Das Schiff, das niemals unterging: Titanic-Mythen und Verschwörungstheorien

Es gibt kaum ein großes Menschheitsunglück, zu dem nicht früher oder später Verschwörungstheorien, Mythen und Gerüchte aufgetaucht wären. Auch zum Untergang der Titanic, die auf der Fahrt von Southampton nach New York am 14. April 1912 einen Eisberg rammte, ranken sich zahlreiche Mythen und „alternative Erklärungsansätze“. Manche stellen die offizielle Version des Unglücks, das 1500 Menschen das Leben kostete, komplett in Frage. Andere ergänzen sie um spannende Details und Geschichten. Wahr oder unwahr, interessant sind viele von ihnen.

1.    Die Titanic ist nie untergegangen


Es gibt das Gerücht, dass das Schiff, das in der Nacht vom 14. auf den  15. April 1912 im Atlantik versank, nicht die RMS Titanic war, sondern deren Schwesterschiff, die fast baugleiche RMS Olympic. Die Theorie  wurde 1996 von den Autoren Robin Gardiner und Dan van der Vat in die Welt gesetzt. Der Unfall in jener Nacht war, so die Theorie, ein inszenierter, gewaltiger Versicherungsbetrug der White Star Reederei. Da die Olympic beschädigt und die Reederei klamm war, ließ man die Namensschilder der beiden Ozeanriesen im Hafen von Belfast vertauschen.

Dann schickte man die Olympic unter dem Namen des Schwesterschiffs auf Jungfernfahrt und ließ sie absichtlich gegen den Eisberg rauschen.  Der „Plan“ sah allerdings vor, die 2200 Passagiere durch Schiffe in der Umgebung retten zu lassen. Die Theorie der beiden Verschwörungstheoretiker wurde allerdings von Experten widerlegt - beim Fund der Titanic auf dem Meeresboden wurden lediglich Teile der Baureihe 401 gefunden. Diese wurden der Titanic zugeordnet.

2. Wusste der Autor Morgan Robertson schon vorher von der Katastrophe?
Die Ähnlichkeiten sind verblüffend – im Buch „Futility“ schrieb der US-amerikanische Schriftsteller Morgan Robertson von einem Schiff namens „Titan“, das in einer kalten Aprilnacht im Nordatlantik einen Eisberg rammt und sinkt. Auch die Titan ist das größte Schiff seiner Zeit, gilt als unsinkbar und hat zu wenige Rettungsboote an Bord. Zudem sind die Orte, an denen Titan und Titanic sinken, nur wenige hundert Meilen voneinander entfernt.

Hatte sich Morgan plump an den Motiven des Titanic-Untergangs bedient? Nein, denn „Futility“ erschien bereits 1898: 14 Jahre vor der Katastrophe. Das klingt schon ein wenig gruselig, dennoch  gibt es auch zahlreiche Unterschiede zwischen Fiktion und Realität: So hatte Morgans Titan Segel, hatte vor der Katastrophe bereits ein anderes Schiff gerammt und war auf dem Weg von den USA nach Großbritannien und nicht umgekehrt – zumal die Route durch den Nordatlantik eine der am meisten befahrenen zu damaliger Zeit war. Außerdem überlebten auf der Titanic rund 600 Menschen, auf der Titan gerade mal sieben. Dennoch gilt der Autor, der für sein Buch fast durchweg negative Kritiken erhielt, in Kreisen von Esoterikern und Verschwörungsfans als Visionär.

3. Der letzte Song des Bordorchesters – was spielten die Musiker?

Welche Melodie als letztes Lied des Bordorchesters der Titanic erklang, ist bis heute ungeklärt. Es gibt jedoch Hinweise dafür, dass es sich dabei entweder um „Songe d’Automne“  oder um „Nearer my God to Thee“ handelte. Aber auch „Alexander’s Ragtime Band“ und „In the Shadows“ soll die Band unter ihrem Chef Wallace Hartley an jenem verhängnisvollen Abend angestimmt haben – populäre Jazz- und Waltzer-Schlager in jener Zeit.

Überlebende bestätigen, dass die Band tatsächlich bis zu ihrem Ende spielte. Nachdem große Bereiche im Inneren der Titanic mit Wasser vollgelaufen waren, zogen sie aufs Oberdeck und spielten in der Nähe des ersten Schlots. Angeblich waren Hartley’s letzte Worte „Gentlemen, I bid you farewell!“ Von der achtköpfigen Band überlebte niemand – die Leiche Hartleys wurde Ende April 1912 geborgen.

4. Mumie von Prinzessin Amen-Ra an Bord – war die Titanic verflucht?
Manche machen auch die verfluchte Mumie der  Prinzessin von Amen-Ra für die Havarie der Titanic verantwortlich. Die Schöne lebte etwa im Jahre 1500 vor Christus und wurde an den Ufern des Nils beerdigt. Ihr Sarkophag wurde der Legende nach im Jahr 1890 von vier britischen Gentlemen in Theben gekauft. Einer von ihnen verschwand, einem wurde nach einem Unfall der Arm amputiert, der Dritte verlor seine gesamten Ersparnisse und der Vierte wurde schwerkrank. Irgendwie schaffte es die altägyptische Adelige aber doch noch in jenem Jahr in das British Museum nach London - ihren Weg dorthin säumten zahlreiche Unglücksfälle. Nach ihrer Ankunft begann es im Ägyptischen Raum des Museums zu spuken, nachts hörte man ein Seufzen und Rumoren in dem Sarg. Das Museum versuchte ihn loszuwerden.

Über Umwege gelangte er in den Privatbesitz des englischen Journalisten William Thomas Stead, der ihn - nicht an den Fluch glaubend – im Jahr 1912 an Bord der Titanic brachte, worauf die Katastrophe ihren Lauf nahm. Angeblich soll die zähe Schönheit nach dem Untergang noch an Bord der Carpathia gelangt sein. Offiziell ist die Mumie im Jahr 1890 nie in London angekommen – das British Museum erhielt in diesem Jahr lediglich einen hölzernen Verschluss des Sarges der Prinzessin. Sie firmiert dort heute als „Unlucky Mummy“ im Raum 62. Sie hat, bis auf wenige Male, das Museum nie verlassen.