Flüchtlinge: Länder und Kommunen einig - Fronten verhärtet

Vor dem geplanten Flüchtlingsgipfel am Mittwoch bleiben die Fronten zwischen Ländern und Kommunen auf der einen und dem Bund auf der anderen Seite verhärtet.

Auch in der eigenen Ampel-Koalition wird die Position der Bundesregierung inzwischen kritisch gesehen: Die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, forderte mehr Geld vom Bund für die Unterbringung von Flüchtlingen.

Die Landesregierungen stimmten sich am Montag mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände über ihre gemeinsamen Forderungen ab. «Am Mittwoch müssen Ergebnisse erzielt werden», sagte der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, der Deutschen Presse-Agentur. Dass die kommunalen Spitzenverbände zu dem Treffen in Berlin nicht eingeladen wurden, fände er «falsch». Er habe dennoch keinen Zweifel, dass die Länder die Interessen der Kommunen nach Kräften mitvertreten».

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil, betonte, Länder und Kommunen stünden Seite an Seite. «Die finanziellen Mittel des Bundes müssen sich an der tatsächlichen Zahl der zu uns geflüchteten Menschen ausrichten, mit einmaligen Pauschalzahlungen ist es nicht getan», sagte der SPD-Politiker. Die Kommunen forderten zudem, dass der Bund die Kosten der Unterbringung wieder zu 100 Prozent trage.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst warf der Bundesregierung als Co-Vorsitzender der MPK vor, die Lage vor Ort weitgehend zu ignorieren. «Die Hilferufe aus Städten und Gemeinden werden aus Berlin abgetan», sagte der CDU-Politiker.

Lang: «Kommunen haben Unfassbares geleistet»

«Wir haben ja gesehen, dass die Kommunen im letzten Jahr wirklich Unfassbares geleistet haben, vor allem mit den Menschen, die aus der Ukraine gekommen sind, die schnell in Bildungsinstitutionen und Arbeit gebracht wurden», sagte Grünen-Parteichefin Lang am Sonntagabend im ARD-«Bericht aus Berlin». Gleichzeitig sehe sie aber auch, dass es dabei große Probleme gebe und an bestimmten Stellen zu Belastungen komme. Vor allem das «mangelnde Geld» sei ein Problem. Von der Bundesregierung war die Forderung nach mehr finanzieller Unterstützung bisher abgelehnt worden.

Die Kosten zur Unterbringung und Versorgung von Schutzsuchenden ist Zankapfel zwischen Bund und Ländern. Dass der Bund die Länder dabei finanziell unzureichend unterstütze, geht aus einem Papier der Länderfinanzminister hervor, das nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend einvernehmlich abgestimmt worden ist. Darin beklagen die Länder Kürzungen bei Kostenübernahmen durch den Bund und infolgedessen eine völlig unzureichende Finanzausstattung angesichts wachsender Belastungen.

Die Landesfinanzminister machen diese Rechnung auf: «Ein Großteil der Leistungen des Bundes sind befristet und fallen ab 2024 weg», bilanzieren sie. Geregelt sei derzeit lediglich die jährliche Flüchtlingspauschale über 1,25 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu hätten die Länder vom Bund in den Jahren 2022 und 2023 dafür 4,5 Milliarden beziehungsweise 2,8 Milliarden Euro erhalten. «Im Jahr 2016 betrug die Zahlung von Bund sogar 9,1 Milliarden Euro», halten sie mit Blick auf die zurückliegende Flüchtlingskrise fest.

Der Bund argumentiert, dass dieser angesichts der großen Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine die Unterstützung der Länder und Kommunen ab 2022 wieder massiv ausgeweitet habe. Das geschehe allerdings auf anderen Wegen als 2015/16.

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