Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Montag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Newsticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Nachrichten des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Kanzler Scholz telefoniert mit ukrainischem Präsidenten Selenskyj

  • Selenskyj: Putin hat nicht alles unter Kontrolle

  • Moskau erwägt Verschiebung von Wahlen in besetzten Gebieten

  • Moskau: Söldneraufstand hatte keinen Einfluss auf die Front

  • Russische Besatzer: Brücke zur Krim bei Tschonhar repariert

  • Kiew spricht von «ziemlich komplizierter» Lage an Front im Osten

  • Kiew meldet abgewehrte Drohnenangriffe in Süd- und Ostukraine

  • Kiew: 37 Quadratkilometer innerhalb einer Woche befreit

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Kanzler Scholz telefoniert mit ukrainischem Präsidenten Selenskyj +++

In einem Telefonat haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die politische, militärische und humanitäre Lage in der Ukraine erörtert. Selenskyj habe in dem Gespräch am Montag der Bundesregierung für die militärische Unterstützung im Abwehrkampf gegen die russische Invasion gedankt, insbesondere zur Stärkung der Luftverteidigung und Artillerie, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

Der Kanzler bekräftigte demnach «die fortwährende und unverbrüchliche Solidarität» mit der Ukraine. Deutschland werde die Unterstützung, auch im militärischen Bereich, in enger Abstimmung mit europäischen und internationalen Partnern fortführen.

Einer Mitteilung Selenskyjs zufolge sind in dem Gespräch auch die ukrainischen und deutschen Positionen vor dem Nato-Gipfel in Vilnius in der kommenden Woche abgestimmt worden. Laut Medienberichten ist über eine persönliche Teilnahme Selenskyjs am Gipfeltreffen bisher noch nicht entschieden worden. In dem Telefonat seien zudem «zukünftige Sicherheitsgarantien» für die Ukraine besprochen worden. Details nannte Kiew jedoch nicht.

Der Bundeskanzler und der ukrainische Präsident vereinbarten nach Angaben Hebestreits überdies, «ihren konstruktiven Austausch auch mit Blick auf die globale Unterstützung für eine Friedenslösung fortzuführen und weiter eng in Kontakt zu bleiben».

Scholz und Selenskyj riefen zudem zur Verlängerung des Getreideabkommens unter der Ägide der Vereinten Nationen über den 17. Juli hinaus auf, weil es dazu beitrage, die globale Versorgung mit Lebensmitteln zu verbessern.

Das Abkommen wurde im vergangenen Sommer geschlossen und beendete eine mehrmonatige russische Seeblockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen, die Moskau nach Beginn seines Angriffskriegs gegen den Nachbarstaat verhängt hatte. Russland forderte im Gegenzug die Lockerung der westlichen Sanktionen, die russische Agar- und Düngemittelexporte behinderten. Moskau beklagte seither mehrfach, dass diese Forderung nicht umgesetzt wurde.

+++ Selenskyj: Putin hat nicht alles unter Kontrolle +++

Die massive Präsenz der russischen Armee in der Ukraine - statt in den Kasernen in der Heimat - hat nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Blitzrevolte der Wagner-Truppe in Russland ermöglicht. «Putin hat die Sicherheitslage nicht unter Kontrolle», sagte Selenskyj dem US-Sender CNN mit Blick auf den russischen Staatschef. «Wir wissen alle, dass seine gesamte Armee in der Ukraine ist, fast die gesamte Armee ist dort. Deshalb war es für die Wagner-Truppen so einfach, durch Russland zu marschieren. Wer hätte sie aufhalten können?»

Die Reaktion des Kremlchefs auf den Aufstand der von Jewgeni Prigoschin angeführten Privatarmee Wagner vor gut einer Woche bewertete Selenskyj als «schwach». Die Rebellion habe gezeigt, dass Putin nicht alles kontrolliere. Die Vertikale der Macht - das System, in dem sich alles dem Kreml unterordnet - zerfalle, sagte Selenskyj.

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild Reuters)
Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild Reuters)

+++ Moskau erwägt Verschiebung von Wahlen in besetzten Gebieten +++

Wegen der angespannten Sicherheitslage in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine erwägt Moskau die Verschiebung der dort im Herbst geplanten Regionalwahlen. Bei «unvorhergesehenen Umständen» und Gefahr für Leben und Gesundheit der Menschen, die «in bestimmten Gebieten der neuen Regionen Russlands» lebten, könnten die Wahlen dort verschoben werden. Das sagte die Vorsitzende der russischen Wahlkommission, Ella Pamfilowa, am Montag bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

«Wir werden sicherlich von diesem Recht Gebrauch machen, wenn es ernsthafte Gründe dafür gibt», sagte Pamfilowa. Die Lage in den besetzten Gebieten bezeichnete sie als «nicht einfach».

Russland hatte im Herbst 2022 die Gebiete Saporischschja und Cherson im Süden sowie Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine nach Scheinreferenden völkerrechtswidrig für annektiert erklärt. Anfang Juni hatte die Ukraine eine Gegenoffensive gestartet, um die besetzten Gebiete zu befreien.

Noch Mitte Juni hatte Pamfilowa mitgeteilt, dass das Verteidigungsministerium und der Inlandsgeheimdienst FSB Wahlen in diesen Regionen für möglich hielten. In Russland sind für den 10. September Regionalwahlen angesetzt. Dann sollen Regionalparlamente und Gemeinderäte gewählt werden.

+++ Polen hofft auf verlängerte Stationierung deutscher Patriot-Systeme +++

Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak hofft, dass die Stationierung deutscher Patriot-Luftverteidigungssysteme in seinem Land verlängert wird. «Wir sind daran interessiert, dass die Patriot-Systeme mindestens bis Ende des Jahres auf polnischem Gebiet bleiben», sagte Blaszczak am Montag nach einem Treffen mit Verteidigungsminister Boris Pistorius in Zamosc im Südosten Polens. Blaszczak verwies darauf, dass mit der Verlegung von russischen Atomwaffen und Kämpfern der Söldnertruppe Wagner ins Nachbarland Belarus die Bedrohung für Polen noch gestiegen sei. Ursprünglich sollten die deutschen Patriots nur bis Ende Juni in Zamosc bleiben.

Nach dem Gespräch besucht Pistorius die Feuerstellungen der Patriot-Flugabwehrsysteme. Die Bundeswehr ist dort seit Januar im Einsatz. Zamosc liegt unweit von Polens Grenze zur Ukraine, die sich seit 16 Monaten gegen eine russische Invasion verteidigt. Die Patriot-Systeme sollen Polens Luftraum schützen.

Um ihre Stationierung hatte es politisches Hickhack zwischen Berlin und Warschau gegeben. Die damalige Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte mit Blaszczak vereinbart, deutsche Patriots nach Polen zu verlegen. Doch dann schlug Blaszczak plötzlich vor, Deutschland solle die Patriots besser in der Ukraine stationieren. Dies sorgte in Berlin für erhebliche Irritationen. Schließlich einigte man sich doch.

+++ Moskau: Söldneraufstand hatte keinen Einfluss auf die Front +++

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat in seiner ersten Stellungnahme nach der erfolglosen Revolte der Wagner-Söldner die Treue und Einsatzbereitschaft der regulären Truppen gelobt. «Die Provokation hatte keine Auswirkungen auf die Handlungen der Streitkräftegruppierung (in der Ukraine)», sagte Schoigu am Montag bei einer Sitzung im Ministerium. Die Soldaten an der Front hätten weiterhin ihre Aufgaben erledigt. «Insgesamt hat der Feind in keiner Angriffsrichtung sein Ziel erreicht», sagte er.

Schoigu nannte in seiner Rede weder den Söldnerführer Jewgeni Prigoschin noch die ihm unterstellte Wagner-Truppe namentlich als Verantwortliche für den Aufstand. Stattdessen sprach er von einem Versuch, die Lage in Russland zu destabilisieren. «Diese Pläne sind vor allem daran gescheitert, dass die Angehörigen der Streitkräfte ihrem Eid und ihrer Dienstpflicht treu geblieben sind», so der 68-Jährige.

Vor rund zehn Tagen hatte Prigoschin seine im Ukrainekrieg auf der Seite Moskaus kämpfende Privatarmee Wagner die südrussische Stadt Rostow am Don besetzen lassen und eine Militärkolonne Richtung Moskau in Marsch gesetzt. Er begründete dies mit einem angeblich von Schoigu befohlenen Angriff russischer Truppen auf ein Wagner-Militärlager. Trotz vereinzelter Versuche, den Tross zu stoppen, konnten die Söldner praktisch ungehindert Hunderte Kilometer zurücklegen, ehe Prigoschin selbst den Rückzugsbefehl gab.

Zuvor hatte es offenbar Verhandlungen gegeben, die vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vermittelt wurden. Der Kreml räumte demnach den Aufständischen Amnestie und die Möglichkeit einer Ausreise nach Belarus ein.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. (Bild: Reuters)
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. (Bild: Reuters)

+++ Russische Besatzer: Brücke zur Krim bei Tschonhar repariert +++

Nach nur eineinhalb Wochen haben die russischen Besatzer eine durch ukrainischen Raketenbeschuss beschädigte Brücke bei Tschonhar zur Halbinsel Krim eigenen Angaben zufolge wieder repariert. Der «kürzeste und bequemste Transportkorridor» zur Krim funktioniere wieder wie gehabt, teilte der von Moskau eingesetzte Regierungschef des besetzten Teils des südukrainischen Gebiets Cherson, Andrej Alexejenko, am Montag bei Telegram mit. Belege legte er jedoch nicht vor.

Zwei Brücken über den Sywasch-See waren am 22. Juni durch mehrere ukrainische Raketen beschädigt worden. Zunächst hatte es nach örtlichen Angaben geheißen, die Brücke bei Tschonhar sei für Wochen nicht mehr zu benutzen. Der Straßenverkehr zwischen den besetzten Teilen der südukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja zur Krim musste über die weiter westlich gelegene Landenge von Perekop umgeleitet werden. Russland hatte die Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die zur Ukraine gehört, gegen internationale Regeln schon 2014 besetzt.

Seit über 16 Monaten wehrt die Ukraine unterbrechen.eine russische Invasion ab. Bei ihrer seit etwa einem Monat laufenden Gegenoffensive versucht die ukrainische Armee, mit Raketenangriffen den Nachschub des russischen Gegners zu unterbrechen.

+++ Kiew spricht von «ziemlich komplizierter» Lage an Front im Osten +++

Mit Blick auf die laufende Gegenoffensive hat die Ukraine von schweren Kämpfen an mehreren Frontbereichen, insbesondere im Osten, gesprochen. Russische Truppen griffen bei Awdijiwka, Marjinka und Lyman im Donezker Gebiet an, schrieb die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Sonntag auf Telegram. Auch bei Swatowe im angrenzenden Gebiet Luhansk rückten die Besatzer demnach weiter vor. «Dort toben heftige Kämpfe. (...) Die Situation ist ziemlich kompliziert.»

Unweit von Bachmut hingegen sei die ukrainische Armee im Vormarsch und habe «Teilerfolge» zu verzeichnen, fügte sie hinzu. Auch im Süden der Ukraine rückten die eigenen Truppen in Richtung der Städte Berdjansk und Melitopol «in schweren Kämpfen, aber allmählich» vor, schrieb Maljar. Sie sprach von «heftigem feindlichen Widerstand».

+++ Kiew meldet abgewehrte Drohnenangriffe in Süd- und Ostukraine +++

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht den Großteil russischer Drohnen über dem Süden und Osten des Landes abgefangen. Die Flugabwehr habe 13 der 17 von Russland gestarteten Drohnen abgeschossen, teilte die ukrainische Luftwaffe am Montagmorgen auf ihrem Telegram-Kanal mit. «Der Rest hat sein Ziel nicht erreicht.» Unabhängig konnten diese Angaben zunächst nicht bestätigt werden.

Bei den Drohnen handelte es sich ukrainischen Angaben nach erneut um Shahed-Flugkörper iranischer Bauart. Diese nutzt Moskau seit Monaten bevorzugt für den Beschuss des Nachbarlands. In der Nacht zum Sonntag etwa hatte Russland unter anderem die ukrainische Hauptstadt Kiew und die südukrainische Stadt Cherson mit Drohnen und Marschflugkörpern attackiert. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Zur besseren Abwehr solcher Angriffe fordert die Ukraine den Westen zur Lieferung von modernen Kampfjets auf.

+++ Kiew: 37 Quadratkilometer innerhalb einer Woche befreit +++

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben im Zuge der Offensive im Süden und Osten des Landes in der vergangenen Woche 37 Quadratkilometer der von Russland besetzten Gebiete zurückerobert. Rund um die Stadt Bachmut seien 9 Quadratkilometer befreit worden, an der Südfront 28 Quadratkilometer, schrieb die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag bei Telegram. Zum Vergleich: Die nach Angaben Kiews befreiten Gebiete entsprechen etwa einem Viertel der Fläche der Stadt Augsburg.

Maljar räumte ein, dass an verschiedenen Frontabschnitten im Osten auch die russischen Truppen in der Offensive seien. «Wir bewegen uns im Raum Bachmut voran, während der Feind weiterhin seinen Angriff in Richtung Lyman, Awdijiwka und Marjinka führt», schrieb sie. Die Kämpfe an der Ostfront bezeichnete sie als «schwer». Maljars Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Im Süden seien die ukrainischen Kräfte in der Offensive, erklärte sie weiter. Ihren Angaben nach geht es dabei auf beiden Hauptangriffsachsen Richtung Melitopol und Richtung Berdjansk leicht voran. Insgesamt seien seit Beginn der Offensive Anfang Juni in dem Gebiet 158,4 Quadratkilometer zurückerobert worden, teilte sie mit. Insgesamt hält Russland allein im Süden der Ukraine - ohne die Krim und den bereits seit 2014 unter Separatistenkontrolle befindlichen Teil des südlichen Donezk - mehr als 45 000 Quadratkilometer besetzt.

+++ 13 Kilometer Stau vor Brücke von Russland zur besetzten Krim +++

Trotz der angespannten Sicherheitslage zieht es russische Urlauber offenbar wieder in Massen auf die von Moskau besetzte ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Vor der Zufahrt zur Kertsch-Brücke, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet, bildete sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax bis Montag von russischer Seite aus ein rund 13 Kilometer langer Stau. Rettungskräfte, Freiwillige und Verwaltungsangestellte verteilten Wasser an die in den Fahrzeugen wartenden Menschen, hieß es.

Die Halbinsel ist für Urlauber nur per Bahn oder Auto erreichbar. Wegen des Angriffskriegs, den Russland seit gut 16 Monaten gegen die Ukraine führt, ist der Flugverkehr eingestellt. Russland hatte die ukrainische Halbinsel schon 2014 völkerrechtswidrig annektiert.

Die Krim war schon in Zeiten der Sowjetunion ein beliebter Erholungsort. Wegen der Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs können russische Staatsbürger inzwischen nur noch eingeschränkt Urlaub im westlichen Ausland machen.

Die rund 19 Kilometer lange Kertsch-Brücke auf die Krim war im Oktober 2022 bei einer Explosion schwer beschädigt worden, wurde aber wieder repariert. Ende Mai räumte der ukrainische Geheimdienst erstmals eine Beteiligung an der Explosion ein. Die Brücke gilt auch als wichtiger Versorgungsweg für die russischen Truppen.

VIDEO: Ukraine beklagt fehlende Termine für Kampfpilotenausbildung