Unterstützung junger Talente: Als Künstler darauf achten, dass Kultur hochgehalten wird

Michael Faust ist Musiker und Initiator des Vereins Interartis.

Künftig werde ich in Konzertsälen mit einem anderen Blick auf Flötisten, Hornisten oder Saxofonisten schauen, weil ich seit heute glaube, dass es sich bei ihnen um besonders zufriedene Menschen handelt. Mein heutiger Gesprächspartner macht jedenfalls den Eindruck. Ich begegne dem gebürtigen Kölner auf der Neusser Straße. Hätte ich gewusst, dass es sich bei dem Mann mit dem Fahrradhelm und der leicht speckigen Lederjacke um einen Professor handelt, wäre meine Anrede wahrscheinlich weniger flapsig ausgefallen. Wie sich im Gespräch herausstellt, ist Michael Faust jedoch niemand, der Wert darauf legt, mit Titel angesprochen zu werden, aber die vier Buchstaben „Solo“ vor seiner Berufsbezeichnung darf ich nicht unterschlagen. Junge Kunst-Stipendiaten Bis zur nächsten Probe in der Philharmonie hat der Solo-Flötist des WDR-Sinfonieorchesters noch Zeit, mit mir einen Cappuccino zu trinken. Er komme gerade von seinem Lieblings-Copyshop, „wo ich alles drucke, was ich für unseren Verein brauche“, berichtet Faust und zieht aus einem Bündel von Din-A-4-Blättern eines heraus, auf dem schemenhaft ein paar Menschen zu sehen sind sowie ein etwas erhöht gelegenes Dorf. Ich lese etwas von „Erstaufführung“ kann mir auf „Gargonza Arts“, was ebenfalls auf dem Blatt steht, aber keinen Reim machen. Daraufhin erzählt mir der Musiker von jenem Tag im Jahr 2011, als sich außer ihm noch zehn andere Leute aus dem kulturellen Umfeld im Atelier der Künstlerin Mary Baumeister trafen, um ein gemeinsames Projekt aus der Taufe zu heben: ein aus privaten Mitteln finanziertes Stipendienprogramm, das jungen Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Disziplinen einen dreimonatigen Aufenthalt in der Toskana ermögliche. Meine Vermutung, dass es sich bei dem erhöht gelegenen Dorf um Gargonza handelt, ist richtig. Verein Interartis Faust ist bereits dabei, in seinem Handy nach Fotos zu suchen, was gar nicht nötig ist, um meine Fantasie anzukurbeln. „Was für eine schöne Idee in solch schöner Gegend“, sage ich, was Faust mit strahlenden Augen bejaht. Zu den angehenden Bildhauern, Musikern, Architekten oder Autoren gehörten inzwischen auch talentierte junge Flüchtlinge. Ausgewählt würden die jungen Stipendiaten von einer aus renommierten Künstlern zusammengesetzten Jury. „Von wem zum Beispiel?“, frage ich. Faust nennt den Bildhauer Tony Cragg, den Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil, die Komponisten Heinz Holliger, Robert HP Platz sowie Péter Eötvös und andere. Mittlerweile habe der Verein Interartis etwa 170 Mitglieder, die mithelfen, dass die Stipendien ermöglicht werden können. Durch den Film von Marian Hirschfeld, der die Stipendiaten mit der Kamera begleitet hat, erhofft sich der Verein mehr Popularität und natürlich spendierfreudige neue Mitglieder (10. Mai, um 19 Uhr im Formforum). Gewinner von „Jugend musiziert“ „Wir als Künstler müssen darauf achten, dass Kultur immer hochgehalten wird und im Bewusstsein der Politiker bleibt“, betont Faust, der als Schüler „eher Kunst machen“ wollte. Nach einem Veto seines Lehrers – „nee, dafür spielst Du zu gut Flöte“ – habe er sich umentschieden und kurz drauf den Wettbewerb „Jugend musiziert“ gewonnen. Mich interessiert, ob es während seiner langjährigen Beziehung zur Flöte mal Krisen gab oder Phasen, in denen er das Instrument am liebsten entsorgt hätte? – Faust lächelt und gibt eine im Grunde naheliegende Erklärung dafür, weshalb die Flöte das Wohlbefinden positiv beeinflusst. Es sei das Atmen. „Dadurch bekommt der Körper eine unglaublich positive Energie.“ Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta