Umsonst-Ticket für Senioren: Freifahrtschein für mehr Teilhabe

An der Ostsee fahren Senior*innen umsonst mit dem Bus. Das Modell verspricht mehr Teilhabe. Gibt es ähnliche Konzepte auch schon in anderen Kommunen in Deutschland?

Günstige Verkehrsangebote für Senior*innen bedeuten auch ein Stück gesellschaftliche Teilhabe. (Symbolbild: Getty)
Günstige Verkehrsangebote für Senior*innen bedeuten auch ein Stück gesellschaftliche Teilhabe. (Symbolbild: Getty)

In vielen Orten gibt es inzwischen Vergünstigungen für Senior*innen. Die Ostseestadt Stralsund ging sogar noch einen Schritt weiter und bot seit September 2021 erstmals ein Ticket für Menschen über 70 an, das eine komplett kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs garantiert. Das "Seniorenticket 70+" bekam deutschlandweite Aufmerksamkeit. Könnte so ein wichtiger Schritt für mehr Teilhabe und gegen Altersarmut der zunehmend alternden deutschen Bevölkerung aussehen?

Vergünstigungen - aber keine kostenlose Angebote für Senior*innen

In Stralsund wurde das Angebot immer wieder verlängert, zuletzt bis Dezember 2023. Offensichtlich wird das Ticket ausreichend genutzt. Noch haben keine größeren Kommunen ein ähnliches Konzept umgesetzt. Dabei leben in Deutschland Stand 2022 mehr als 18,3 Millionen Menschen über 65 und deren Mobilität wird eine entscheidende Zukunftsfrage sein. Vergünstigungen für Senior*innen bieten immerhin inzwischen nahezu alle größeren deutschen Städte für den Öffentlichen Nahverkehr an. Oft gibt es die billigeren Monats- und Jahrestickets der Verkehrsverbünde sogar bereits ab 60.

Zwar nicht umsonst, aber doch erheblich vergünstigt wird das Fahren mit Bus und Bahn auch durch das 49 Euro-Ticket, das zum Mai 2023 deutschlandweit eingeführt werden soll. Dort soll es weitere Rabatte für Studierende, sozial Schwächere und auch Senior*innen geben. Das Manko: Diese sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt, müssen also beim jeweiligen Verkehrsverband in Erfahrung gebracht werden.

Führerschein gegen Jahresticket

Einen anderen Ansatz für mehr Mobilität im Alter wählte das Land Baden-Württemberg bereits im Jahr 2021. 14 der insgesamt 21 Verkehrsverbände im Bundesland boten damals Senior*innen an, den Führerschein gegen ein kostenloses Jahresticket für den ÖPNV einzutauschen. Der Hintergrund war die hohe Anzahl an Verkehrsunfällen, an denen ältere Fahrer*innen beteiligt waren. Insgesamt sollten so etwa 9.000 Bürger*innen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewegt werden. Allein in Stuttgart machten davon bereits in den Anfangsmonaten über 5.000 Senior*innen Gebrauch.

Enkelkinder fahren umsonst mit der Bahn

Auch die deutsche Bahn bietet übrigens einen "Super Sparpreis Senioren" für Passagier*innen ab 65 Jahren an. Damit sollen Bahntickets ab 15,90 innerhalb Deutschlands gebucht werden können, der Rabatt der Bahncard gilt weiterhin. Das Besondere: Kinder bis 14 Jahre können die Senior*innen auf dem Ticket kostenfrei mitnehmen. Dies muss man allerdings schon beim Ticketkauf mit angeben, während der Fahrt ist es dafür zu spät. Auch einen Gepäckservice bietet die Bahn dazu an. Auch der muss allerdings eigens gebucht werden.

Auch in vielen anderen Bereichen lässt sich mit einem Rentenausweis Geld sparen. So bieten Schwimmbäder, Sportvereine und auch viele Kunst- und Kultureinrichtungen vergünstigte Eintrittspreise für Senior*innen an. Sogar viele Bundesligavereine bieten Rabatte für Rentner*innen für einen Stadionbesuch. Auch in Restaurants kann es sich lohnen, nach einem günstigeren Seniorenteller zu fragen, selbst wenn dieser nicht auf der Karte steht.