Weltraumschrott: NASA-Satellit fällt in der Nacht auf Donnerstag zur Erde

Was tun gegen Weltraumschrott? Zwar ist die Gefahr für die Menschen auf der Erde sehr gering – das gilt aber nicht für aktive Satelliten im All.

Weltraumschrott gefährdet Satelliten
Millionen kleiner Schrottteilchen schießen durch das erdnahe All und gefährden aktive Satelliten. (Symbolbild: gettyimages)

Weltraumschrott: In der Nacht auf Donnerstag wird voraussichtlich ein ausgedienter Forschungssatellit der NASA auf die Erde fallen. Wie die US-Weltraumbehörde schreibt, verglüht ein Großteil des über 300 Kilogramm schweren Weltraumteleskops beim Eintritt in die Atmosphäre.

Zwei Jahrzehnte Sonnenbeobachtung

Doch manche Bauteile, so wird vermutet, werden die entstehende Hitze überstehen – und auf der Erde einschlagen. Die Gefahr für Menschen ist gering. Die NASA gibt die Chance, dass jemand getroffen oder verletzt wird, mit 1 zu 2467 an. Das sind etwa 0,04 Prozent.

Das Teleskop trägt den Spitznamen Rhessi, von "Reuven Ramaty High Energy Solar Spectroscopic Imager". Es war knapp 21 Jahre unterwegs, davon 16 im Dienst. Aus der erdnahen Umlaufbahn aus hat Rhessi Sonnenstürme beobachtet und Daten im Röntgen- und Gammabereich gesammelt. Diese haben Forschenden geholfen, zu verstehen, wie die gewaltigen Ausbrüche auf der Oberfläche der Sonne entstehen.

Nur ein Teil des Schrotts kann beobachtet werden

Eigentlich war die Mission auf zwei Jahre angelegt, sie endete aber erst 2018. Seither nähert sich Rhessi der Erde wieder an und wird voraussichtlich zwischen drei und vier Uhr mitteleuropäischer Zeit in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in die Atmosphäre eintreten. Und dabei weitestgehend verglühend. Mit Ausnahme mancher, besonders hitzebeständiger Bauteile, die wohl auf die Erde treffen werden.

Es kommt immer wieder vor, dass sogenannter Weltraumschrott zurück zur Erde fällt. Etwa 35.000 Teile schießen derzeit durchs erdnahe All, die größer sind als zehn Zentimeter und deshalb von Sensoren überwacht werden können. Doch es gibt Millionen Teilchen mehr, die kleiner und deshalb unbeobachtet sind.

Aktive Satelliten sind gefährdet

Das Problem: Weltraumschrott bewegt sich sehr schnell durch den luftleeren Raum, mit bis zu 25 Kilometer pro Sekunde. Dadurch tragen sie große Mengen Energie in sich. Ein Zusammenprall auch kleinster Teile kann deshalb großen Schaden anrichten. Gefahr besteht dabei weniger für die Erde oder die Menschen – bislang gibt es keine Berichte darüber, dass jemand zu Schaden gekommen wäre. In der Regel übersteht Weltraumschrott den Eintritt in die Atmosphäre nicht.

Vielmehr sind aktive Satelliten im All gefährdet, die beispielsweise für Handyempfang sorgen, Navigationssysteme ermöglichen oder Forschungszwecken dienen. Davon sind derzeit rund 6.500 unterwegs. Sie müssen immer häufiger Weltraumschrott ausweichen, der sich auf Kollisionskurs befindet.

Das das wird immer schwieriger: Denn die Zahl der Satelliten dürfte bald rapide steigen, wenn allein Elon Musk seine Ankündigungen wahr machen sollte: Er plant in den kommenden Jahren über 40.000 Satelliten ins All zu schießen. Und auch andere Unternehmen kommunizieren ähnliche Zahlen und Absichten.

Problem altbekannt

Doch auch im unendlichen All könnte es dann ein Platzproblem geben: Wenn größere Teile Weltraumschrott aufeinanderprallen, explodieren sie in viele kleinere Teile. Das könnte eine Kettenreaktion auslösen, mit immer mehr Explosionen, wodurch immer mehr Schrott mit hohem Gefahrenpotenzial für die bestehenden und neuen Satelliten durchs All schießt.

Das Problem ist dabei seit Jahrzehnten im Bewusstsein der Raumfahrbehörden. Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat unlängst zwei wichtige Ziele ausgerufen: Sie fordert, dass ab 2030 neue Raumfahrmissionen keinen Müll mehr hinterlassen und der bestehende Schrott raus muss aus dem All.

2025 geht es los

Die "Tagesschau" hat Anfang des Jahres darüber berichtet, wie die ESA das anstellen will: mithilfe von Start-Ups und einer daraus folgenden Kommerzialisierung des Weltraum-Aufräumens. Ein erster Schritt in diese Richtung ist dabei die Kooperation mit dem Schweizer Unternehmen Clearspace. Gemeinsam wolle man einen Roboter in die Erdumlaufbahn zu schicken, "der mit Greifarmen Trümmerteile und defekte Satelliten entfernen soll". 2025 ist der geplante Start.

Holger Krag, Leiter für Weltraumsicherheit bei der ESA, sagt dazu: "Der Markt steckt noch in den Kinderschuhen, aber wir müssen ihn fördern." Natürlich sei Raumfahrt und auch so eine Aufräummission sehr teuer. Deshalb sei man bereit, mehr als 100 Millionen Euro in das Projekt zu investieren.