#Civilfleet: Darum ist Klaas Heufer-Umlaufs Spendenaufruf so wichtig

Heufer-Umlauf sieht die Bürger in der Verantwortung, gegen das politische (Nicht-)Handeln vorzugehen. (Bild: Getty Images)
Heufer-Umlauf sieht die Bürger in der Verantwortung, gegen das politische (Nicht-)Handeln vorzugehen. (Bild: Getty Images)

Der TV-Moderator sammelt derzeit Geld, um Flüchtlingsrettungsaktionen auf dem Mittelmeer zu unterstützen. Damit arbeitet er gegen die Politik vieler EU-Staaten.

„In der Sekunde, in der jemand ertrinkt, ist der in erster Linie jemand, der ertrinkt und nichts anderes – und da muss geholfen werden“, appelliert Heufer-Umlauf in einem Video-Spendenaufruf. Um in Seenot geratene Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zu retten, sammelt er deswegen derzeit Gelder. Unter dem Namen „#Civilfleet“ hat er dazu auf der Spendenplattform „Leetchi“ eine Aktion gestartet. Das müssen Sie dazu wissen:

Die Hintergründe

Viele Flüchtlinge geraten auf dem Weg nach Europa übers Mittelmeer durch überfüllte und kaputte Schlepperboote in Lebensgefahr. Nichtregierungsorganisationen wie „Sea-Watch“ und „Sea-Eye“ versuchen, die in Seenot geratenen Menschen mit eigenen Schiffen vor dem Ertrinken zu retten – dennoch sind allein in diesem Jahr über 1.400 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken oder verschollen.

In Malta, dem wichtigsten Anlaufpunkt für Asylsuchende aus Libyen, werden die Rettungsschiffe der Organisationen aktuell festgesetzt und am Auslaufen gehindert. Der deutsche Kapitän des Rettungsschiffes „Lifeline“, Claus-Peter Reisch, muss sich außerdem in dem Inselstaat vor Gericht verantworten. Nachdem sein Schiff nach tagelangem Warten mit 234 geretteten Flüchtlingen in Malta anlegen durfte, wird ihm vorgeworfen, das Schiff falsch registriert und ohne Zulassung für internationale Gewässer gefahren zu haben. Durch eine Spendenaktion, die etwa eine Woche vor Klaas Heufer-Umlaufs Aufruf von Jan Böhmermann gestartet wurde, kamen innerhalb von zehn Tagen knapp 200.000 Euro zusammen, mit denen die Prozesskosten des „Lifeline“-Kapitäns gedeckt werden sollen.

Gleichzeitig wollen auch weitere Mittelmeerstaaten, allen voran Italien, private Rettungsschiffe abweisen, um die Zahl nach Europa einreisender Flüchtlinge zu reduzieren. Die Flüchtlinge sollen stattdessen nach Libyen zurückgebracht werden, wo ihnen Folter, Misshandlung und Gewalt drohen.

Dem Rettungsschiffskapitän Claus-Peter Reisch (Mitte) wird aktuell in Malta der Prozess gemacht. (Bild: Reuters)
Dem Rettungsschiffskapitän Claus-Peter Reisch (Mitte) wird aktuell in Malta der Prozess gemacht. (Bild: Reuters)

Die Kritik

„Wenn man in Deutschland jemanden absichtlich sterben lässt, nennt man das unterlassene Hilfeleistung. Ein Gesetz, das es gibt, weil es unsere gesellschaftlichen Werte vertritt. Ich verstehe nicht, was es beim Thema Seenotrettung überhaupt zu diskutieren gibt“, zeigt sich Klaas Heufer-Umlauf im Gespräch mit dem ZDF empört über die aktuelle Lage am Mittelmeer. Die Auslauf- und Anlegeverbote für Rettungsschiffe seien demnach das unmenschliche Handeln von Nationalisten und Rechtspopulisten.

Die Argumentation, dass man durch die Notrettungen weiter Menschen ermutige, sich auf die gefährliche Reise zu begeben und Schleppern in die Karten spiele, hält er für nicht haltbar: „Man könnte den Schleppern das Handwerk legen, aber sicherlich nicht, indem man ein Mahnmal aus ertrunkenen Menschen im Mittelmeer errichtet. Das ist der falsche Weg“, erklärt er gegenüber dem ZDF. „So lange es unwürdige Zustände auf der Welt gibt, gibt es Menschen, die sich auf den Weg nach Europa machen werden. Und es wird dann auch immer Leute geben, die sich an diesen Menschen bereichern.“

Ziele und erste Erfolge

Die gesammelten Spendengelder sollen für verschiedene Zwecke eingesetzt werden: Unter anderem sollen damit die auf Malta festgesetzten Hilfsorganisationen unterstützt und ihre juristischen Kosten übernommen werden. Das größte Ziel von #Civilfleet ist es jedoch, eigene Schiffe zu chartern und damit weiter Menschen vor dem Ertrinken zu retten. „Man braucht jetzt Schiffe, um ein Zeichen zu setzen, um zu sagen: Wir machen weiter. Und natürlich, um ganz konkret Hilfe leisten zu können“, erklärt der Moderator in seinem Videoaufruf.

Ein festgesetztes Spendenziel gibt es nicht, in den ersten fünf Tagen der dreiwöchigen Aktion kamen jedoch bereits über 223.000 Euro zusammen. Grünen-Politiker Erik Marquardt, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist, rechnet damit, dass ein Schiff pro Tag 5.000-15.000 Euro kostet, zusätzlich kommen Kosten für Crew, Ausstattung und Verpflegung hinzu. Zusammen mit der Möglichkeit, dass die Schiffe tagelang auf dem Meer auf eine Anlegeerlaubnis warten müssen, schießen die Kosten so schnell in die Höhe. Gegenüber der „Rheinischen Post“ betont Marquardt daher: „Je mehr Geld wir sammeln, umso größer ist die Chance, dass wir Menschen retten können.“