USA: Hobbypilot muss auf Schnellstraße notlanden

Er fliegt erst seit einem Jahr alleine, aber diese Notlandung auf einer Schnellstraße inmitten des fließenden Verkehrs hat ein Hobbypilot im US-Bundesstaat Florida wie ein Profi gemeistert.

Cockpit eines kleinmotorigen Flugzeugs
In ihrer Ausbildung lernen Pilot*innen, wie sie im Notfall reagieren müssen und wie sie auch ohne Instrumente fliegen können. Foto: Symbolbild / gettyimages

Im US-Bundesstaat Florida musste am vergangenen Sonntag ein Hobbypilot notlanden. Er nutzte dafür die einzige Möglichkeit, die sich ihm bot: inmitten des fließenden Verkehrs auf einer Schnellstraße. Von der waghalsigen Aktion gibt es auch ein Video aus Pilotenperspektive, weil dieser seinen ganzen Flug filmte.

Gibt es einen Flughafen in der Nähe? Nein.

Vincent Fraser ist ein ehemaliger Marinesoldat, mittlerweile fühlt es sich aber nicht nur auf dem Wasser, sondern auch in der Luft wohl. Heute arbeitet er als Flugbegleiter bei der Fluggesellschaft Allegiant. Auch privat fliegt er seit rund einem Jahr mit kleinmotorigen Maschinen – wie auch am Sonntag vergangenes Wochenende.

Gemeinsam mit seinem Schwiegervater, so berichtet es der CBS-Regionalableger WINK News, flog da Fraser mit einer 1967 Aero Commander 100 über North Carolina – als plötzlich der Flugzeugmotor stotterte und ausfiel.

Zur Ausbildung von Pilot*innen gehört auch der Ernstfall: Wie kann das Flugzeug sicher gelandet werden, wenn der Antrieb stoppt? Eine der ersten Fragen, die dann beantwortet werden müssen: Gibt es einen Flughafen in der Nähe?

Auf der Schnellstraße notlanden

Nein. Wie Wink News berichtet, richtete sich Fraser, als ihm das klar wurde, an seinen Schwiegervater: "Ich sah ihn an, entschuldigte mich und sagte ihm, wir werden irgendwo in diesen Bergen notlanden müssen und bat ihm, mir bei der Suche nach der besten Möglichkeit dafür zu helfen." Er sagte ihm noch, dass er ihn liebte, weil er wusste, das könnten seine letzten Worte an ihn sein.

Sie suchten gemeinsam und fanden: die Route 19. Eine vierspurige Schnellstraße, meist stark befahren. Dafür breit genug und relativ gerade. Fraser kam in dem Moment wohl auch seine Ausbildung bei der Marine zugute. Wink News sagte er dazu: "Ich hatte wieder diese Mentalität, die ich aus der Zeit im Marine Corps kannte. Ich musste ein Leben an Bord retten, die Menschen am Boden nicht gefährden und dabei so wenig wie möglich Schaden anrichten."

Sheriff beglückwünscht Piloten

Ein Video von der folgenden Notlandung hat das Polizeibüro von Swain County, wo das alles geschah, auf Facebook veröffentlicht. Der dort zuständige Sheriff Curtis Cochran schrieb dazu: "Das ist der Blick der Go-Pro-Kamera aus dem Cockpit des Flugzeugs bei der Notlandung am Sonntag, den 3. Juli 2022. Was für eine unglaubliche Leistung. Es gab keine Verletzten." Weiter führte Cochran aus, dass das Flugzeug, als es nur noch wenige Meter über der Schnellstraße flog, sogar unter einer Stromleitung hindurchtauchte. "Es hätten so viele katastrophale Dinge, passieren können. Sind sie aber nicht."

In dem Video ist zu sehen, wie Fraser bereits nah über die Straße fliegt und dabei ihrem recht kurvigen Verlauf folgt. Der Propeller ist ebenfalls im Bild, er dreht sich langsam, nur noch angetrieben von dem Gegenwind. Fraser senkt die Maschine immer weiter, er befindet sich nur Meter über den dahinfahrenden Autos. Dann setzt er auf, bremst und bringt das Flugzeug am Straßenrand zum Stillstand. Sowohl der Verkehr hinter ihm als auch der Gegenverkehr reagiert schnell – alle Autos weichen aus und ermöglichen so die Notlandung.

Alle reagieren besonnen und schnell

Auf Facebook hat das Video zahlreiche begeisterte Reaktionen hervorgerufen. Jemand schreibt etwa: "Könnt ihr euch vorstellen, wenn plötzlich ein Flugzeug so nah über euren Köpfen auftaucht und direkt vor euch aufsetzt?" Oder: "Unglaublich, wie der Pilot alles im Griff gehabt hat. Zum Glück wurde niemand verletzt." Und zuletzt: "Auch alle Verkehrsteilnehmer sind cool geblieben. Alle haben besonnen und schnell reagiert."

Auf Nachfrage eine Woche nach dem Vorfall berichtete Fraser WINK News, dass er erstmal eine Pause vom Fliegen einlegen werde - aber nicht allzu lange. Nach den notwendigen Reparaturen konnte zumindest sein Flugzeug nur wenige Tage später schon wieder starten, wenn auch nicht mit ihm an Bord. Startbahn war ebenfalls die Route 19.

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