UNO: Zahl der Vertriebenen weltweit erreicht mit 120 Millionen neuen Höchststand

Die Zahl der Vertriebenen weltweit hat nach UN-Angaben mit 120 Millionen Menschen einen neuen Höchststand erreicht. Neue und sich verändernde Konflikte, aber auch seit langem bestehende Krisen hätten zum zwölften Mal in Folge zu einem Anstieg der Vertriebenenzahlen geführt, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk. (Essa AHMED)
Die Zahl der Vertriebenen weltweit hat nach UN-Angaben mit 120 Millionen Menschen einen neuen Höchststand erreicht. Neue und sich verändernde Konflikte, aber auch seit langem bestehende Krisen hätten zum zwölften Mal in Folge zu einem Anstieg der Vertriebenenzahlen geführt, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk. (Essa AHMED)

Die Zahl der Vertriebenen weltweit hat nach UN-Angaben mit 120 Millionen Menschen einen neuen Höchststand erreicht. Neue und sich verändernde Konflikte, aber auch seit langem bestehende Krisen hätten zum zwölften Mal in Folge zu einem Anstieg der Vertriebenenzahlen geführt, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Donnerstag in Genf. Die immer weiter steigende Zahl der Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen müssen, sei ein "schrecklicher" Indikator "für den Zustand der Welt".

Ende 2023 hatte das UNHCR 117,3 Millionen Vertriebene gezählt. Bis Ende April wuchs ihre Zahl den Schätzungen zufolge auf 120 Millionen - das ist mehr als die Bevölkerungszahl von Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Niederlande zusammen.

Die neuen Zahlen seien "ein erschütternder Rekord", erklärte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). "Ausgerechnet die ärmsten Länder zeigen die größte Aufnahmebereitschaft und tragen die schwerste Last." Die Entwicklungszusammenarbeit müsse verstärkt werden, um die Aufnahmeländer zu unterstützen und für die Flüchtlinge "Perspektiven vor Ort und für eine Rückkehr in die Heimat" zu schaffen.

Laut dem jährlichen UNHCR-Bericht zu Flucht und Vertreibung hat vor allem der Konflikt im Sudan die Zahlen in die Höhe getrieben: Seit April 2023 wurden demnach mehr als 7,1 Millionen Menschen innerhalb des afrikanischen Landes vertrieben, weitere 1,9 Millionen flohen über die Grenzen des Sudan. Insgesamt 10,8 Millionen Sudanesen wurden bis Ende des vergangenen Jahres vertrieben, einschließlich der Menschen, die bereits früher geflohen waren.

Auch in der Demokratischen Republik Kongo und in Myanmar wurden dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr Millionen von Menschen durch heftige Kämpfe innerhalb des Landes vertrieben. Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA schätzt zudem, dass bis Ende 2023 bis zu 1,7 Millionen Menschen im Gazastreifen vertrieben wurden - das sind 75 Prozent der Bevölkerung. Der Syrien-Konflikt führt mit 13,8 Millionen Menschen innerhalb und außerhalb des Landes nach wie vor weltweit zur größten Anzahl von Vertreibungen.

"Hinter diesen drastischen und steigenden Zahlen verbergen sich unzählige menschliche Tragödien. Dieses Leid muss die internationale Gemeinschaft dazu bringen, dringend zu handeln und die Fluchtursachen zu bekämpfen", erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. "Es ist höchste Zeit, dass die Kriegsparteien die grundlegenden Bestimmungen des Kriegsrechts und des Völkerrechts insgesamt respektieren. Ohne eine bessere Zusammenarbeit und gemeinsame Anstrengungen zur Bewältigung von Konflikten, Menschenrechtsverletzungen und der Klimakrise werden die Vertreibungszahlen weiter steigen und noch mehr Leid und kostspielige humanitäre Maßnahmen fordern."

Der zahlenmäßig höchste Anstieg wurde dem Bericht zufolge bei der Gruppe der Binnenvertriebenen verzeichnet. Mit etwa 68,3 Millionen Menschen, die vor Konflikten geflohen und im eigenen Land geblieben sind, wurde innerhalb von fünf Jahren ein Anstieg um fast 50 Prozent verzeichnet.

Die Zahl der Flüchtlinge und anderer Menschen, die auf internationalen Schutz angewiesen sind, ist dem Bericht zufolge auf 43,4 Millionen gestiegen. Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge findet in Nachbarländern ihrer Herkunftsländer Schutz. Rund 75 Prozent aller Flüchtlinge halten sich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf, also in Ländern, die zusammen weniger als 20 Prozent des weltweiten Einkommens erwirtschaften.

bfi/lt