Analyse zur Flüchtlingskrise: Grenzschließungen lassen Schleusergeschäft boomen

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Die derzeit niedrigen Zahlen neu ankommender Flüchtlinge und Migranten in der EU gehen laut einer aktuellen und vertraulichen Analyse der Bundespolizei nicht auf den Türkei-Deal zurück. Im Gegenteil: Die Grenzschließungen hätten das Geschäft der Schleuser sogar noch befeuert.

Schleuser sind die großen Profiteure der Grenzschließungen in Europa. In der Analyse der Bundespolizei, die der Zeitung “Die Welt” vorliegt, heißt es, dass sich die illegale Migration in Europa fortsetze, “nicht zuletzt aufgrund des hohen Kontrolldrucks partiell im Dunkelfeld.” Schleuser nehmen ihr Geschäft nach der Schließung der Balkan-Route wieder auf und nutzen die stagnierende Lage aus.

Der Deal zwischen der Europäischen Union und der Türkei, der vorsieht, dass Migranten aus Griechenland in türkische Flüchtlingslager zurückgeführt werden, schreckt die Menschen nicht davon ab, dennoch eine Einreise zu versuchen. Dem Bericht nach wächst die Anzahl der in Griechenland festsitzenden Personen weiterhin. “Die gegenwärtig rückläufigen Anlandungszahlen sind primär auf die schlechten Witterungsverhältnisse zurückzuführen und derzeit kein Indikator für die angestrebten Wirkungen von Maßnahmenpaketen”, heißt es in der Analyse der Bundespolizei.

Wie sich die Lage weiter entwickeln wird, hänge demnach wesentlich von der Umsetzung der Vereinbarung ab. Doch hier sieht der Bericht auf der Seite der türkischen Sicherheitsbehörden “bislang nur punktuell” intensivierte Maßnahmen, die “zu keiner Veränderung der Migrationslage” führten. Die Bundespolizei warnt zudem vor einer Eskalation in den griechischen Flüchtlingslagern: “Ohne die zeitnahe Rückführung nicht schutzberechtigter Personen werden durch das Verbringen und Festhalten von Migranten in Aufnahme- oder Rückführungseinrichtungen gewaltsame Ausschreitungen voraussichtlich weiter zunehmen.”

Bislang konnten die Beamten nicht feststellen, dass die Flüchtlinge und Migranten massenhaft auf andere Routen, wie beispielsweise der über das Schwarze Meer, ausweichen. Allerdings seien 2016 mehr Menschen über das Mittelmeer nach Italien geflüchtet. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Anstieg dem Bericht zufolge 44 Prozent.