EM-Überraschung - und dann zum BVB?

Er war eine der positiven Überraschungen in der Nationalmannschaft in den vergangenen Wochen und Monaten: Robert Andrich. Der Dauerbrenner hat sich vom Reservisten in Leverkusen zur festen Größe und zu Beschützer Nummer 1 für Toni Kroos entwickelt.

Schon in der Länderspiel-Pause im März zeigte sich der 29-Jährige selbstbewusst und kampfeslustig: „Früher war es das Duo Andrich/Felix Kroos, jetzt eventuell Andrich/Toni Kroos. Das wäre schon eine gute Nummer. Ich glaube, es ist wichtig, dass es sowohl zwischen uns beiden aber auch für das Team passt“, sagte Andrich damals im Interview mit SPORT1.

Und tatsächlich: Es passte! Der Abräumer füllte seine Position hervorragend aus, gab den Bewacher für Kroos und haute dazwischen, wenn es sein musste. Selbst mit Kylian Mbappé legte er sich im Länderspiel gegen Frankreich an.

Andrich wackelt - Groß lauert

Andrich hat sich Respekt verschafft und füllte nach Jahren der Künstler im DFB-Mittelfeld die Lücke für die rustikalen Momente im Spiel. Doch im Eröffnungsspiel gegen Schottland fiel er erstaunlicherweise etwas ab.

Andrich wirkte übermotiviert, lieferte eine schlechte Zweikampfbilanz ab und wurde schließlich in der Halbzeitpause ausgewechselt. Obendrein hatte er sich eine unnötige gelbe Karte abgeholt, ihm droht bereits früh im Turnier eine Sperre.

Dafür spielte sich sein teaminterner Konkurrent in den Fokus: Pascal Groß. Er übernahm die Rolle an Kroos‘ Seite ohne Probleme und setzte auch eigene Akzente. Der 33-Jährige ist ein Abräumer der anderen Art. Zumindest gegen die Schotten wirkte er abgeklärter und ruhiger am Ball als Andrich - allerdings gab das auch der Spielstand von 3:0 zur Halbzeit her.

Obendrein war es Groß, der im Testspiel gegen Griechenland den Sieg rettete und damit zu Recht Ansprüche auf einen Platz in der Startelf anmelden dürfte.

Allerdings betonte Nagelsmann in der ARD: „Wenn über Nacht nichts passiert, werden wir keine Veränderung haben. Wir haben die Rollen verteilt und auch klar gesagt, dass die Leistung stimmen muss - die stimmte bei allen elf Spielern von Beginn an und bei allen, die eingewechselt wurden, die haben ihre Jobs gut erfüllt. Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern.“

Frankfurt und BVB buhlen um Groß

Der gebürtiger Mannheimer Groß, der als Spieler von Brighton Hove & Albion vielleicht ein wenig unter dem Radar der deutschen Fußball-Fans lief, hat Begehrlichkeiten in der Bundesliga geweckt.

Eintracht Frankfurt bastelt offenkundig an einer Verpflichtung von Groß - auch wenn sich Sportvorstand Markus Krösche im Doppelpass Spezial noch verhalten äußerte: „Pascal ist ein richtig guter Spieler, der jeder Mannschaft gut zu Gesicht steht.“ Heißt: Auch der Eintracht, denn in Frankfurt sucht man einen Ersatz für Sebastian Rode, der seine Karriere jüngst beendet hat.

SPORT1-Experte Stefan Effenberg ist in jedem Fall zuversichtlich: „Wenn ich seine Entwicklung sehe in der Premier League in den letzten Jahren, das ist wirklich beeindruckend. Er hat es in die Nationalelf geschafft und zeigt auch dort gute Leistungen. Er wäre nicht schlecht für Eintracht.“

Doch den Frankfurtern droht Gefahr aus Dortmund. Auch der BVB hat dem Vernehmen nach seine Fühler nach Groß ausgestreckt - ein mächtiger Konkurrent für Krösche.

Andrich noch in besserer Position

Der DFB-Star selbst fokussiert sich derzeit voll auf die Nationalmannschaft. Kein Wunder, hat er doch zunächst das kurzfristige Ziel, Andrich von der Sechser-Position zu verdrängen - auch wenn der SPORT1-Informationen zufolge die Nase noch vorne hat.

Zudem ist davon auszugehen, dass der Leverkusener gegen Ungarn weniger ungestüm ins Spiel gehen wird. Eine Sperre kann er sich nicht leisten - auch weil Groß lauert.