Dominanter EM-Sieg auf Schalke - Spanier zermürben Italien - jetzt wissen wir, was sie so extrem gefährlich macht

Die Spanier freuen sich nach dem 1:0-Erfolg über den bereits feststehenden Gruppensieg. <span class="copyright">dpa</span>
Die Spanier freuen sich nach dem 1:0-Erfolg über den bereits feststehenden Gruppensieg. dpa

Welche eine Machtdemonstration! Spanien hat bereits am zweiten Gruppenspieltag bei der EM ein ganz dickes Ausrufezeichen gesetzt. Mit dem 1:0 gegen teils überforderte Italiener wurde bereits der Sieg in der Gruppe und damit auch der Einzug in das Achtelfinale sichergestellt. Die Iberer sind mittlerweile der Topfavorit auf den EM-Titel. Fünf Gründe sprechen dafür.

Nach diesen 96 Minuten auf Schalke weiß Europa: Spanien ist jetzt ganz vorne dabei, wenn es um die Favoriten der EM 2024 geht. In einer vollkommen einseitigen Partie spielen die Spanier den Titelverteidiger aus Italien komplett schwindelig und gehen hochverdient mit 1:0 als Sieger vom Feld. Mindestens sechs, sieben Riesenchancen erspielte sich der dreifache Europameister (1964, 2008 und 2012).

Einzig Torwart Gianluigi Donnarumma war es zu verdanken, dass die Italiener mit keiner fürchterlichen Packung zurück in die Trainingslagerstätte nach Iserlohn geschickt wurden.

Nach zwei Spielen weist das Team von Luis de la Fuente bereits sechs Punkte auf und steht damit bereits als Gruppensieger und Achtelfinalist fest. Fünf Gründe sprechen dafür, dass „La Furia Roja“ bis zum Ende um den Titel mitspielen wird.

1. Die Flügelzange begeistert und lässt Gegner verzweifeln

Diese Power, diese Technik, dabei auch noch diese Eleganz: Von der rechten Seite stürmt das 16-jährige Jahrhunderttalent Lamine Yamal, über die linke Seite fegt Nico Williams (21). Die offensiven Außenbahnen der Spanier verzücken die Fans und sind mit die größten Highlightspieler beim bisherigen Turnier.

Sowohl Yamal als auch Williams können durch ihre Dribblings ganze Abwehrketten aufbrechen und zudem selbst torgefährlich werden. Beide scheiterten gegen Italien nur denkbar knapp. Williams setzte erst einen Kopfball knapp neben das Tor, im zweiten Durchgang zimmerte er den Ball aus halblinker Position an den Querbalken.

Ähnlich knapp war es bei Yamals Abschluss aus der Distanz, ebenfalls in der zweiten Hälfte. Noch haben beide Spieler kein Tor erzielt. Dies ist bei ihren Auftritten aber nur eine Frage der Zeit. Welch großes Selbstvertrauen Barcelona-Supertalent Yamals bereits hat, zeigte sich, als er nach seinem Schuss die ganze Fantribüne voller Spanier animierte.

Lamine Yamal<span class="copyright">IMAGO/ABACAPRESS</span>
Lamine YamalIMAGO/ABACAPRESS

Der Teenager brennt für den Erfolg - und transportiert seine Emotionen auf die Tribünen. Seine Leichtigkeit steckt seine Mitspieler positiv an. Die Freude am gemeinsamen Spiel ist der ganzen Mannschaft anzumerken.

2. Rodri als Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Spanier

Geht es schnell und direkt oder doch mehr in Richtung Tiki-Taka? Die Antwort, wo der Ball der Spanier langlaufen soll, gibt ganz klar Rodri auf dem Platz. Der elegante Sechser wirkt mit seiner hochgezogenen Hose samt Trikot in dieser irgendwie aus der Zeit gefallen. Vielmehr wie ein Profi aus den 80ern.

Doch wer Rodri spielen sieht, glaubt eher, dass er seinen Gegnern in der Zeit voraus ist. Wirkt das Spiel etwas hektisch, tritt der 27-Jährige auch mal auf den Ball, nimmt das Tempo raus, beschleunigt dann im nächsten Moment mit einem scharfen Pass wieder.

Rodri<span class="copyright">IMAGO/Shutterstock</span>
RodriIMAGO/Shutterstock

Der ManCity-Profi die große Konstante, spielt sagenhaft genau, ordnet das Spiel der Iberer. Spieler wie ihn, die Verantwortung übernehmen, vorangehen und den Takt vorgeben, braucht es für einen Titelgewinn. So gesehen im Finale der Champions League im Juni 2023, als der Spanier höchstselbst das goldene Tor für City gegen Inter Mailand erzielte.

3. Basis für den Titel: Die Null und die Defensive steht!

Es ist eine alte Phrase, aber sie trifft so oft ein: Die Offensive gewinnt die Spiele, die Defensive die Meisterschaften. Wenn es danach geht, war der Start in das EM-Turnier für die Spanier perfekt.

Keeper Unai Simon musste gegen die Italiener nichts machen, auch das 3:0 gegen Kroatien zum Auftakt bleib ohne Gegentor. Die Mechanismen scheinen zu greifen. In seinem mittlerweile dritten Turnier als Stammtorwart wirkt der 27-Jährige sehr gereift, strahlt große Ruhe aus.

Unai Simon<span class="copyright">IMAGO/Sportpix</span>
Unai SimonIMAGO/Sportpix

Nach dem zweiten Spiel ist noch nicht klar, wer künftig neben Innenverteidiger Robin Le Normand verteidigt. Egal ob es Real-Altmeister Nacho oder der mittlerweile in Saudi-Arabien spielende Aymeric Laporte ist: Trainer de la Fuente weiß, dass er beide Profis bedenkenlos bringen kann.

4. Klare Achse führt die Talente

Nahezu jedes Team braucht sie: eine Achse, die für Kontinuität und Führung steht. So ist es auch bei den Spaniern. Neben Rodri sind mit Daniel Carvajal (32), Fabian Ruiz (28) sowie Kapitän und Stoßstürmer Alvaro Morata (31) viele routinierte Feldspieler gesetzt.

Sie sorgen dafür, dass sich Williams und Yamal aber auch Pedri (22) oder auch der bei seinem ersten Turnier sehr stark aufspielende Linksverteidiger Marc Cucurella (25) voll entfalten können.

Auf dem Spielfeld wird klar, dass dieser Kader eine gute Balance besitzt. Die älteren Akteure haben ihren Zenit noch nicht überschritten und können so die Youngster glänzen lassen.

5. Spanien besitzt Breite und Tiefe im Kader

Auch diese Momente wird es im Turnier noch geben: Spieler hängen durch und brauchen Verschnaufpausen oder auch aus Leistungsgründen eine Pause. Im spanischen Kader sind die Alternativen in Hülle und Fülle vorhanden.

Edeltechniker Dani Olmo von RB Leipzig und Alejandro Grimaldo, der für Bayer Leverkusen eine absolute Übersaison spielte, müssen sich beispielsweise derzeit hinten anstellen.

Alejandro Grimaldo (l.) und Dani Olmo<span class="copyright">IMAGO/Eibner</span>
Alejandro Grimaldo (l.) und Dani OlmoIMAGO/Eibner

Gegen Italien wurden unter anderem mit Ferran Torres, Alex Baena und Mikel Oyarzabal Spieler von internationalem Format eingewechselt. Eine hohe Qualität in der Breite braucht es, um vom Titel zu träumen. Denn nur so kann jederzeit der entscheidende Impuls für ein Spiel auch durch eine Einwechslung erfolgen.