Amnesty: Russische Behörden gehen wegen Ukraine-Kriegs zunehmend auch gegen Kinder vor

Die russischen Behörden gehen laut Angaben von Aktivisten zunehmend auch gegen Kinder vor, die sich kritisch zum Krieg in der Ukraine äußern. Wie Amnesty International in einem Freitag veröffentlichten Bericht schrieb, werden Minderjährige verfolgt. (STEPHANE DE SAKUTIN)
Die russischen Behörden gehen laut Angaben von Aktivisten zunehmend auch gegen Kinder vor, die sich kritisch zum Krieg in der Ukraine äußern. Wie Amnesty International in einem Freitag veröffentlichten Bericht schrieb, werden Minderjährige verfolgt. (STEPHANE DE SAKUTIN)

Die russischen Behörden gehen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zunehmend auch gegen Kinder vor, die sich kritisch zum Krieg in der Ukraine äußern. Wie Amnesty in einem Freitag veröffentlichten Bericht darlegt, werden Minderjährige in Russland verfolgt, über die Schule indoktriniert oder instrumentalisiert, um Druck auf die Eltern auszuüben.

"Entgegen aller Reden des Kremls über den Wert der Familie wird die Bindung zwischen Kindern und Eltern schamlos ausgenutzt, um Dissidenten zu verfolgen", kritisierte der Amnesty-Russland-Experte Oleg Koslowsky. Schulen und Lehrer seien zum "Werkzeug für Verfolgung und willkürliche Einmischung des Staates" geworden. Kinder würden dort mit "falschen, von der Regierung vorgeschriebenen Narrativen" indoktriniert.

Russland hat nach dem Beginn seines Krieges gegen die Ukraine Patriotismus-Unterricht an den Schulen eingeführt.

Amnesty führt in seinem Bericht Beispiele auf. So sei die zehnjährige Warwara Galkina von der Moskauer Polizei verhört worden, weil ihr Profilbild bei Whats-App eine pro-ukrainische Zeichnung zeigte. Die Polizei bedrohte zudem Warwaras Mutter, Elena Jolicoeur, und durchsuchte das Zuhause der Familie, heißt es in dem Bericht weiter.

Jolicoeur beschloss, aus Russland zu fliehen, wie sie gegenüber Amnesty sagte. "Ich wollte nicht, dass meine Kinder ein Doppelleben führen müssen, bei dem sie so tun müssen, als wären sie mit der Regierung einverstanden oder würden den Krieg unterstützen."

Ein weiterer Fall, über den Amnesty berichtet, ist der von Jegor Balasejkin aus St. Petersburg, der den Angaben zufolge als 16-Jähriger von einem Militärgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war, weil er mit Benzin und Diesel gefüllte Flaschen auf zwei Registrierungszentren der Armee warf. "Seine Handlungen, die keinen Schaden verursachten, wurden unverhältnismäßig als 'Terroranschläge' gewertet", heißt es in dem Amnesty-Bericht.

In keinem der Fälle hätten Beauftragte für Kinderrechte eingegriffen. "In dieser verkehrten Welt, zu der Russland immer mehr wird, werden die Polizei, Gerichte und sogar Schulen für Kinder zur Gefahr, wenn sie nicht mit der Regierung einverstanden sind", erklärte Koslowsky.

kü/yb