Wer ist der aktuelle Papst: Papst Franziskus im Porträt

Er ist der erste Papst seit mehr als 1000 Jahren, der nicht in Europa geboren wurde: Franziskus – Lateinamerikaner und Jesuit. Seit 2013 ist der Pontifex im Amt. Seinen Namen hat er nach Franz von Assisi gewählt und das hat einen guten Grund: Er will eine "arme Kirche für arme Menschen“. Er hat keine Berührungsängste, mischt sich unters Volk, wäscht und küsst die Füße von Flüchtlingen und Häftlingen. Er verurteilt Terrorismus, ist offen gegenüber Homosexuellen und will den Vatikan reformieren – der Papst im Porträt.

Papst Franziskus ist für seine Volksnähe bekannt (Bild: Vatican Media/Handout via REUTERS)
Papst Franziskus ist für seine Volksnähe bekannt (Bild: Vatican Media/Handout via REUTERS)
  • Der Papst wäscht und küsst Füße von Flüchtlingen und Häftlingen

  • Papst Franziskus: Umarmung für Migranten

  • So wuchs Jorge Mario Bergoglio auf

  • Bergoglio: So wurde er Papst Franziskus

  • Papst Franziskus ist Abtreibungsgegner

  • Papst Franziskus geht auf Homosexuelle zu

  • Papst ruft zu Corona-Impfung auf

  • Der Papst und der Kampf gegen sexuellen Missbrauch

  • Der Papst und die Frauen

  • Papst und Woelki: Umstrittenes Weihegebet für Russland

Sein Name ist Jorge Mario Bergoglio. Am 13. März 2013 wurde der argentinische Erzbischof zum neuen Papst ernannt, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und Souverän des Vatikanstaats.

Der Papst wäscht und küsst Füße von Flüchtlingen und Häftlingen

"Wir sind alle Kinder desselben Gottes", sagt Papst Franziskus. Um das zu beweisen, vollzog das Oberhaupt der katholischen Kirche 2016 in einer Asylunterkunft nahe Rom bei seiner Gründonnerstagsmesse das Ritual der Fußwaschung an Flüchtlingen und Migranten – unabhängig von ihrer Konfession. Unter ihnen waren drei Muslime, die nach Vatikanangaben aus Syrien, Pakistan und Mali stammten, sowie ein Hindu aus Indien.

Bei der Zeremonie, die an die Demutsgeste Jesu beim letzten Abendmahl erinnert, wonach der Größte der Diener aller sein soll, weinten einige Flüchtlinge, als sich der Papst vor ihnen niederkniete. Aus einem Messingkrug goss er Wasser über ihre Füße, wischte sie sauber und küsste sie anschließend. "Wir alle sind hier versammelt: Muslime, Hindus, Katholiken, Kopten, evangelische Christen. Wir sind alle Geschwister, Kinder desselben Gottes“, sagte der Papst in seiner frei gehaltenen Predigt.

Der Papst küsst die Füße eines Häftlings in Rom (Bild: AFP)
Der Papst küsst die Füße eines Häftlings in Rom (Bild: AFP)

Es ist nicht das erste Mal, das Papst Franziskus diesen Ritus an einem Gründonnerstag durchführte. Schon als Erzbischof von Buenos Aires feierte der jetzige Papst den Gründonnerstagsgottesdienst in einem Gefängnis. Die Tradition führt er auch in Rom fort. Fast jedes Jahr geht Papst Franziskus am Gründonnerstag ins Gefängnis, wo er zwölf Häftlingen die Füße wäscht.

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Auch wenn er heute als Botschafter Jesu zu ihnen komme, so sei er selbst ein Sünder so wie sie, sagte der Papst bei der Predigt den Häftlingen, "und wenn ich vor euch niederknie, um euch die Füße zu waschen, dann denkt: Jesus hat mit diesem Mann, einem Sünder, etwas riskiert, um zu mir zu kommen und mir zu sagen, dass er mich liebt.“

Papst Franziskus: Umarmung für Migranten

"Ihr seid keine Zahlen, ihr seid Menschen aus Fleisch und Blut.“ Das sagte Papst Franziskus bei einem Treffen mit Migranten und Flüchtlingen auf Malta. "Hier müssen wir wieder ansetzen: bei den Menschen und ihrer Würde.“ In einem Aufnahmezentrum traft der Papst Migranten und Flüchtlinge – die meisten von ihnen aus Somalia, Eritrea und dem Sudan.

Papst Franziskus redet einem Flüchtling gut zu (Bild: Vatican Media/­Handout via REUTERS)
Papst Franziskus redet einem Flüchtling gut zu (Bild: Vatican Media/­Handout via REUTERS)

Er schenkte ihnen eine Umarmung und sprach ihnen gut zu. In seiner Rede wiederholte er dann Worte, die er auch schon im Dezember 2021 auf der griechischen Flüchtlingsinsel Lesbos benutzte: "Ich bin hier, um euch zu sagen, dass ich euch nahe bin… Ich bin hier, um eure Gesichter zu sehen und euch in die Augen zu schauen.“

Bereits im Jahr seiner Amtseinführung lenkte der Pontifex den Blick der Welt auf die Probleme der Flüchtlinge, die aus Afrika kommen, als er die italienische Insel Lampedusa besuchte.

So wuchs Jorge Mario Bergoglio auf

1936 kam Jorge Mario Bergoglio, so Franziskus' bürgerlicher Name, als Kind italienischer Einwanderer in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zur Welt. Er machte zunächst eine Ausbildung zum Chemietechniker, studierte im Alter von 22 Jahren dann aber Geisteswissenschaften in Chile.

Nachdem er 1958 in den Jesuitenorden eingetreten war, entschied er sich, sein Studium zu wechseln, und schrieb sich in Buenos Aires am Colegio Máximo San José für Philosophie und Katholische Theologie ein. Die Priesterweihe erhielt er 1969, im darauffolgenden Jahr schloss er sein Studium ab. Daraufhin begann er als Dozent für Theologie zu arbeiten. 1974 wurde er Provinzial des Jesuitenordens.

Bergoglio: So wurde er Papst Franziskus

Von 1980 bis 1986 war er Theologieprofessor und Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel. Er arbeitete zudem als Pfarrer in der Diözese San Miguel. 1986 promovierte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Von 1986 bis 1992 war er Priester an der Jesuitenkirche von Cordoba.

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1992 wurde er vom damaligen Papst Johannes Paul ll. zum Weihbischof von Buenos Aires ernannt. Als Leitsatz für sein Bischofsamt wählt Bergoglio ein Wort aus dem Matthäusevangelium: "Durch Erbarmen auserwählt“. 1998 wurde er zum Erzbischof-Koadjutor erhoben. Gleichzeitig wurde er Ordinarius für die Gläubigen der orientalischen Riten in Argentinien, denen es nicht möglich ist, ihre Gemeinschaft aufzusuchen.

Seit 2013 ist Jorge Bergoglio Papst Franziskus (Bild: REUTERS/Darrin Zammit Lupi)
Seit 2013 ist Jorge Bergoglio Papst Franziskus (Bild: REUTERS/Darrin Zammit Lupi)

Den Kardinaltitel erhielt er schließlich 2001. Wegen seiner Volksnähe und seinem Einsatz gegen soziale Missstände war er auch als "Kardinal der Armen" bekannt. Als Benedikt XVI. sein Amt niederlegte, folgte Bergoglio am 13. März 2013 als 266. Bischof von Rom und damit als Papst. Anders als sein Vorgänger bezog er nicht die Papstsuite, sondern lebt im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

2016 wurde Papst Franziskus der Aachener Karlspreis aufgrund besonderer Verdienste um "Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit“ in Europa verliehen. In seiner Rede mahnte der Papst zu mehr europäischer Solidarität und Gemeinschaft.

Papst Franziskus ist Abtreibungsgegner

Papst Franziskus hat Abtreibungen mit einem Auftragsmord verglichen. "Ich frage Euch: ist es gerecht, jemanden umzubringen, um ein Problem zu lösen? Das kann man nicht machen, es ist nicht gerecht, einen Menschen umzubringen, auch wenn er klein ist. Es ist, wie einen Auftragsmörder zu mieten, um ein Problem zu lösen", sagte er bei einer Generalaudienz in Rom.

Papst Franziskus findet, dass jedes Kind ein Geschenk ist (Bild: Vatican Media/­Handout via REUTERS)
Papst Franziskus findet, dass jedes Kind ein Geschenk ist (Bild: Vatican Media/­Handout via REUTERS)

Papst Franziskus geht auf Homosexuelle zu

Papst Franziskus sprach sich in einem neuen Dokumentarfilm für die Stärkung der Rechte homosexueller Paare aus. In einer Szene des in Rom vorgestellten Films "Francesco" sagte er: "Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben. Sie sind Kinder Gottes und haben das Recht auf eine Familie." Niemand dürfe aufgrund seiner sexuellen Ausrichtung ausgegrenzt werden.

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Den Forderungen nach der Öffnung des Ehesakraments für Homosexuelle erteilte der Papst jedoch eine Absage. Die Ehe sei ein Sakrament. "Und die Kirche kann die Sakramente nicht ändern", so das Kirchenoberhaupt. Anspruch auf die pastorale Fürsorge der katholischen Kirche hätten homosexuelle Paare dennoch, Betroffene dürften keineswegs diskriminiert werden.

Papst ruft zu Corona-Impfung auf

Ende 2021 rief Papst Franziskus zur Impfung gegen das Coronavirus auf. Es sei ein Akt der Liebe, "für sich, für seine Familie und Freunde, sowie für alle Völker". Die entwickelten Impfstoffe gäben Grund zur Hoffnung auf ein Ende der Pandemie, aber nur, wenn sie für jeden verfügbar seien und alle zusammenarbeiteten, so der Pontifex in einer Videobotschaft, die Teil einer weltweiten Impfkampagne der US-amerikanischen Organisation Ad Council mit dem Titel "It's up to you" ("Es liegt an dir") ist.

Der Papst und der Kampf gegen sexuellen Missbrauch

Der Vatikan hat überraschend ein seit Jahren erwartetes neues Grundgesetz veröffentlicht. Damit will Papst Franziskus den Verwaltungsapparat des Heiligen Stuhls reformieren. Diese neue Apostolische Konstitution namens "Praedicate Evangelium" werde am 5. Juni dieses Jahres in Kraft treten, teilte der Heilige Stuhl mit. Franziskus setzt damit die alte Verfassung "Pastor Bonus" außer Kraft, die Papst Johannes Paul II. 1988 erließ und die Papst Benedikt XVI. später im Jahr 2011 änderte.

Die Reform solle eine effektivere Verbreitung des Glaubens fördern und einen konstruktiveren Dialog anregen, schrieb Franziskus. In einem Paragrafen geht die Verfassung auch auf das Thema sexueller Missbrauch ein. Die Päpstliche Kommission zum Schutz Minderjähriger solle etwa Bischöfe und Bischofskonferenzen unterstützen, Strategien zu entwickeln, um Minderjährige vor sexuellem Missbrauch zu schützen. So hieß es im Abschnitt zur Glaubenskongregation, dass Missbrauchsfälle in der Kirche dem Dikasterium gemeldet werden müssen.

Erst kürzlich rief der Papst dazu auf, der in der katholischen Kirche verankerten Tradition, Fälle von Kindesmissbrauch zu decken, entgegenzutreten. Sexueller Missbrauch Minderjähriger sei "psychologischer Mord“, sagte er Vatikanangaben zufolge bei einer Audienz für Vertreter eines kirchlichen Vereins gegen Pädophilie. "Wir müssen gegen die alte Gewohnheit des Verschleierns ankämpfen,“ mahnte er.

Der Papst und die Frauen

In der neuen Verfassung festgeschrieben ist auch, dass Frauen künftig Einrichtungen leiten können. Franziskus beförderte bereits in den vergangenen Monaten Frauen in höhere Positionen innerhalb der Kurie. Es sei notwendig, die Räume einer prägnanteren weiblichen Präsenz in der Kirche zu erweitern, "weil Frauen im Allgemeinen beiseite geschoben werden. Wir müssen die Einbindung von Frauen an jenen Stellen fördern, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden.” Eine Frauenweihe sei dem Papst zufolge in der katholischen Kirche aber nicht vorgesehen.

Papst und Woelki: Umstrittenes Weihegebet für Russland

Er wollte damit ein Zeichen gegen den Ukraine-Krieg setzten, doch das Ritual ist auch innerhalb der katholischen Kirche umstritten: Papst Franziskus hat in Rom "Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens" geweiht - eine alte Tradition zum Teil mit antirussischen Klischees. Gleichzeitig lud der Pontifex alle Bischöfe der Welt ein, sich ebenfalls daran zu beteiligen. In Deutschland sprach Kardinal Woelki das Weihegebet im Kölner Dom.

Woelki will Erzbischof bleiben: Der Papst ein "alter Mann"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Papst Franziskus als Vermittler vorgeschlagen. In einer Videobotschaft erklärte er, er habe das Oberhaupt der katholischen Kirche "gebeten, in diesem sehr wichtigen Moment in unser Land zu kommen". Er glaube, "dass wir diesen wichtigen Besuch organisieren können, der jedem von uns, jedem Ukrainer, eine bedeutende Unterstützung bietet". Vom Pontifex gibt es bisher keine Zusage.

Auch vermeidet es Papst Franziskus, den russischen Aggressor Putin beim Namen zu nennen. Dennoch prangerte er den Angriff auf die Ukraine in seiner bisher deutlichsten Form an. "Wieder einmal schüren einige Mächtige, gefangen in den anachronistischen Ansprüchen nationalistischer Interessen, neue Konflikte. Derweil wissen die einfachen Menschen, dass eine Zukunft entweder gemeinsam oder gar nicht sein wird", sagte der Papst.

VIDEO: Papst verurteilt "schreckliche Grausamkeiten" in Butscha