Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Newsticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Nachrichten des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Brand in russischer Ölraffinerie - Drohnenangriff vermutet

  • Neun Zivilisten in russisch besetzter Stadt getötet

  • Ukraine sieht in Malta «Einheit» gegen Russland

  • Ukraine will ab 2025 kein russisches Gas mehr durchleiten

  • Ukraine erwartet strategische Niederlage Russlands

  • London: Hohe Verluste Russlands bei Kämpfen um ukrainisches Awdijiwka

  • Ukraine setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein

Die aktuelle Newslage:

+++ Brand in russischer Ölraffinerie - Drohnenangriff vermutet +++

Auf dem Gelände einer südrussischen Ölraffinerie ist in der Nacht zum Sonntag ein Brand ausgebrochen. Opfer und Schäden habe es keine gegeben, teilten die Behörden der Region Krasnodar am Morgen mit. Das Feuer sei mittlerweile gelöscht. Offiziell wurde keine Brandursache genannt. In sozialen Netzwerken wurde allerdings vermutet, dass eine Drohne das Gelände attackierte. Es wurde auch ein Video geteilt, das den Vorfall zeigen soll. Aus Krasnodar wiederum starten immer wieder russische Kampfflugzeuge ihre Angriffe gegen die Ukraine.

Russland führt seit mehr als 20 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Vor diesem Hintergrund kommt es immer wieder auch zu ukrainischen Angriffen auf russische Militäreinrichtungen und Infrastruktur. Opfer und Schäden stehen dabei jedoch in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der angegriffenen Ukraine.

Russlands Verteidigungsministerium meldete am Sonntagmorgen zudem insgesamt 36 ukrainische Drohnenangriffe über dem Schwarzen Meer und der annektierten Halbinsel Krim, die angeblich alle abgewehrt wurden. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht.

Im äußersten Norden Russlands in der Republik Komi geriet am Sonntag zudem ein Öllager des Unternehmens Lukoil in Brand. Das Feuer sei von einem Öltank und auf einen weiteren Tank übergesprungen, teilten die örtlichen Behörden mit. Ein Mensch sei getötet, zwei weitere verletzt worden. Als Brandursache wurde Fahrlässigkeit vermutet. Von einem Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine war nicht die Rede.

+++ Neun Zivilisten in russisch besetzter Stadt getötet +++

In der von russischen Truppen besetzten Stadt Wolnowacha in der Ostukraine sind nach Behördenangaben neun Zivilisten erschossen aufgefunden worden. Zwei der Toten seien Kinder, teilte das Staatliche Ermittlungskomitee Russlands offiziell mit. Die Toten seien mit Schusswunden in einem Privathaus gefunden worden.

Der mutmaßliche Täter sei ein russischer Soldat, berichtete ein unabhängiger russischer Telegramkanal. Vier der Toten seien eine Familie mit Vater, Mutter und zwei Kindern; die anderen seien Gäste im Haus gewesen.

Diese Informationen griff am Sonntag auch der Ombudsmann des ukrainischen Parlaments für Menschenrechte, Dmytro Lubinez, auf: Die Besatzer hätten das Leben einer ganzen Familie ausgelöscht, die einen Geburtstag feierte und ihr Wohnhaus nicht an die Besatzer abtreten wollte, schrieb er auf Telegram. Seinen Angaben nach stammte der mutmaßliche Schütze aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien.

«Ich betone, dass Russland jeden Tag die Rechte der Ukrainer in den zeitweise besetzten Gebieten verletzt, auch durch Morde», schrieb Lubinez. Wolnowacha liegt im Gebiet Donezk und ist seit März 2022 von russischen Truppen besetzt.

+++ Ukraine sieht in Malta «Einheit» gegen Russland +++

Die Ukraine hat bei einer großen Konferenz in Malta mit Vertretern aus mehr als 60 Staaten ihren geplanten Friedensgipfel zur Beendigung des russischen Angriffskrieges weiter vorbereitet. «Die Beendigung von Europas größtem Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg mit einem gerechten, dauerhaften und umfassenden Frieden wird einen großen positiven Einfluss haben auf andere explosive Konflikte, die sich in der Welt entfalten», sagte der Leiter des ukrainischen Präsidentenamtes, Andrij Jermak, am Samstag. «Wir bringen den Frieden näher.» Jermak kündigte konkrete Ergebnisse des bis Sonntag geplanten Treffens an, ohne Details zu nennen.

Deutschland ist nach Angaben aus Regierungskreisen auf «hoher Beamtenebene aus dem Kanzleramt und dem Auswärtigen Amt» vertreten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte das Treffen als Zeichen der Einheit gegen den Aggressor Russland. «Die Einheit der Welt ist das, was es wirklich braucht, um den Aggressor zu schlagen», sagte er in seiner am Samstagabend verbreiteten Videobotschaft. Er dankte den Vertretern aus 66 Staaten, darunter ranghohe Sicherheitsberater und Spitzendiplomaten, die seine vor einem Jahr erstmals präsentierte «Friedensformel» für eine Beendigung des russischen Angriffskrieges unterstützten.

Zu der «Friedensformel» Selenskyjs gehören neben der Kernforderung nach einem Abzug russischer Truppen aus der Ukraine etwa auch die Freilassung aller Kriegsgefangenen, ein Tribunal für Kriegsverbrecher sowie Sicherheitsgarantien für das Land. Die Einheit der Verbündeten der Ukraine werde auch helfen, die internationale Rechtsordnung wiederherzustellen, sagte Selenskyj, der sich auch bei den Gesprächen in Malta per Videobotschaft zu Wort gemeldet hatte. Russland, das Selenskyjs «Friedensformel» als realitätsfern verspottet, wurde zu dem Treffen nicht eingeladen.

Ähnlich wie bei vorherigen Konferenzen in Kopenhagen und Dschidda soll zudem unter anderem über die Themen Energie, Ernährung und nukleare Sicherheit sowie humanitäre Fragen und die Wiederherstellung der Grenzen der Ukraine gesprochen werden.

+++ Ukraine will ab 2025 kein russisches Gas mehr durchleiten +++

Die Ukraine wird ab 2025 kein russisches Erdgas mehr Richtung Westen durchleiten. Das sagte der Chef des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz, Olexij Tschernyschow, in einem Interview mit dem US-Auslandssender Radio Liberty. Ende 2024 laufe der Transitvertrag mit dem russischen Konzern Gazprom aus. Die Ukraine würde auch schon früher aussteigen, zumal Gazprom für den Transit nicht wie vereinbart zahle, sagte Tschernyschow.

Schon jetzt halte die Ukraine nur am Transit fest, weil mehrere europäische Länder noch auf russisches Gas angewiesen seien. «Wir wollen auch ein zuverlässiger Partner sein für die europäischen Partner, für die Länder, die das brauchen», sagte der Konzernchef. Die Ukraine habe die eigene Gasförderung gesteigert. Sie habe deshalb im kommenden Winter die Chance, erstmals den Bedarf aus eigenen Reserven zu decken, sagte Tschernyschow. Ukrainische Medien zitierten am Sonntag aus dem Interview.

Das Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine läuft trotz des Moskauer Angriffskriegs gegen das Nachbarland weiter. Empfänger sind vor allem Länder ohne Zugang zum Meer, die nicht auf Flüssigerdgas (LNG) umstellen können. Ziel der EU ist, ab 2027 keine fossile Energie mehr aus Russland einzuführen.

+++ Ukraine erwartet strategische Niederlage Russlands +++

Die ukrainische Führung sieht sich durch das Treffen in Malta in ihrer Siegeszuversicht bestätigt. «Das ist wahrhaftig eine Demonstration, dass die Welt an Gerechtigkeit und an einem Sieg der Ukraine interessiert ist», sagte Jermak. «Russlands Falschdarstellungen zu einem Schwinden des Interesses an der Ukraine haben sich nicht bewahrheitet.»

Moskau kritisierte die internationalen Gespräche wiederholt als «offensichtlich antirussische Veranstaltung». China, das als Verbündeter Russlands eine eigene Friedensinitiative angestoßen hatte, bleibt der Konferenz dem Vernehmen nach - anders als im Sommer in Saudi-Arabien - diesmal fern. Auch Brasilien und afrikanische Staaten hatten Friedensinitiativen gestartet, die in der Ukraine skeptisch aufgenommen wurden. Als wichtigste Unterstützer der Ukraine gelten die USA, Deutschland und Großbritannien sowie die Europäische Union.

Members of the Siberian Battalion of the Ukraine's Armed Forces International Legion with the call sign 'Shved' holds a strip with machine gun ammo during military exercises, amid Russia's attack on Ukraine, at an undisclosed location in Kyiv region, Ukraine October 24, 2023. REUTERS/Valentyn Ogirenko
Members of the Siberian Battalion of the Ukraine's Armed Forces International Legion with the call sign 'Shved' holds a strip with machine gun ammo during military exercises, amid Russia's attack on Ukraine, at an undisclosed location in Kyiv region, Ukraine October 24, 2023. REUTERS/Valentyn Ogirenko

Trotzdem sieht die Ukraine die im Westen teils bröckelnde Unterstützung mit Sorge. Auch in den USA gibt es Diskussionen darum, ob neue Milliardenhilfen gewährt werden sollten. Jermak sagte vor dem Treffen in einem Interview des US-Fernsehsenders Fox, Kiew rechne weiter fest mit der Hilfe Washingtons. «Unser Sieg wird ein gemeinsamer Sieg sein, weil eine Niederlage Russlands im strategischen und politischen Interesse der Vereinigten Staaten liegt.» Ohne die Hilfe der Vereinigten Staaten und anderer Partner sei der Krieg für sein Land nicht zu gewinnen.

+++ London: Hohe Verluste Russlands bei Kämpfen um Awdijiwka +++

Russlands Invasionstruppen müssen nahe der heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka nach Einschätzung britischer Geheimdienste derweil weiter schwere Verluste hinnehmen. Russland habe vermutlich Teile von bis zu acht Brigaden in das Gebiet geschickt - und diese Kräfte hätten wahrscheinlich einige von Russlands bislang höchsten Verlustraten in diesem Jahr erlitten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag in seinem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit.

Die schweren Kämpfe ohne wirkliche strategische Erfolge rund um Awdijiwka hätten sich in der vergangenen Woche fortgesetzt, schrieben die Briten. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow bezifferte die russischen Verluste um Awdijiwka auf 4000 Kämpfer in den vergangenen zwei Wochen. Das sei auch den von den USA gelieferten Artilleriegeschossen zu verdanken, teilte er mit.

Die Ukraine wehrt sich seit mittlerweile mehr als 20 Monaten gegen die russische Invasion. In der Nähe der stark zerstörten Industriestadt Awdijiwka verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zu den von Moskau unterstützten Separatisten. Die russisch kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk liegt nur wenige Kilometer südlich davon. Die russische Armee hatte vor gut zwei Wochen mit neuen Angriffen nördlich und südlich von Awdijiwka begonnen.

+++ Ukraine setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein +++

Der ukrainische Grenzschutz setzt nach eigenen Angaben auch Drohnen zur Verhinderung der Flucht von Wehrpflichtigen ins Ausland ein. Im südlichen Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau seien am Freitag 14 Männer an der illegalen Ausreise gehindert worden, teilte der Grenzschutz am Samstag mit. In vier Fällen sei dabei zur Aufklärung aus der Luft auch eine Drohne eingesetzt worden, hieß es. Die Grenzschützer veröffentlichten dazu ein Video. Die Männer versuchten demnach, unrechtmäßig die Grenze zu überqueren.

Immer wieder versuchen Männer in der Ukraine, sich durch Flucht einem Einsatz im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu entziehen. Nach Angaben des Grenzschutzes hatten die Verdächtigen im Internet Kontakt mit Organisatoren aufgenommen, die ihnen Fluchtrouten gegen Bezahlung von 2000 US-Dollar (rund 1893 Euro) aufgezeigt hätten.