Verteidigungsminister: Israel könnte den Libanon in Steinzeit zurückversetzen

Angesichts der anhaltenden Kämpfe zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah hat Israels Verteidigungsminister Gallant beteuert, Israel wolle keinen Krieg im Libanon. (-)
Angesichts der anhaltenden Kämpfe zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah hat Israels Verteidigungsminister Gallant beteuert, Israel wolle keinen Krieg im Libanon. (-)

Angesichts der intensiver werdenden Gefechte zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah im Libanon hat Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant beteuert, sein Land wolle dort keinen Krieg. Die israelische Armee sei aber in der Lage, den Libanon "in die Steinzeit zurückzuversetzen", sagte er am Mittwoch in Washington (Ortszeit). Derweil dauerten die Kämpfe im Gazastreifen an. Palästinensischen Angaben zufolge wurden am Donnerstag mindestens fünf Menschen getötet.

Gallant traf sich in Washington mit Vertretern der US-Regierung. Dabei zeichnete sich auch eine Entspannung im Streit um die US-Waffenlieferungen an Israel ab. Gallant sagte, es seien in diesem Punkt "bedeutende Fortschritte" erzielt worden. "Hindernisse wurden ausgeräumt und Engpässe beseitigt."

Mit Blick auf die Lage im Grenzgebiet zum Libanon sagte der Verteidigungsminister: "Wir wollen keinen Krieg, aber wir bereiten uns auf jedes Szenario vor." Die Hisbollah wisse sehr gut, "dass wir im Libanon massiven Schaden anrichten können, wenn ein Krieg ausbricht".

Die vom Iran unterstützte und mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbündete Schiiten-Miliz kontrolliert das Gebiet im Libanon gleich hinter der Nordgrenze Israels und greift den Norden Israels seit dem Beginn des Krieges im Gazastreifen am 7. Oktober mit Raketen und Drohnen an. Israel reagiert auf den Beschuss mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon. Angesichts der jüngsten Drohungen beider Seiten hatte sich die Furcht vor einem Krieg verstärkt.

Ein US-Regierungsvertreter sagte, Washington führe "intensive Gespräche" mit Israel, dem Libanon und anderen Akteuren. Keine Seite strebe eine "größere Eskalation" an. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte, ein Krieg zwischen Israel und der Hisbollah könnte "schreckliche Folgen für den Nahen Osten" haben. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sprach gar von "apokalyptischen" Folgen eines Krieges im Libanon, der sich zu einem regionalen Konflikt ausweiten könnte.

Berichten libanesischer Medien zufolge griff Israel am Mittwoch zehn Orte im Südlibanon aus der Luft und per Artillerie an. Die Hisbollah gab an, sechs Angriffe auf israelische Militärstützpunkte an der Grenze ausgeführt zu haben. Auch im Süden Syriens griff die israelische Armee syrischen Staatsmedien zufolge an. Beobachtern zufolge richtete sich der Angriff gegen dort stationierte pro-iranische Gruppen, die mit der Hisbollah verbündet sind.

Bei den Kämpfen im Gazastreifen wurden bei israelischen Luftangriffen in der Nacht und am Morgen mindestens sechs Menschen getötet, wie die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde in dem Palästinensergebiet mitteilte. Fünf Menschen starben demnach bei Angriffen auf die Stadt Gaza. Ein weiteres Todesopfer gab es laut Angaben von Rettungskräften durch die Bombardierung eines Haus in Beit Lahia nördlich von Gaza.

Augenzeugen berichteten zudem von Angriffen auf mehrere Gebäude in Rafah im Süden des Gazastreifens. Die israelische Armee griff eigenen Angaben zufolge "Terroristen" in einer Schule in Chan Junis an.

Der Krieg im Gazastreifen war am 7. Oktober durch den beispiellosen Angriff von Kämpfern der Hamas auf Israel ausgelöst worden. Israelischen Angaben zufolge wurden bei dem Überfall 1195 Menschen getötet. Zudem verschleppte die Hamas rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen.

Seitdem geht Israel militärisch gegen Ziele im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden bislang mehr als 37.760 Menschen getötet.

kü/ju