Zensur-Skandal im italienischen Fernsehen: RAI-Journalisten legen Arbeit nieder
Der Zensur-Skandal beim öffentlich-rechtlichen Sender RAI zieht in Italien immer weitere Kreise. Wegen eines Streiks entfielen am Montag alle Nachrichtensendungen. Kritiker der Regierungspartei sprechen von der RAI nur noch sarkastisch als "TeleMeloni".
Aus Protest gegen politische Einflussnahme auf ihre Arbeit haben Journalistinnen und Journalisten der italienischen Rundfunkanstalt RAI am Montag die Arbeit niedergelegt. Man wolle damit ein Zeichen setzen gegen "allgegenwärtige Kontrolle durch die Politik", hieß es in einer Ankündigung.
Wie die Journalisten-Gewerkschaft Usigrai am Dienstag mitteilte, seien rund drei Viertel der RAI-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter dem Aufruf zur Arbeitsniederlegung gefolgt: "Eine Streikbeteiligung von 75,5 Prozent zeigt den Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen", zitiert die Nachrichtenseinte "RaiNews.it" die Gewerkschafter.
Infolge des Streiks seien die meisten Nachrichtensendungen beim öffentlich-rechtlichen Sender nicht ausgestrahlt worden. Usigrai gilt als eher links ausgerichtete Gewerkschaft. Die rechtsgerichtete Unirai hatte hingegen angekündigt, ihre Mitglieder würden sich an dem Streik nicht beteiligen.
Ausladung von Mussolini-Experten sorgte für Skandal
Der Zorn der großen Mehrheit bei RAI richtet sich gegen die postfaschistische Partei "Fratelli d'Italia" von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Der Regierungspartei wird "erstickende Kontrolle der journalistischen Arbeit" vorgeworfen, die "die Nachrichtensendungen in ein Sprachrohr der Regierung verwandeln". Sarkastisch sprechen Kritiker bereits von "TeleMeloni".
Für einen Skandal hatte vor zwei Wochen die Ausladung des Autors Antonio Scurati gesorgt. Der Mussolini-Experte hätte am Nationalfeiertag, dem 25. April, bei der RAI über Italiens Befreiung vom Faschismus sprechen sollen. Doch sein Auftritt wurde kurzfristig abgesagt. Eine Moderatorin habe ihm telefonisch mitgeteilt, "dass es eine Zensur seitens der RAI-Direktion gegeben habe und mein Auftritt gestrichen worden sei", sagte Scurati gegenüber dem "Spiegel".
Äußerungen Giorgia Melonis, sein Auftritt sei wegen überzogener Honorarvorstellungen gestrichen worden, bezeichnete er als "Unwahrheiten". Scurati zum "Spiegel": "Inzwischen wurde ein RAI-Dokument öffentlich, dass explizit 'inhaltliche Gründe' für die Absage zitiert."