Wissenschaftler entdecken ältesten menschlichen Virus in 50.000 Jahre alten Knochen

Knochen stammen aus einer Höhle in Russland

Eine Viruserkrankung könnte zum Aussterben der Neandertaler geführt haben. (Bild: Getty Images)
Eine Viruserkrankung könnte zum Aussterben der Neandertaler geführt haben. (Bild: Getty Images)

Für das menschliche Auge nicht sichtbar und doch können sie hochgefährlich sein: Viren. Haben sie sich erst einmal in einem Lebewesen eingenistet, können sie Infektionen verursachen. Die reichen von einem banalen Schnupfen bis hin zu tödlichen Krankheiten.

Forscher schätzen, dass es wahrscheinlich 100 Millionen verschiedene Virustypen auf unserem Planeten gibt. Laut dem International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) gab es Stand Juni 2022 jedoch nur rund 11.000 anerkannte Virenarten. So oder so, die Winzlinge tauchen überall da auf, wo es Leben gibt und können Menschen, Tiere und auch Pflanzen befallen. Sie treiben seit Urzeiten ihr Unwesen und sind wahrscheinlich so alt, wie die Erde selbst.

Eine Forschergruppe der Federal University Sao Paulo, hat sich im Rahmen einer Studie mit Theorien befasst, was zum Aussterben der Neandertaler geführt haben könnte. Dazu gehören etwa schwindende Ressourcen, Umweltfaktoren und auch Krankheiten.

Letzteres scheint nach dem neuesten Fund der Wissenschaftler immer wahrscheinlicher. Sie untersuchten die DNA von schätzungsweise 50.000 Jahre alten Knochen, die in der Chagyrskaya-Höhle in Russland gefunden wurden.

"Hier haben wir als Machbarkeitsnachweis nach Virusresten bei der Sequenzierung von Neandertaler-Genomdaten gesucht, indem wir sie auf Adenoviren, Herpesviren und Papillomaviren kartierten, bei denen es sich um doppelsträngige DNA-Viren handelt, die eine lebenslange Latenz entwickeln und anhaltende Infektionen hervorrufen können", schreiben die Wissenschaftler in ihrer Untersuchung.

Aufgrund der Virusfunde gehen die Wissenschaftler nun davon aus, dass die Neandertaler und anatomisch modernen Menschen (AMH) vor 50.000 Jahren mit den gleichen Krankheiten wie die Menschen heute zu kämpfen hatten.

Den Vermutungen zufolge könnte beispielsweise eine Grippewelle für das Aussterben der Neandertaler verantwortlich gewesen sein. Die Forscher nehmen an, dass sie möglicherweise weniger anpassungsfähig waren. "Es ist möglich, dass die Neandertaler anfälliger für durch AMH übertragene Krankheiten waren. Dies hätte erhebliche Auswirkungen auf ihre Überlebens- und Fortpflanzungsfähigkeit haben können", so die Forscher.