem russischen Kampfjet versehentlich ausgelöste schwere Explosion hat die Großstadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine erschüttert (Bild: Uncredited/Telegram Channel of Belgorod Region Governor Vyacheslav Gladkov/AP)

Auf Videos in sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie neben einer Straße und in unmittelbarer Nähe zu mehrstöckigen Gebäuden eine Rauchwolke aufsteigt. Einige Sekunden später detoniert das Geschoss: Zu sehen ist, wie die Straße an der Stelle aufreißt und ein Feuerschwall aufsteigt. Laut Gouverneur Gladkow wurden alle Bewohner eines beschädigten Wohnhauses vorübergehend umgesiedelt. Einige seien bei Verwandten untergekommen, andere im Hotel.

Russland führt seit 14 Monaten Krieg gegen die Ukraine. Angriffe gegen das Nachbarland werden teils auch von Belgorod aus gestartet.

+++ Bundesregierung: Keine Entscheidung über Ukraine-Beitritt zu Nato +++

Eine Entscheidung über einen möglichen Nato-Beitritt der Ukraine steht nach Angaben der Bundesregierung momentan nicht an. Im Vordergrund stehe jetzt die weitere militärische, finanzielle und humanitäre Unterstützung des Landes, sagte eine Regierungssprecherin am Freitag in Berlin. Darüber sei man sich mit den Partnern einig. «Es steht jetzt im Moment keine Entscheidung über einen Beitritt der Ukraine an». Im Kreis der Verbündeten werde das aber weiter besprochen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte am Donnerstag bei seinem Besuch in der Ukraine dem Land weitere Unterstützung bei seinen Bemühungen um einen Beitritt zum Militärbündnis versprochen. «Der Ukraine steht ein Platz in der Nato zu», sagte er. Eine genaue zeitliche Perspektive für den Beitritt gibt es bislang nicht. Stoltenberg hatte Anfang des Monats ein neues Unterstützungsprogramm für den Weg zur geplanten Mitgliedschaft angekündigt und darauf verwiesen, dass es gemeinsame Position der Nato sei, dass die Ukraine Mitglied werde.

+++ Lindner sagt Ukraine Solidarität und Hilfe zu +++

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Solidarität und Unterstützung zugesagt. «Wir leisten unseren Beitrag dazu, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukraine in diesem Krieg dauerhaft größer bleibt als die Bösartigkeit, die von (Kreml-Chef Wladimir) Putin ausgeht», sagte der Bundesfinanzminister am Freitag beim Bundesparteitag der FDP in Berlin. «Wer in dieser Phase der Geschichte nicht an der Seite der Ukraine steht, der steht auf der falschen Seite der Geschichte.»

Lindner forderte, den Angreifer Russland politisch, rechtlich und wirtschaftlich vollständig zu isolieren - «weil es kein business as usual mit denen geben kann, die das Völkerrecht brechen». Die Ukraine kämpfe für all das, was auch Deutschland heilig sei, betonte Lindner. Er stellt sich beim Bundesparteitag zur Wiederwahl als Parteichef.

+++ USA haben Ukraine Hilfen über 35 Milliarden Dollar beigesteuert +++

Die USA haben der Ukraine laut Verteidigungsminister Lloyd Austin seit Kriegsbeginn Militärhilfen im Wert von mehr als 35 Milliarden Dollar (knapp 32 Milliarden Euro) beigesteuert. Das sagte Austin am Freitag zum Auftakt des Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe am US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz.

Beim ihrem vierten Treffen wollen die Partner Austin zufolge etwa über Luftabwehr und Munition sprechen. «Die Ukraine braucht dringend unsere Hilfe, um ihre Bürger, Infrastruktur und Einheiten vor der Bedrohung durch russische Raketen zu schützen», sagte er. Man werde die Ukraine so lange wie nötig unterstützen.

Austin zufolge machten die Bemühungen der Partner für die Ukraine einen großen Unterschied auf dem Schlachtfeld. Sie verdeutlichten, wie sehr sich der Kreml verkalkulierte. Russland hat vor mehr als einem Jahr seine Invasion in die Ukraine begonnen.

Zuvor traf sich die Ukraine-Kontaktgruppe bereits dreimal in Ramstein. Auch bei diesem vierten Treffen wurden Vertreter von Staaten erwartet, die nicht der Nato angehören.

+++ Nato-Generalsekretär: Selenskyj hat Einladung zu Gipfel angenommen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Gipfeltreffen des Verteidigungsbündnisses in Litauen teilnehmen. «Ich habe ihn eingeladen, und ich freue mich, dass er die Einladung angenommen hat und am Nato-Gipfel in Vilnius teilnehmen wird», sagte Stoltenberg am Freitag am Rande eines Treffens der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe für die Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz.

Selenskyj und Stoltenberg (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)
Selenskyj und Stoltenberg (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)

Der Nato-Gipfel in der litauischen Hauptstadt wird am 11. und 12. Juli stattfinden. Unklar blieb zunächst, ob Selenskyj tatsächlich anreisen wird oder nur per Videokonferenz an Beratungen teilnimmt. Aus Sicherheitsgründen werden die Reisen des ukrainischen Präsidenten nicht angekündigt.

+++ Rumänien verzichtet auf Importverbot für Getreide aus Ukraine +++

Anders als andere osteuropäische Staaten verhängt das EU-Land Rumänien kein Importverbot für Getreide und andere Lebensmittel aus der Ukraine. Dies erklärte der rumänische Landwirtschaftsminister Petre Daea am Freitag nach einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Mykola Solski.

Seit dem vergangenen Wochenende haben Polen, Ungarn, die Slowakei und Bulgarien den Import von Getreide aus der Ukraine vorläufig verboten. Die osteuropäischen Länder begründeten dies mit der Verzerrung ihrer eigenen Binnenmärkte wegen der billigen ukrainischen Produkte. Diese genießen derzeit infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Zollfreiheit in der EU. Die Slowakei begründete ihre Maßnahmen außerdem mit einem über EU-Normen liegenden Pestizid-Gehalt in einigen ukrainischen Getreideproben.

«Wir erwarten eine schwierigere Situation für das Land, da andere ihre Grenzen geschlossen haben», zitierte die Nachrichtenagentur Mediafax den rumänischen Minister Daea am Freitag. Zugleich nehme man in Bukarest die Testergebnisse aus der Slowakei ernst. Deshalb würde der rumänische Zoll nun bei Transitladungen aus der Ukraine Proben entnehmen, die Fahrzeuge plombieren und ihren Weg durch elektronische Datenerfassung verfolgen. Sein ukrainischer Kollege Solski habe Verständnis für die Maßnahmen gezeigt, fügte er hinzu.

+++ US-Verteidigungsminister betont Einheit mit Partnern nach US-Leaks +++

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat nach den online in Umlauf gebrachten Geheimdienstdokumenten eine enge Zusammenarbeit mit den Partnern der USA betont. «Ich nehme dieses Problem sehr ernst und wir werden weiter eng und respektvoll mit unseren hoch geschätzten Verbündeten und Partnern zusammenarbeiten», sagte er am Freitag beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe am US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz. Er habe das Thema mit den Verbündeten besprochen und sei von der Solidarität, beeindruckt gewesen. «Wir werden es nicht zulassen, dass irgendetwas unsere Einheit aufbricht.»

Hintergrund sind ins Internet gelangte Geheimdokumente zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die auch Details zu angeblichen Spähaktionen der USA gegen Partner enthalten. Ein 21 Jahre alter Militärangehöriger steht im Verdacht, diese in einem geschlossenen Chat-Raum veröffentlicht zu haben. Die Dokumente mit Informationen zu Waffenlieferungen und Einschätzungen zum Kriegsgeschehen kursierten über Wochen im Netz.

+++ Stoltenberg will weitere Gespräche über Kampfjets für die Ukraine +++

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich für eine Fortsetzung der Gespräche über eine Abgabe von westlichen Kampfjets an die Ukraine ausgesprochen. Man müsse über Lieferungen durch Bündnispartner weiter diskutieren, sagte Stoltenberg am Freitag am Rande eines Treffens der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe für die Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein.

Bei seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag habe dieser gesagt, dass die Ukraine weitere Waffen brauche, so Stoltenberg. Darunter seien auch Jets und Luftverteidigungssysteme gewesen.

Bislang hat die Ukraine aus dem Westen lediglich Kampfjets sowjetischer Bauart vom Typ Mig-29 erhalten. Die Streitkräfte des Landes wünschen sich allerdings Flugzeuge westlicher Bauart für den Abwehrkampf gegen Russland. Das könnten zum Beispiel in den USA gebaute F-16 sein.

Stoltenberg machte in Ramstein deutlich, dass er die Diskussion über weitere Waffenlieferungen in der derzeitigen Situation für deutlich wichtiger hält als die Planungen für einen Nato-Beitritt der Ukraine. «Jetzt geht es vor allem darum, dass die Ukraine siegt», sagte Stoltenberg mit Blick auf den russischen Angriffskrieg. «Denn wenn sich die Ukraine nicht als souveräne unabhängige Nation in Europa durchsetzt, dann ist es sinnlos, über eine Mitgliedschaft zu diskutieren.»

+++ Gouverneur: Schwere Explosion in russischer Grenzstadt Belgorod +++

Eine von einem russischen Kampfjet versehentlich ausgelöste schwere Explosion hat die Großstadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine erschüttert. «Auf der Kreuzung einer der Hauptstraßen hat sich ein riesiger Krater mit einem Radius von 20 Metern gebildet», teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Donnerstagabend mit. Zwei Frauen seien verletzt worden. Das Verteidigungsministerium in Moskau räumte derweil später ein, dass ein russisches Kampfflugzeug über der Stadt eine Bombe verloren habe.

«Am 20. April 2023 gegen 22:15 Moskauer Zeit (21:15 Uhr MEZ) ist es beim Flug eines Su-34-Flugzeugs der Luftwaffe über der Stadt Belgorod zu einem ungeplanten Abschuss von Bordmunition gekommen», heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Untersuchungen laufen demnach.

In umliegenden Wohnblöcken seien durch die Explosion Scheiben zu Bruch gegangen, hieß es. Laut Gladkow wurden die Bewohner für die Nacht im Hotel untergebracht. Es werde geprüft, ob tragende Wände in den Gebäuden beschädigt worden seien. Mehrere Autos seien schwer beschädigt worden und Strommasten gekappt.

+++ Verteidigungsministerium: Gespräche mit Partnern über Patriot-Einsatz +++

Nach Berichten über ein geplantes Ende des Einsatzes deutscher Patriot-Flugabwehrsysteme in Polen zum Juni hat das Verteidigungsministerium klargestellt, dass es dazu noch Gespräche mit den Nato-Partnern geben werde. «Die Aussagen zu Stationierungsplänen unserer Patriot-Staffel in Polen und der Slowakei bezogen sich auf ursprüngliche Planungen», teilte das Ministerium am Freitag mit.

Die Patriot-Systeme seien Teil der Schnellen Eingreiftruppe der Nato, hieß es. Entscheidungen würden deshalb in enger Abstimmung mit den Nato-Streitkräften in Europa getroffen und bedürften stets einer gesonderten politischen Entscheidung. Beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz an diesem Freitag werde sich Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in dieser Angelegenheit intensiv mit allen Partnern und Verbündeten besprechen.

+++ London: Russen überbewerten Schlammproblem für ukrainische Offensive +++

Russische Online-Medien überbewerten nach Einschätzung britischer Militärexperten absichtlich die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit für die erwartete ukrainische Gegenoffensive. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine am Freitag hervor.

Demnach verlangsamt Schlamm militärische Einsätze auf beiden Seiten. Die Auswirkung auf die ukrainische Offensive werde von russischer Seite aber überbewertet, um die eigene Moral zu heben, so die Briten. «Die Bodenbeschaffenheit dürften sich in den kommenden Wochen verbessern», hieß es weiter. Eine größere Einschränkung für die Manövrierbarkeit abseits von Straßen dürfte demnach die Gefahr durch Landminen sein.

+++ Ukraine meldet nächtliche Drohnenangriffe - auch Kiew betroffen +++

Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kiew erneut mit Kampfdrohnen angegriffen. Acht der landesweit insgesamt zehn Angriffe hätten in der Nacht zum Freitag abgewehrt werden können, teilte der ukrainische Generalstab auf Facebook mit. Erstmals seit knapp einem Monat hätten russische Drohnen auch wieder die Hauptstadt Kiew beschossen. Zwischenzeitlich war nachts in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgelöst worden. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt.

Russland hat vor mehr als einem Jahr einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland begonnen. Seit dem vergangenen Herbst setzt Moskau bei seinen Angriffen verstärkt Kampfdrohnen iranischer Bauart ein.