Eskalation im Nahen Osten - Israelische Geheim-Operation verhinderte nächsten Terror-Angriff der Hisbollah

Israels Armee greift nach eigenen Angaben Hunderte Stellungen der Hisbollah im Libanon an.<span class="copyright">Marwan Naamani/dpa</span>
Israels Armee greift nach eigenen Angaben Hunderte Stellungen der Hisbollah im Libanon an.Marwan Naamani/dpa

Angesichts der Eskalationsspirale im Nahen Osten hat das Auswärtige Amt deutsche Staatsbürger im Iran zur Ausreise aufgefordert. Israel verbietet UN-Generalsekretär António Guterres die Einreise. Ein neuer Bericht schürt die Sorge vor einem Angriff aus die Atomanlagen des Iran. Alle Entwicklungen im Newsticker.

Bericht: Israelische Geheim-Operation verhindert nächsten Terror-Angriff der Hisbollah

12.19 Uhr: In der Nacht zu Dienstag kündigte die israelische Armee eine „begrenzte“ Offensive auf libanesischem Boden an. Später gab die Armee bekannt, dass bereits seit Monaten über 70 Spezialoperationen im Südlibanon durchgeführt worden waren, um Angriffe der Hisbollah vorzubereiten.

Wie die „Bild“ berichtet, waren die Israel Defense Forces (IDF) unentdeckt bis zu drei Kilometer in libanesisches Gebiet vorgedrungen, um Hisbollah-Planungen aufzudecken, die an den Hamas-Angriff vom 7. Oktober des vergangenen Jahres erinnerten. Ziel der Hisbollah war es, Überfälle auf drei israelische Grenzorte mit der Operation „Galiläa erobern“ zu verüben.

Bei den Einsätzen entdeckten die IDF-Soldaten zahlreiche Bunker und Tunnel, die bis zu 25 Meter tief reichten. Dort fanden sie Waffenlager, Sprengstoff, Raketen und Kommunikationsausrüstung. Insgesamt wurden 1000 Standorte offengelegt, teils versteckt in Wohnhäusern.

Der Schacht eines Tunnels führte gar bis auf 30 Meter heran an die israelische Grenze. Zudem erbeuteten die israelischen Soldaten verschiedenste Sprengstoffe und Geheimdokumente.

Hisbollah-Chef Nasrallah stimmte wohl Waffenruhe zu - dann starb er bei Israel-Luftangriff

11.26 Uhr: Der getötete Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat dem geschäftsführenden libanesischen Außenminister zufolge kurz vor seinem Tod eine Waffenruhe mit Israel gebilligt. „Er hat zugestimmt“, sagte Abdullah Bu Habib dem US-Fernsehsender CNN. Der Libanon habe „vollständig zugestimmt“, nachdem der Parlamentsvorsitzende Nabih Berri sich mit der Hisbollah abgesprochen habe. „Wir haben die Amerikaner und die Franzosen informiert“, sagte Habib.

US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten zu einer 21 Tage langen Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah aufgerufen. Der Forderung schloss sich eine größere Staatengruppe an. Die drei Wochen sollten Raum schaffen für eine diplomatische Lösung des Konflikts sowie im Gaza-Krieg. Die Hisbollah hatte ihre angebliche Zustimmung zu dem Vorschlag selbst nicht öffentlich erklärt.

Die Folgen von Nasrallahs Tod für den Libanon sind völlig offen<span class="copyright">Mustafa Jamalddine/AP/dpa</span>
Die Folgen von Nasrallahs Tod für den Libanon sind völlig offenMustafa Jamalddine/AP/dpa

 

Die USA und Frankreich hätten mitgeteilt, dass auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Waffenruhe zugestimmt habe, sagte Habib. „Also haben wir auch die Zustimmung der Hisbollah eingeholt und Sie wissen, was seitdem passiert ist.“

Israels Armee hatte Nasrallah bei einem massiven Luftangriff südlich von Beirut kurz nach der Waffenruhe-Forderung getötet.

Neuer Bericht schürt Sorge vor israelischer Attacke auf iranische Atomanlagen

09.22 Uhr: Israels Armee setzt nach erneutem Beschuss die Angriffe auf die Hisbollah-Miliz im Libanon fort. Erneut werden auch Wohngebiete der Hauptstadt Beirut zum Ziel. Das Militär meldete dort am späten Abend einen „präzisen“ Angriff. Im Stadtviertel Basta-Bachoura wurden nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen bei einem Luftangriff getötet. Derweil sprach sich US-Präsident Joe Biden nach dem Raketenangriff des Irans auf Israel gegen eine Attacke auf Atomanlagen der Islamischen Republik aus. „Die Antwort ist nein“, sagte Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters. Israel habe aber ein Recht, auf Irans Angriff zu reagieren. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter.

Biden hatte dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom Dienstag gut abzuwägen. In einer gemeinsamen Schalte der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) sei auch über neue Sanktionen gegen den Iran gesprochen worden, wie das Weiße Haus mitteilte. Man arbeite an einer gemeinsamen Erklärung, hieß es weiter. Israel bereite sich darauf vor, auf den iranischen Raketenangriff mit Attacken innerhalb des Irans in den kommenden Tagen zu reagieren, berichtete das US-Nachrichtenportal „Axios“.

Laut israelischen Beamten könnten Ölförderanlagen und andere strategische Einrichtungen im Iran ins Visier genommen werden, berichtete das Nachrichtenportal weiter. Die „New York Times“ hatte zuvor unter Berufung auf US-Beamte gemeldet, in einem möglichen Szenario könnte Israel auch Irans Nuklearanlagen angreifen. Insbesondere die Anreicherungsanlagen in Natans, dem Herzstück des iranischen Atomprogramms, könnten im Visier stehen, hieß es. Der Iran behauptet, es diene nur zivilen Zwecken. Das sehen Israel und der Westen anders.

„Israel darf diese einmalige Gelegenheit zur Zerstörung des iranischen Atomprogramms nicht verpassen“, schrieb der frühere israelische Ministerpräsident Naftali Bennett auf der Plattform X. „Wenn wir es jetzt nicht tun, sehe ich nicht, dass es jemals passieren wird“, meinte er. UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Konfliktparteien erneut zu einer Waffenruhe auf. „Die wütenden Brände im Nahen Osten entwickeln sich rasch zu einem Inferno“, sagte er bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.

Huthi-Miliz im Jemen greift Großraum Tel Aviv mit Drohnen an

Donnerstag, 03. Oktober, 08.56 Uhr: Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen hat nach eigenen Angaben erneut die israelische Küstenmetropole Tel Aviv mit Drohnen angegriffen. Das israelische Militär teilte mit, eine Drohne vor der Küste im Großraum Tel Aviv abgefangen zu haben. Eine weitere Drohne fiel demnach auf offenes Gelände.

Die Huthi erklärten, die Drohnen hätten ihr Ziel erreicht. Die Miliz habe die angeblich neuen Drohnen namens „Jaffa„ eingesetzt, die Sari erstmals im Juli erwähnte. Tel Aviv liegt etwa 1.800 Kilometer vom Jemen entfernt.

In der südlich von Tel Aviv gelegenen Stadt Bat Jam gab es Raketenalarm. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht.

Die Huthi-Miliz hatte eine mit Sprengstoff beladene Drohne im Juli in Richtung Tel Aviv fliegen lassen. Diese schlug in ein Haus im Zentrum der Stadt ein. Ein Mann wurde getötet, mehrere weitere Menschen wurden verletzt. Sari sagte anschließend, die neue Drohne “Jaffa“ könne Abfangsysteme durchdringen und würde von Radarsystemen nicht erkannt.

Bundesregierung holt erneut per Flugzeug Deutsche aus Beirut

21.58 Uhr: Die Bundeswehr hat vor dem Hintergrund anhaltender Angriffe Israels auf die libanesische Hisbollah-Miliz weitere 130 deutsche Staatsangehörige über den Flughafen von Beirut nach Deutschland ausfliegen lassen. Die besonders gefährdeten Deutschen seien von einem Airbus A330 der multinationalen Lufttransporteinheit MMU (Multinational Multi Role Tanker Transport Unit) abgeholt worden, teilten das Auswärtige Amt und Verteidigungsministerium in Berlin mit. Die Maschine landete am Abend in Frankfurt am Main. Zuerst hatte der „Spiegel“ über den Flug berichtet.

Biden lehnt Angriff auf iranische Atomanlagen ab

19.05 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat sich nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel gegen eine Attacke auf iranische Atomanlagen ausgesprochen. „Die Antwort ist nein“, sagte Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters vor dem Abflug in den US-Bundesstaat South Carolina. Israel habe aber ein Recht, auf den Angriff zu reagieren. Biden sagte außerdem, dass es weitere Sanktionen geben werde. Biden hatte bereits zuvor dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff gut abzuwägen.

Hisbollah meldet Zerstörung von drei israelischen Panzern im Südlibanon

18.45 Uhr: Die Hisbollah-Miliz hat eigenen Angaben zufolge im Südlibanon mehrere israelische Panzer zerstört. Drei Panzer vom Typ Merkava seien mit Raketen zerstört worden, „als diese auf das Dorf Maroun al-Ras vorrückten“, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung der Miliz. In dem Gebiet unweit der Grenze zu Israel war es nach Angaben der Hisbollah bereits früher am Tag zu Zusammenstößen mit israelischen Soldaten gekommen.

Beirut: 200 Deutsche werden aus dem Libanon ausgeflogen

16.18 Uhr: Wie der „Spiegel“ berichtet, organisiert die Bundesregierung die Evakuierung von etwa 200 weiteren Deutschen aus dem Libanon. Am Nachmittag landete ein Airbus A330 der niederländischen Luftwaffe in Beirut.

Zu den Evakuierten gehören vor allem Deutsche, die dringend medizinische Versorgung benötigen, sowie Familien, die aufgrund der Kämpfe im Südlibanon ihre Wohnungen verloren haben.

Schätzungen zufolge befinden sich noch rund 1500 Deutsche im Libanon. Da zivile Flugtickets nahezu ausverkauft sind, setzt die Luftwaffe „Spiegel“-Informationen zufolge auf einen Tankflugzeug-Jet, der aus einer gemeinsam mit den Niederlanden betriebenen Staffel am Flughafen Köln-Bonn stammt.

Auswärtiges Amt ruft deutsche Staatsbürger zur Ausreise aus dem Iran auf

14.26 Uhr: Angesichts der Eskalationsspirale im Nahen Osten hat das Auswärtige Amt deutsche Staatsbürger im Iran zur Ausreise aufgerufen. „Für deutsche Staatsangehörige besteht die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden“, heißt es in der Reisewarnung. Vor allem Doppelstaater, die neben der deutschen auch die iranische Staatsangehörigkeit besitzen, seien gefährdet.

„In jüngster Vergangenheit kam es zu einer Vielzahl willkürlicher Verhaftungen ausländischer Staatsangehöriger. Reisen Sie nicht nach Iran, sondern reisen Sie, wenn möglich, mit kommerziellen Fluglinien oder auf dem Landweg aus“, schreibt das Auswärtige Amt weiter. Speziell Menschen, die „sich in der Vergangenheit kritisch gegenüber dem Land und dem politischen System geäußert haben“, sollten nicht in den Iran reisen

Erstmals Verluste für Israel bei Kämpfen im Libanon

14.20 Uhr: Erstmals seit dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon ist es zu Kämpfen am Boden und Verlusten für die israelischen Streitkräfte gekommen. Ein 22-jähriger Soldat im Range eines Hauptmanns sei im Südlibanon im Kampf gefallen, teilte das israelische Militär mit. Über mögliche Verletzte machte es zunächst keine Angaben. Zuvor hatte die proiranische Hisbollah-Miliz direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen beim libanesischen Ort Udaissa gemeldet.

Ihrer Darstellung zufolge haben die Israelis versucht, in den Ort unmittelbar an der Grenze zu Israel einzudringen. Mitglieder der Schiitenmiliz hätten im Morgengrauen mit den Kräften der israelischen Infanterie „gekämpft“ und sie zum Rückzug gezwungen. Über mögliche eigene Verluste machte die Hisbollah keine Angaben.

Nach israelischer Darstellung setzte die Armee ihre gezielten Operationen zur Ausschaltung von Hisbollah-Kämpfern und zur Zerstörung ihrer militärischen Infrastruktur an mehreren Stellen des Südlibanons fort. Die Mitteilung erwähnte neben Bombardierungen mit Präzisionsmunition erstmals auch Nahkampf-Einsätze. Durch Luftangriffe seien 150 Hisbollah-Ziele – Kommandozentralen, Waffenlager und Raketenabschussrampen - vernichtet worden.

Libanesische Armee: Israelische Soldaten überschreiten die Blaue Linie

13.36 Uhr: Nach Angaben der libanesischen Armee sind israelische Soldaten in den Libanon eingedrungen. Die israelischen Bodentruppen hätten die als Blaue Linie bekannte Demarkationslinie verletzt und seien unter anderem in Nähe des Dorfs Jarun etwa 400 Meter weit auf libanesischem Gebiet vorgerückt, teilten die Streitkräfte mit. Danach hätten sich die israelischen Truppen wieder zurückgezogen.

Die Schiitenmiliz Hisbollah, die in dem Gebiet gegen Israels Armee kämpft, meldete Stunden zuvor erstmals direkte „Kämpfe“ mit israelischen Bodentruppen. Das israelische Militär sprach in einer Mitteilung gleichfalls erstmals von Nahkampf-Einsätzen im südlichen Libanon.

Die Vereinten Nationen hatten den Verlauf der sogenannten Blauen Linie im Jahr 2000 festgelegt, um seinerzeit den Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon zu überwachen. Es handelt sich um eine vorläufige Grenze, weil Israel und der Libanon ihre gemeinsame Grenze bisher nicht abschließend verhandelt haben. Laut einer UN-Resolution von 2006 müssen Israels Truppen sich hinter diese Linie zurückziehen.

Zur „Persona non grata“ erklärt: Israel verbietet UN-Generalsekretär Guterres die Einreise

12.41 Uhr: Israel verbietet UN-Generalsekretär António Guterres die Einreise. Der israelische Außenminister Israel Katz warf Guterres am Mittwoch Voreingenommenheit gegenüber Israel vor und erklärte ihn zur „Persona non grata“. Der Grund: Guterres hatte den iranischen Angriff auf Israel nicht „unmissverständlich verurteilt“. Katz warf ihm Voreingenommenheit vor.

Guterres hatte nach dem iranischen Angriff am Dienstagabend vor einer „Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten“ gewarnt. In einer Erklärung verurteilte er „Eskalation um Eskalation“ in der Region. „Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt eine Waffenruhe“, erklärte er. Den Angreifer Iran erwähnte er namentlich dabei jedoch mit keinem Wort.

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