Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Tages Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

In der Ukraine herrscht seit dem russischen Einmarsch Krieg. (Symbolbild: Getty Images)
In der Ukraine herrscht seit dem russischen Einmarsch Krieg. (Symbolbild: Getty Images)

Unser Nachrichtenticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Kiew: Russen bauen Stellungen aus und klauen Fahrräder

  • IAEA: Explosionen am Atomkraftwerk Saporischschja - Sicherheit intakt

  • Zweites Opfer des Raketeneinschlags in Polen beigesetzt

  • Ukrainische Ermittler: Mehr als 8300 Zivilisten im Krieg getötet

  • Bericht: Russland will iranische Angriffsdrohnen selbst produzieren

  • Kiew: Russen verlegen Einheiten in die Ostukraine

  • London will Flugabwehr der Ukraine stärken

  • Polen trauert um Opfer des Raketeneinschlags

  • Bericht zu Ermittlungsergebnissen erwartet

  • Schwere Kämpfe im ostukrainischen Donezk

  • Russlands Ostseeflotte will Großmanöver im Winter starten

Die aktuelle Lage im Live Stream:

+++ Kiew: Russen bauen Stellungen aus und klauen Fahrräder +++

Nach ihrem Rückzug auf das Ostufer des Flusses Dnipro bei Cherson in der Südukraine bauen russische Soldaten dort nach Angaben aus Kiew neue Abwehrstellungen aus. Gleichzeitig seien sie etwa im Bezirk Kachowka vermehrt dazu übergegangen, Fortbewegungsmittel der Zivilbevölkerung zu stehlen, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Sonntag mit. «Sie stehlen der Bevölkerung ihre Privatautos, Motorräder und sogar Fahrräder», hieß es in der Mitteilung.

Derartige Raubzüge in besetzten Gebieten seien meist Vorboten weiterer Rückzüge der Truppen. Schon beim Abzug russischer Einheiten aus Isjum in der Region Charkiw im Osten der Ukraine hätten sich die Besatzer an den Fahrrädern der Bevölkerung «bedient», da ihnen der Treibstoff für ihre Fahrzeuge ausgegangen sei, hieß es weiter.

+++ IAEA: Explosionen am Atomkraftwerk Saporischschja - Sicherheit intakt +++

Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder mehrere starke Explosionen gegeben. IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der größten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde am Sonntag mit. Die Vorfälle am Samstag und Sonntag hätten eine Periode relativer Ruhe in der von Russland besetzten Anlage abrupt beendet, sagte Generaldirektor Rafael Grossi laut Mitteilung.

IAEA-Experten sahen die Explosionen demnach teils von ihren Fenstern aus. Das Management der Anlage habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet. Die Schäden beeinträchtigten aber bislang nicht die nukleare Sicherheit. Es habe keine Verletzten gegeben.

Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig, das Kernkraftwerk seit Samstag massiv mit Artillerie zu beschießen. Allein am Sonntagmorgen sei mit zwölf großkalibrigen Geschossen auf die Anlage gezielt worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Elf Geschosse seien zwischen den Reaktorblöcken eingeschlagen, eines habe das Dach einer Sonderstation getroffen. Die Strahlung in der Umgebung des Kernkraftwerks sei normal, sagte auch Konaschenkow.

Der ukrainische Kraftwerkbetreiber Enerhoatom sprach indes von mindestens zwölf Angriffen von russischer Seite, durch die mehrere Infrastrukturanlagen des Atomkraftwerks beschädigt worden seien. Der Umfang der Schäden und Zerstörungen werde noch ermittelt, hieß es in einer bei Telegram veröffentlichten Mitteilung von Enerhoatom.

«Wer auch immer dahintersteckt: Es muss umgehend aufhören», verlangte IAEA-Chef Grossi. «Wie ich schon oft gesagt habe: Ihr spielt mit dem Feuer!» Grossi appellierte erneut an beide Seiten, eine Sicherheitszone um die Anlage einzurichten, in denen von Angriffen und Kämpfen abgesehen wird. Intensive Verhandlungen darüber mit beiden Seiten hätten leider bislang zu keiner Einigung geführt.

Russland kontrolliert das größte Atomkraftwerk Europas faktisch seit Anfang März, als Moskaus Truppen im Zuge des Angriffskriegs große Teile der Südukraine besetzten. Das AKW ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld.

+++ Ukrainische Ermittler: Mehr als 8300 Zivilisten im Krieg getötet +++

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar sind nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft mehr als 8300 Zivilisten getötet worden. Unter ihnen seien 437 Kinder, teilte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin nach Angaben des Internetportals «Unian» vom Sonntag mit. Mehr als 11 000 Menschen seien in dem fast neun Monate andauernden Krieg verletzt worden. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte Kostin zufolge aber höher liegen, da ukrainische Behörden zu einigen von Russland besetzten Gebieten noch keinen Zugang hätten.

Die ukrainischen Behörden registrierten den Angaben zufolge mehr als 45 000 Kriegsverbrechen. 216 Personen seien als mutmaßliche Kriegsverbrecher gemeldet worden, darunter 17 russische Kriegsgefangene. Von 60 Personen angeklagten Personen seien bisher zwölf verurteilt worden.

Die ukrainischen Behörden stoßen in befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. In den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten bereits über 700 Leichen entdeckt worden, hatte Kostin am Samstagabend im Staatsfernsehen gesagt. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilpersonen gehandelt.

Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin. (Bild: Reuters)
Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin. (Bild: Reuters)

+++ Zweites Opfer des Raketeneinschlags in Polen beigesetzt +++

In Polen ist das zweite der beiden Todesopfer des Raketeneinschlags im Grenzgebiet zur Ukraine mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt worden. Die Beerdigung des 59-jährigen Traktorfahrers in dem kleinen Dorf Przewodow fand am Sonntag auf Wunsch der Angehörigen ohne Beteiligung des Militärs statt, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Bereits am Samstag war das erste Opfer in Przewodow beerdigt worden, eine Ehrenkompanie der polnischen Armee hatte dem 60-jährigen Lagerverwalter das letzte Geleit gegeben.

In dem Dorf nur sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine war am Dienstag eine Rakete eingeschlagen. Die beiden Männer sind die ersten Zivilisten des Nato-Landes Polen, die infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ums Leben kamen.

Zurzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Unmittelbar nach der Explosion war in Medienberichten aber auch von einer russischen Rakete die Rede. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält bislang an der Behauptung fest, dass es eine russische Rakete gewesen sei, schränkte aber ein, dass er nicht mit hundertprozentiger Sicherheit wisse, was passiert sei.

+++ Bericht: Russland will iranische Angriffsdrohnen selbst produzieren +++

Russland hat laut einem US-Medienbericht ein Abkommen mit dem Iran geschlossen, um iranische Angriffsdrohnen für den Krieg gegen die Ukraine im eigenen Land herzustellen. Derzeit werde daran gearbeitet, die Produktion binnen Monaten in Gang zu bringen, schrieb die «Washington Post» am Samstag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Die Vereinbarung sei Anfang November im Iran ausgehandelt worden.

Russland setzte im Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits hunderte sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 ein. Sie können einige hundert Kilometer weit fliegen, kreisen eine Zeit lang über einem Zielgebiet und stürzen dann mit einer Sprengladung auf ein Ziel herab. Die russische Armee setzt die Drohnen unter anderem für Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur ein. Mit einer eigenen Produktion könnte Russland die Attacken ausweiten.

Aktuell sei die iranische Seite dabei, Konstruktionsunterlagen und Schlüsselkomponenten für die Produktion zu übergeben, schrieb die «Washington Post». Sie bezog sich auf drei Regierungsbeamte. Sie seien mit Geheimdienst-Erkenntnissen vertraut, die amerikanischen und anderen westlichen Geheimdiensten vorlägen.

+++ London: Führungsschwäche und Vertuschungskultur in Russlands Truppen +++

Trotz eines relativ geordneten Rückzugs der russischen Truppen aus dem ukrainischen Gebiet Cherson sind Moskaus Streitkräfte nach Einschätzung britischer Militärexperten von Führungsschwäche und einer Kultur der Vertuschung geprägt. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums in London am Sonntag hervor. Demnach mangelt es auf mittlerer und unterer Befehlsebene an militärischer Führung.

Während des Rückzugs aus dem Gebiet und der Stadt Cherson nordwestlich des Flusses Dnipro hätten die Russen zwar eher wenige Fahrzeuge verloren und einen Großteil der zurückgelassenen Ausrüstung erfolgreich zerstört, damit sie nicht in die Hände der Ukrainer falle. Dies sei wahrscheinlich zum Teil auf ein effektives Kommando unter dem Befehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, General Sergej Surowikin, zurückzuführen. Die Führung in Moskau hatte Surowikin Anfang Oktober nach zahlreichen Niederlagen eingesetzt.

Auf unterer und mittlerer Führungsebene sehe es anders aus: «So sind beispielsweise in den letzten Monaten zwei dem östlichen Militärbezirk unterstellte Kompanien geflohen, nachdem ihr Kommandeur getötet worden war», hieß es in dem Bericht der Briten. «Andere Offiziere haben wahrscheinlich gelogen, um den Vorfall zu vertuschen.»

+++ Kiew: Russen verlegen Einheiten in die Ostukraine +++

Die russischen Streitkräfte verlegen nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs aus dem Gebiet Cherson abgezogene Einheiten in die Gebiete Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine. In Luhansk richteten die russischen Besatzer zusätzliche Kontrollpunkte ein, um Deserteure zu identifizieren und festzunehmen, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag mit.

Die russische Armee greife zwar massiv mit Raketen an, es sei aber wahrscheinlich noch zu früh, von einer neuen Großoffensive zu sprechen, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, dem Internetportal «Ukrajinska Prawda» zufolge im ukrainischen Fernsehen. Es komme aber im Donbass in der Ostukraine zu schweren Kampfhandlungen.

Die russischen Truppen hatten erst vor kurzem die Großstadt Cherson und das umliegende Gebiet nordwestlich des Flusses Dnipro geräumt und sich unter dem Druck der ukrainischen Streitkräfte auf die östliche Seite des Dnipro zurückgezogen.

Seit Samstag konnten ukrainische Einheiten dem Generalstab zufolge zahlreiche russische Angriffe in den Gebieten Luhansk und Donezk abwehren. Das ukrainische Militär zählte rund 60 russische Attacken mit Raketenwerfern. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

+++ Ermittler ziehen vorerst vom Raketeneinschlagsort in Polen ab +++

Nach dem tödlichen Einschlag einer Rakete im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine haben Einsatzkräfte und Ermittler den Ort der Explosion vorerst verlassen. Am Ortseingang des Dorfes Przewodow seien keine Polizisten mehr zu sehen, die zuvor das Gelände um die Einschlagsstelle gesichert hätten, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur PAP am Sonntag. Von offizieller Seite gab es keine Angaben dazu. Auch auf dem Gelände des Getreidespeichers, das von der Rakete getroffen wurde, seien am Sonntag keine Einsatzkräfte, Ermittler und Experten mehr tätig gewesen. Dort klafft den Angaben zufolge ein fünf Meter tiefer Einschlagskrater.

In dem Dorf nur sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine war am Dienstag eine Rakete eingeschlagen. Zwei Menschen wurden getötet. Zurzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Unmittelbar nach der Explosion war in Medienberichten auch von einer russischen Rakete die Rede. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält bislang an der Behauptung fest, dass es eine russische Rakete gewesen sei. Er hat aber eingeschränkt, dass er nicht mit absoluter Sicherheit wisse, was passiert sei.

Bei der Explosion im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine wurden zwei Menschen getötet. (Bild: Getty Images)
Bei der Explosion im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine wurden zwei Menschen getötet. (Bild: Getty Images)

+++ Estland schickt Busse und Stromgeneratoren in die Ukraine +++

Estland unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine bei der Wiederherstellung seiner kriegszerstörten Transportinfrastuktur. Nach Angaben des Außenamts in Tallinn wird das baltische EU- und Nato-Land 27 Linienbusse des öffentlichen Nahverkehrs an Kiew übergeben. Die Fahrzeuge sollen im November und Dezember geliefert werden, teilte das Ministerium des baltischen EU- und Nato-Landes am Samstagabend mit. Estland hatte bereits zuvor im Sommer 17 gebrauchte Busse in die Ukraine geschickt.

«Um der ukrainischen Gesellschaft zu helfen, parallel zum Krieg möglichst menschenwürdig zu funktionieren, muss die Ukraine nicht nur militärisch und politisch, sondern auch mit humanitärer Hilfe unterstützt werden», sagte Außenminister Urmas Reinsalu. Mit den gespendeten Bussen könne ein notwendiger Beitrag geleistet werden, um die Menschen in der Ukraine im Alltag zu unterstützen.

In Privatinitiative hat der estnische Ableger des Lions Clubs zudem mit Spendengeldern 13 Stromgeneration gekauft. Sie sollen in den kommenden Tagen an Schulen und Kindereinrichtungen geschickt werden, die in Notunterkünften in der Ukraine arbeiten, teilte ein Vertreter der gemeinnützigen Organisation estnischen Medienberichten zufolge mit.

Estland mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern zählt international zu den wichtigen Unterstützern der Ukraine.

+++ London will Flugabwehr der Ukraine stärken +++

Großbritannien will der Ukraine 125 Flugabwehrgeschütze und Technologie zur Drohnenabwehr bereitstellen, wie die Regierung im Zuge von Premierminister Rishi Sunaks Besuch mitteilte. Anfang November hatte das britische Verteidigungsministerium dem Land bereits eine Lieferung von 1000 Flugabwehrraketen zugesagt. Außerdem wollen die Briten ihr Ausbildungsangebot für die ukrainischen Streitkräfte stärken und Armeemediziner und -ingenieure zur Unterstützung schicken.

Sunak wurde bei leichtem Schneefall vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Empfang genommen, wie Bilder zeigten, die über Selenskyjs Telegram-Kanal verbreitet wurden. «Großbritannien weiß, was es heißt, für Freiheit zu kämpfen. Wir sind den ganzen Weg bei euch», schrieb Sunak auf Twitter. Sein Vorgänger Boris Johnson gehörte zu den ersten hochrangigen Vertretern des Westens, die Kiew wenige Wochen nach Beginn der russischen Invasion besuchten, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden.

Wolodymyr Selenskyj mit Rishi Sunak. (Bild: Reuters)
Wolodymyr Selenskyj mit Rishi Sunak. (Bild: Reuters)

+++ Polen trauert um Opfer des Raketeneinschlags +++

Im kleinen ostpolnischen Dorf Przewodow sechs Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt wurde ein 62 Jahre alter Lagerverwalter - begleitet von militärischen Ehren - beigesetzt. Der Mann war am Dienstag beim Einschlag einer Rakete gestorben. Bilder des polnischen Fernsehens zeigten große Trauerkränze mit Schleifen in den Farben der polnischen und ukrainischen Flagge.

Der Westen geht zurzeit davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde und schließlich polnisches Staatsgebiet traf. Unmittelbar nach der Explosion war in Medienberichten aber auch von einer russischen Rakete die Rede. Das Staatsbegräbnis für das zweite Todesopfer war für Sonntag geplant.

+++ Bericht zu Ermittlungsergebnissen erwartet +++

An der Einschlagstelle gingen die Ermittlungen unterdessen weiter. «Alle uns vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass es sich um einen unglücklichen Unfall handelte, bei dem eine der ukrainischen Raketen, die eine russische Rakete zum Absturz bringen sollte, auf das Gebiet unseres Landes fiel», betonte Polens Innenminister Mariusz Kaminski am Samstag. Er kündigte an, man werde die Untersuchungsergebnisse in einem Bericht vorstellen.

Trauerzug im polnischen Dorf Przewodow an der ukrainischen Grenze. (Bild: Reuters)
Trauerzug im polnischen Dorf Przewodow an der ukrainischen Grenze. (Bild: Reuters)

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte, falls nötig würden die polnischen Ermittler auch in die Ukraine reisen, um den heiklen Vorfall aufzuklären. Selenskyj geht weiterhin davon aus, dass eine russische Rakete Polen traf. Er schränkt aber ein, dass er nicht mit absoluter Sicherheit wisse, was passiert sei.

+++ Schwere Kämpfe im ostukrainischen Donezk +++

Das russische Verteidigungsministerium meldete die Abwehr aller ukrainischen Angriffsversuche im Gebiet Luhansk und eigene Angriffe im südlich davon gelegenen Gebiet Donezk in der Ostukraine. Gerade die Kämpfe im Gebiet Donezk haben zuletzt deutlich an Intensität zugenommen. Ein ukrainischer Soldat berichtete in sozialen Netzwerken von den bisher schwersten Kämpfen, seit er an die Front nahe der Kleinstadt Bachmut versetzt worden sei. Bachmut ist Teil des ukrainischen Verteidigungsriegels östlich des Ballungsraums zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Seit Monaten versuchen Söldner der sogenannten Wagner-Gruppe die Kleinstadt zu erstürmen, zuletzt wurden weitere russische Einheiten in die Region verlegt.

+++ Russlands Ostseeflotte will Großmanöver im Winter starten +++

Die russische Ostseeflotte bereitet zahlreiche große Militärübungen vor. «In der Winterausbildungszeit ist auf den Übungsplätzen der Baltischen Flotte die Durchführung einiger Dutzend Großmanöver auf verschiedenen Ebenen geplant - unter Einbeziehung von Panzer- und motorisierten Schützeneinheiten, Luftabwehr-, Funk-, Artillerie- und Aufklärungstrupps sowie der Luftwaffe der Flotte», teilte der Pressedienst der Ostseeflotte der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit. Die Ostseeflotte liegt in der russischen Exklave Kaliningrad.

Das Ausbildungsjahr beginnt in den Streitkräften am 1. Dezember. Zur Ostseeflotte gehört seit 2016 mit der Bildung des 11. Armeekorps auch eine größere Heereseinheit. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass dieses Korps mit einer zusätzlichen motorisierten Schützendivision verstärkt worden ist. Das russische Militär begründete die Aufrüstung mit der hohen Aktivität der Nato an Russlands Westgrenzen.