"Bestürzend aktuell": "Im Westen nichts Neues" im Oscar-Rennen

Felix Kammerer überzeugt als freiwilliger Soldat Paul Bäumer im Oscar-Anwärter "Im Westen nichts Neues".  (Bild: Netflix / Reiner Bajo)
Felix Kammerer überzeugt als freiwilliger Soldat Paul Bäumer im Oscar-Anwärter "Im Westen nichts Neues". (Bild: Netflix / Reiner Bajo)

"And the Oscar goes to..." soll es bald wieder heißen: Die Verfilmung des Roman-Klassikers "Im Westen nichts Neues" schlägt bereits in den Vorauswahlen hohe Wellen. Kann sich das schonungslose Kriegsdrama im Rennen um die goldene Trophäe 2023 durchsetzen?

Lang, lang ist es her: 15 Jahre nach dem letzten Auslands-Oscar für einen deutschen Film soll nun "Im Westen nichts Neues" an die Erfolge von damals anknüpfen. Die erste deutsche Verfilmung des Roman-Klassikers von Erich Maria Remarque geht ins Rennen um die heißbegehrte Trophäe in der Kategorie "bester nicht-englischsprachiger Film". Regisseur Edward Berger (52) stellte nach der Bekanntgabe mit gemischten Gefühlen fest: "Erich Maria Remarque hat vor fast 100 Jahren ein Buch geschrieben, das heute leider relevanter ist, als wir es erwartet haben." Das Kriegsdrama konnte sich bei der deutschen Vorauswahl bislang gegen acht Mitbewerber durchsetzen. Ab Donnerstag, 29. September, debütiert das Werk in den Kinos und kann ab Freitag, dem 28. Oktober, auch auf Netflix gestreamt werden.

Für die Jury der Auslandsvertretung des deutschen Films Bergers Film "bestürzend aktuell" und "ein kraftvolles Statement gegen den Krieg".

Die deutsche Perspektive

Sowohl das Buch als auch die Verfilmung thematisieren die Schrecken des Ersten Weltkrieges schonungslos und authentisch. Die Schaupspieler Aaron Hilmer (Albert ) und Moritz Klaus (Müller) brillieren in der Netflix-Produktion an der Seite von Felix Kammerer (Paul Bäumer). Die Teenager lassen sich vom Patriotismus einer ihrer Lehrkäfte anstecken und melden sich freiwillig für den Dienst an ihrem Vaterland - eine weitreichende Entscheidung, die ein böses Erwachen nach sich ziehen sollte.

Regisseur und Drehbuchautor Berger legte während der Dreharbeiten besonderen Wert auf die deutsche Perspektive: "Ein Gefühl wird uns ein Leben lang begleiten: das Gefühl des Erbes von zwei Kriegen. Unser Blick auf den Krieg ist geprägt von Gram und Scham, von Verwüstung und Schuld. Da bleibt nichts Positives, kein Funken Heldenhaftigkeit zurück." Berger geht davon aus, dass dieser spezifische Blickwinkel auch für Menschen anderer Nationalitäten von Interesse sein könnte, jetzt, da erneut ein Krieg die Welt erzittern lässt.

Deutschlands letzter Erfolg in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film bei den Oscars liegt nun bereits 15 Jahre zurück. Damals räumte Florian Henckel von Donnersmarcks Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" ab.