„Alle Zeichen stehen auf Rekord“ - Ab Juli wird es in Deutschland viel heißer - wie Sie sich für die Hitze wappnen

Extreme Hochsommer auch in Deutschland und Europa zu erwarten<span class="copyright">Julian Stratenschulte/dpa</span>
Extreme Hochsommer auch in Deutschland und Europa zu erwartenJulian Stratenschulte/dpa

Wie schon in den Jahren zuvor ist auch im Sommer 2024 mit einem neuen Hitzerekord zu rechnen. Dass Hitze immer gefährlicher wird, wissen auch die Landkreise - und bereiten sich dementsprechend vor. Fünf Tipps gegen die Hitze.

Ab Juli wird es in Deutschland deutlich heißer. Mit bis zu 40 Grad rechnet der Meteorologe Jan Schenk (The Weather Channel) sogar ab August. Klimaforscher und -forscherinnen sind sich einig: Extreme Wetterereignisse werden in Zukunft durch den menschengemachten Klimawandel nur noch häufiger – und das gerade in Europa. So hat sich kein anderer Kontinent in den letzten Jahrzehnten stärker erwärmt und so viele neue Rekorde aufgestellt. In den Sommern der vergangenen 20 Jahre kletterte die Temperatur immer häufiger und immer nördlicher über die 40 Grad Marke.

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Extreme Hochsommer auch in Deutschland und Europa zu erwarten

Angesichts dieser alarmierenden Meldungen stellt sich die Frage, was der kommende Sommer in Deutschland bringen wird. Jan Schenk, Meteorologe von „The Weather Channel“, findet deutliche Worte: „Alle Zeichen stehen auf Rekord. Die globale Temperatur ist auf Rekordkurs, es wurden noch niemals so hohe Meerestemperaturen gemessen und es sind im August ein bis zwei Grad mehr vorhergesagt als im Mittel von 1993 bis 2016. Es ist nicht mehr die Frage, ob es heiß wird, sondern nur noch, ob es ein neuer Rekord wird.“

Der Juni und voraussichtlich auch der Juli werden wohl wie das Frühjahr wechselhaft ausfallen. Im Hochsommer ab August werde das Wetter jedoch extrem: hohe Temperaturen, Hitzewellen, Trockenheit. Dafür sorge eine mächtige Hitzeglocke über dem Mittelmeer, die sich dort aufbaut und auch Deutschland fest im Griff haben werde. So sei es keine Überraschung, wenn im August die 40-Grad-Marke erreicht werde. „Vorbereitung ist hier wichtig, denn verhindern können wir es nicht“, appelliert Schenk.

Deutschland passt sich der Hitze an

Ganz „kalt“ werden die Hitzesommer Deutschland aber nicht erwischen. Stattdessen wappnen sich bereits zahlreiche Kommunen gegen diesen und die kommenden Hochsommer. Denn das ist ihre Pflicht.

Ab dem 01. Juli tritt das sogenannte Klimaanpassungsgesetz in Kraft. Demnach müssen zunächst der Bund und darauf aufbauend die Länder eine „vorsorgende Klimaanpassungsstrategie“ erarbeiten, damit die Kommunen vor den Folgen der Klimakrise geschützt sind. Ob Überflutungen durch Starkregen oder erdrückende Hitzewellen: Die Landkreise brauchen eine nachhaltigere Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz und effektiven Schutz der Bevölkerung vor Hitze.

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Die fünf wichtigsten Verhaltenstipps für heiße Tage

Bei all den vielen Möglichkeiten für Länder und Kommunen, sich hinsichtlich der kommenden Hitzewellen vorzubereiten, gilt ebenso: Passen Sie auf sich auf. Hitzeschutz beginnt stets bei der eigenen Person. Daher hier abschließend die wichtigsten Verhaltensregeln für hitzige Zeiten basierend auf den Tipps unserer FOCUS-online-Expertinnen:

  1. Viel trinken: Mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit sollten Sie selbst an „normalen“ Tagen zu sich nehmen. Neben Wasser eigenen sich auch ungesüßte Saftschorlen sowie Früchte- und Kräutertees hervorragend - idealerweise lauwarm.

  2. Schattige Wohnung am Tag, offene Fenster bei Nacht: Um die Hitze abzuwehren, sollten Sie nach dem Lüften Fensterläden, Markisen oder Rollläden schließen. Innen angebrachte Vorhänge bieten weniger Schutz.

  3. Luftige und helle Kleidung tragen: Lauwarme Duschen und Fußbäder sowie das Kühlen der Handgelenke und das Besprühen von Körperpartien mit Wasser tragen ebenfalls zur Abkühlung bei.

  4. Ausreichend Sonnenschutzmittel auftragen: Schützen Sie zudem Ihren Kopf vor Sonneneinstrahlung, etwa mit einem passenden Hut.

  5. Informieren Sie sich vorab: Unsere Expertinnen empfehlen die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) per E-Mail-Newsletter oder die WarnWetter-App und die Webseite www.hitzewarnungen.de des DWD.

Vielfältiges Maßnahmenangebot

Warum Hitze so gefährlich wird: Besonders in Städten werden die Straßen und Fassaden zum Problem, die sich tagsüber aufheizen und so eine Abkühlung der Stadtluft in der Nacht verhindern. Hitzeresilienter Straßenasphalt sowie die Entsiegelung nicht erforderlicher Wege kommen hier in Frage. Auch die Begrünung von Fassaden kann der Hitzespeicherung entgegenwirken.

Für Berlin plant die Initiative „Volksentscheid Baum“ ein neues Gesetz, welches die Hauptstadt bedeutend grüner und wetterfester machen soll. Aus vielen Hitzeinseln sollen „Kühlinseln“ werden, die dank zusätzlichem Schatten und einem geringeren Versiegelungsgrad zu kleinen Oasen heranwachsen sollen. Hier könnten hitzegeplagte Berlinerinnen und Berliner durchschnaufen und abkühlen. Auch das Vorhaben, im Schnitt alle 15 Meter einen Baum zu platzieren, könnte der Abkühlung Berlins helfen.

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Getty Images/Westend61

 

Städte und Kommunen wappnen sich schon jetzt

Einige Regionen bereiten sich schon ohne das Klimaanpassungsgesetzes auf die Hitze vor. Dortmund beispielsweise hat 2022 einen „dynamischen Hitzeaktionsplan“ aufgestellt. Es wird beispielsweise ein Hitzetelefon geben, welches von Mai bis September durch geschulte Profis betreut wird und primär Seniorinnen und Senioren als erste Anlaufstelle bei Fragen oder auch bei gesundheitlichen Beschwerden durch hohe Außentemperaturen dient.

Die Hansestadt Bremen verfügt bereits seit 2018 über eine Klimaanpassungsstrategie. Deren Maßnahmen zielen unter anderem darauf ab, schattenbietende Bäume zu schützen, die Bodenvielfalt zu fördern, städtische Hitzeinseln zu minimieren und die Grünflächen sowie die Regenwasserversickerung zu erhöhen.

Der Landkreis München hat 27 seiner 29 Kommunen zusammengetrommelt und erarbeitet mit ihnen eine regionale „Klimafolgenanpassungs-Strategie“. Manche der Gemeinden wie etwa Unterföhring können dabei ihrerseits mit einem bereits im Aufbau befindlichen Hitzeaktionsplan punkten. Wie auch in vielen weiteren Regionen sieht dieser mehr Schatten, hitzebeständige Straßen sowie öffentliche Trinkwasserspender vor.

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