Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Nachrichten des Tages nachlesen.

  • Tote und Verletzte nach ukrainischem Raketenangriff

  • London: Offensiven beider Seiten in der Ukraine kommen nicht voran

  • Kiews Außenminister Kuleba wirbt in Berlin um Unterstützung

  • USA weiten Sanktionen gegen Russland aus

  • Außenminister: Nahost-Konflikt schmälert Ukraine-Hilfe nicht

  • Über 70 Schiffe seit September in ukrainische Seehäfen eingelaufen

Die aktuelle Newslage:

+++ Tote und Verletzte nach ukrainischem Raketenangriff +++

Im russisch besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson sind mehrere Menschen Opfer eines Raketeneinschlags geworden. Sieben Zivilisten seien dabei getötet und neun verletzt worden, meldeten örtliche Medien am Freitag unter Berufung auf die russischen Besatzungsbehörden. Bilder zeigten ein stark zerstörtes Gebäude des örtlichen Arbeitsamts. Den Angaben nach soll die Ukraine sechs Raketen abgefeuert haben, von denen vier abgefangen werden konnten. Die Informationen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Der betroffene Ort Tschaplynka befindet sich gut 50 Kilometer hinter der Frontlinie. Die Siedlung mit knapp 10 000 Einwohnern wurde sofort nach dem Beginn der russischen Invasion vor mehr als 20 Monaten besetzt.

+++ London: Offensiven beider Seiten in der Ukraine kommen nicht voran +++

In der Ukraine kommen nach Einschätzung britischer Militärexperten beide Seiten mit ihren Offensiven kaum voran. Das ging am Freitag aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervor. Der ukrainische Vorstoß im Süden sei «relativ statisch» zwischen zwei gut vorbereiteten defensiven Positionen der Russen. Gleichzeitig sei ein großangelegter Angriff der Russen bei dem Ort Awdijiwka in der östlichen Region Donbass angesichts starker ukrainischer Abwehr zum Erliegen gekommen.

«Ein Hauptfaktor bei diesem Phänomen ist höchstwahrscheinlich die relative Ausschaltung taktischer Luftüberlegenheit: Beide Seiten haben weiterhin erhebliche Luftabwehrkapazitäten, die Kampfjets daran hindern, effektive Luftunterstützung für Angriffe zu liefern», hieß es in der Mitteilung weiter. Vor allem seien auch die geografischen Verhältnisse von Bedeutung, da angesichts einer zu schützenden Frontlinie von 1200 Kilometern auf beiden Seiten kaum Truppen für einen Durchbruch zur Verfügung stünden.

+++ Kiews Außenminister Kuleba wirbt in Berlin um Unterstützung +++

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat in Deutschland inmitten der internationalen Aufmerksamkeit für den Krieg im Nahen Osten um weitere Unterstützung für sein Land geworben. «Glauben Sie an uns, unterstützen Sie unseren Kampf. Und unser Sieg wird auch Ihr Sieg sein», appellierte Kuleba am Freitag bei einem Besuch im ZDF-Morgenmagazin. Zugleich machte der Außenminister deutlich, dass zwar die mediale Aufmerksamkeit für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zurückgegangen, die politische Unterstützung der Partner im Westen aber anhaltend hoch sei. Der Westen räume der Hilfe für die Ukraine neben der Solidarität mit Israel weiter «Priorität» ein.

Kuleba dankte Deutschland für die bisher gelieferten Flugabwehrsysteme zum Schutz ukrainischer Städte. Zugleich hofft das Land demnach unverändert darauf, dass Deutschland auch weitreichende Marschflugkörper vom Typ Taurus im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg liefert. Die Ukraine sei bereit, sich an Forderungen zu halten, die Waffen nicht außerhalb ihrer Grenzen gegen russisches Staatsgebiet einzusetzen, sagte Kuleba.

Kuleba hat bei seinem Deutschland-Besuch mit dem Konzern Rheinmetall Möglichkeiten weiterer Rüstungskooperationen ausgelotet. «Die Ukraine wird mehr Waffen und Munition haben, um sich selbst zu verteidigen, Zivilisten und Infrastruktur vor russischen Angriffen zu schützen», schrieb der Diplomat nach seinem Treffen mit Rheinmetall-Chef Armin Papperger am Freitag beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Konkretere Angaben zum Inhalt des Treffens in Berlin machte er nicht.

+++ Massiver russischer Drohnenangriff auf das ukrainische Hinterland +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Einsatz von «knapp 40» russischen Kampfdrohnen gegen zehn Gebiete des Landes beklagt. «Leider gab es auch Einschläge. Nach vorläufigen Angaben ohne Opfer», teilte der Staatschef am Freitag in sozialen Netzwerken mit. Ihm zufolge betraf das drei Gebiete: Charkiw im Osten und Lwiw sowie Iwano-Frankiwsk im Westen. Nur etwa die Hälfte der Drohnen sei abgefangen worden. Die ukrainische Luftwaffe hatte zuvor über 24 Abschüsse informiert.

In der Nacht hat es heftige Drohnenangriffe auf die Ukraine gegeben (Bild: REUTERS/Sofiia Gatilova)
In der Nacht hat es heftige Drohnenangriffe auf die Ukraine gegeben (Bild: REUTERS/Sofiia Gatilova)

Selenskyj versprach, die Flugabwehr weiter zu stärken. Russland wolle mit dem näherrückenden Winter mehr Schaden anrichten, sagte er. Am Vortag hatte Selenskyjs Büroleiter Andrij Jermak mitgeteilt, dass Russland allein im Oktober 243 Drohnen des iranischen Typs Shahed in der Ukraine eingesetzt habe. Die Abschussquote soll bei knapp 94 Prozent gelegen haben.

+++ USA weiten Sanktionen gegen Russland aus +++

Die USA haben neue Sanktionen gegen Dutzende Unterstützer des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängt.

Die Sanktionen zielen unter anderem auf eine Schwächung des russischen Energie- und Rohstoffsektors ab, wie aus Mitteilungen des Finanz- und Außenministeriums in Washington hervorgeht. Zudem richteten sie sich gegen diejenigen, die sich an der Umgehung von Sanktionen beteiligen. Betroffen von den Strafmaßnahmen sind sowohl Personen als auch Unternehmen und Einrichtungen.

Neu auf die Sanktionsliste kommen etwa der Betreiber eines Flüssigerdgas-Projekts des großen russischen Erdgasunternehmens Novatek in der russischen Arktis und das Bergbauunternehmen Rustitan, das ein Projekt zur Erschließung des größten Titanerzvorkommens der Welt in Russland verantwortet. Auf der Liste steht auch der Name Alexander Sacharow: Er ist für den Bau der russischen Lancet-Drohnen verantwortlich, die zuletzt vermehrt in der Ukraine zum Einsatz gekommen sind.

Als Folge der Sanktionen werden mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA gesperrt. US-Bürgern und auch allen anderen, die sich in den Vereinigten Staaten aufhalten, sind Geschäfte mit den sanktionierten Firmen, Einrichtungen und Personen untersagt. Auch internationale Geschäfte werden durch die Sanktionen für Betroffene meist deutlich schwieriger.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte das neue US-Sanktionspaket gegen Russland als «sehr kraftvoll». Weitere wichtige Bereiche der Wirtschaft des Aggressors seien nun mit Strafmaßnahmen belegt. Es müsse aber auch verhindert werden, dass Moskau die Sanktionen umgehen könne, sagte Selenskyj in seiner am Donnerstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Russland bezeichnete die Sanktionen wiederholt als wirkungslos.

Selenskyj zeigte sich einmal mehr siegessicher. «Ich bin überzeugt, dass die Ukraine definitiv gewinnen wird», sagte er über den Krieg, den Russland vor mehr als 20 Monaten begonnen hat. Ukrainische Medien, die in aller Regel keine Kritik üben an Selenskyj, hoben hervor, dass der Präsident in seiner Videobotschaft nicht auf die viel beachteten Aussagen des ukrainischen Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj reagiert habe, nach denen der Abnutzungskrieg in die Sackgasse geraten sei. Stillstand auf dem Schlachtfeld helfe nur Russland, die Verluste seiner Armee auszugleichen, hatte Saluschnyj gesagt.

+++ Außenminister: Nahost-Konflikt schmälert Ukraine-Hilfe nicht +++

Nach den Worten von Außenminister Dmytro Kuleba spürt die Ukraine trotz des neuen Kriegsschauplatzes in Nahost momentan nicht, «dass die Unterstützung unserer Partner in irgendeiner Form abnimmt». Vielmehr habe sein Land «Zusagen auf allen Ebenen erhalten, dass die Unterstützung für die Ukraine fortgeführt werden wird», sagte Kuleba in der ZDF-Sendung «maybrit illner». Die Partner hätten dafür auch die Kapazitäten. Allerdings gelte auch für den Konflikt zwischen Israel und Palästinensern: «Je länger dieser Krieg andauert, desto mehr Ressourcen wird er in Anspruch nehmen.»

+++ Über 70 Schiffe seit September in ukrainische Seehäfen eingelaufen +++

Trotz russischer Luftangriffe auf Hafenanlagen sollen seit September bereits wieder über 70 Handelsschiffe ukrainische Seehäfen am Schwarzen Meer angelaufen haben. Marinesprecher Dmytro Pletentschuk bezifferte dabei das Exportvolumen am Donnerstag im ukrainischen Auslandsfernsehen auf fast 1,5 Millionen Tonnen pro Monat. Während des bis zum Sommer von Russland mitgetragenen Abkommens über die Ausfuhr ukrainischen Getreides waren es durchschnittlich 2,8 Millionen Tonnen an Agrargütern pro Monat gewesen.

Der Schlüssel für den Aufwärtstrend seien geringere Versicherungskosten, sagte der Marinesprecher. Diese seien gesunken, nachdem im September erste Frachter trotz der Gefahr durch russischen Beschuss unbeschadet ukrainische Schwarzmeerhäfen angelaufen und wieder verlassen hatten. «Und außerdem hat sich dieser Kanal bereits in einen Export-Import-Kanal verwandelt», betonte Pletentschuk. Russland hatte seine Versuche einer Seeblockade mit der Verhinderung von Waffenlieferungen auf dem Seeweg in die Ukraine begründet.

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 war der ukrainische Seehandel zum Erliegen gekommen. Trotz des laufenden Krieges konnte - durch Vereinte Nationen und die Türkei vermittelt - für fast zwölf Monate ein sogenannter Getreidekorridor eingerichtet werden. Ziel war es, zur Stabilisierung der internationalen Lebensmittelpreise den Export von ukrainischem Getreide zu erleichtern. Schiffe konnten in dieser Zeit nur nach vorheriger russischer Kontrolle ukrainische Seehäfen anlaufen. Moskau ließ das Abkommen im Juli auslaufen. Im September erklärte Kiew dann, selbst für die sichere Passage zu sorgen.