Brüchiger Mega-Gletscher macht Forschern Sorgen

Alarmierende Studien-Ergebnisse aus der Antarktis

Massiv bedroht: Laut Forschenden schreitet die Eisschmelze der Gletscher in der Antarktis schneller voran, als bisher berechnet.
Massiv bedroht: Laut Forschenden schreitet die Eisschmelze der Gletscher in der Antarktis schneller voran, als bisher berechnet. (Symbolbild: Getty Images)

Bereits jetzt lässt der Klimawandel das Schelfeis – also das Eis, das auf dem Meer vor der Antarktis liegt – schmelzen. Der dadurch ansteigende Meeresspiegel hat verheerende Folgen für Mensch und Umwelt. Eine Studie von Forschenden der University of Colorado in Boulder aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass dieser Prozess zudem schneller als erwartet voranschreitet.

Nun schlägt ein Forschungsteam der University of Waterloo Alarm: Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis ist mit einer Fläche von 192.000 Quadratkilometern etwa so groß wie der US-Bundesstaat Florida. Nach der Auswertung von Satellitenbildern soll es sichtbare Anzeichen dafür geben, dass unter dem Gletscher kilometerweit warmes Meerwasser strömt. Die Folge: eine rapide Beschleunigung der Eisschmelze, was die Eisfläche instabiler als bisher vermutet werden lässt.

"Wir kommen zu dem Schluss, dass die Zukunft von Thwaites – und anderen antarktischen Gletschern – davon abhängen wird, wie schnell warmes Wasser die Aufsetzzonen über große Entfernungen erodiert, dies geschieht viel schneller als von den aktuellen Modellen erwartet", schreiben die Forscher*innen in ihrer Studie. Dies kann innerhalb von zehn bis zwanzig Jahren zu massiven Überschwemmungen, zum Verlust von Lebensräumen und einer Zunahme von Stürmen führen, so die Glaziolog*innen.

Würde der Thwaites-Gletscher komplett kollabieren, würde der globale Meeresspiegel um etwa 60 Zentimeter ansteigen, so die gravierenden Folgen. Thwaites trägt bereits rund vier Prozent zum globalen Anstieg des Meeresspiegels bei. Von Forscher*innen wird er deshalb auch als Doomsday Glacier bezeichnet, was so viel heißt wie Gletscher des Jüngsten Gerichts oder Weltuntergangsgletscher.

Die besorgniserregenden Ergebnisse lieferte eine Satellitenmission des finnischen Unternehmens ICEYE, die von März bis Juni 2023 stattgefunden hatte. Doch nicht nur in der Antarktis werden traurige Rekorde den Klimawandel betreffend gebrochen: Die europäischen Alpen beispielsweise verloren 2022 so viel Gletschereis wie nie zuvor. Massiv bedroht sind auch die Gletscher Österreichs, die laut Forscher*innen bis Ende des Jahrhunderts weggeschmolzen sein werden.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat 2023 ebenfalls vor den Folgen der Klimakrise gewarnt: "Ich bin hier im Himalaya, wo die Gletscher in Rekordausmaß schmelzen. Wie in Grönland. Wie in der Antarktis", so Guterres bei seinem Besuch im Everest-Gebiet.

In Deutschland sind vor allem Küstenregionen wie einige Gebiete von Nord- und Ostsee, die unterhalb von fünf bis drei Metern über dem Meeresspiegel liegen, gefährdet, so beispielsweise Husum, Helogland oder Noderney. In dieser Risikozone leben rund 3,2 Millionen Menschen. Die Insel Sylt muss jedes Jahr frischen Sand heranbaggern, weil die Fluten die Insel abtragen.