Gefährliche Erreger - „Wird völlig unterschätzt“: Infektiologe warnt vor RSV-Risiko für eine Gruppe

RSV wird bei Älteren unterschätzt<span class="copyright">Getty Images</span>
RSV wird bei Älteren unterschätztGetty Images

RSV gilt vor allem bei Babys und Kleinkindern als gefährlich. Neue Daten zeigen nun aber: Auch für Ältere stellt der Erreger ein erhebliches Risiko dar. Dieses werde „völlig unterschätzt“, warnt jetzt Infektiologe Clemens Wendtner.

Ja, es gibt mehr als Corona und Grippe. Neben den beiden bekannten Viren gibt es noch weitere, die hierzulande grassieren und teils schwere Atemwegsinfektionen auslösen. Etwa die sogenannten Respiratorische Synzytialviren (RSV). Sie zählen zu den bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere bei Frühgeborenen und Kleinkindern, schreibt das RKI .

In der Symptomatik ähneln RSV-Infektionen der Influenza. Bei Säuglingen können sie sich jedoch in den ersten Lebensmonaten als

  • Bronchiolitis (häufigste Atemwegsinfektion bei Säuglingen)

  • Pneumonie oder

  • Tracheobronchitis (gleichzeitige Entzündung der Schleimhäute in der Luftröhre und den luftleitenden Anteilen der Lunge)

äußern. Rund fünf Prozent entwickeln zudem keuchhustenähnliche Symptome. Auch Fieber kommt häufig vor.

RSV auch für ältere Menschen gefährlich

Und nicht für bei Babys kann das Virus gefährlich werden. Wie Infektiologe Clemens Wendtner jetzt „T-Online“ sagte, werde RSV gerade bei älteren Menschen „völlig unterschätzt“. Das Virus sei demnach „mindestens so gefährlich wie Influenza“. In Sachen Ansteckung käme es der Omikron-Variante des Coronavirus gleich, betont der Mediziner, der 2020 den ersten deutschen Corona-Patienten behandelte. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis acht Tage.

Wendtners Aussage stützt eine vor einigen Wochen veröffentlichte US-Studie . In dieser stellten Wissenschaftler bei Älteren Entzündungsreaktionen im Körper, ausgelöst durch RSV, fest. Diese ähnelten denen von Grippe und Influenza, waren allerdings teils erheblicher als bei diesen beiden Errgern. Untersucht wurden etwa verschiedene Herzleiden und Krankenhauseinlieferungen in Folge der Infektion.

„RSV-infizierte Personen können schon einen Tag nach der Ansteckung und noch vor Symptombeginn infektiös sein“, schreibt das RKI. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit betrage in der Regel drei bis acht Tage und klinge bei immunkompetenten Patienten meist innerhalb einer Woche ab. Frühgeborene, Neugeborene, immundefiziente oder immunsupprimierte Patienten könnten das Virus jedoch über mehrere Wochen, im Einzelfall über Monate ausscheiden.

So schützen Sie sich und andere vor einer Atemwegserkrankung

Umso wichtiger ist der Schutz vor Erregern wie diesen. Die BZgA empfiehlt:

  • Wenn Sie an einer Atemwegsinfektion erkrankt sind, sollten Sie nach Möglichkeit drei bis fünf Tage und bis zur deutlichen Besserung der Beschwerden zu Hause bleiben. Während dieser Zeit sollten Sie direkte Kontakte zu anderen möglichst vermeiden , vor allem zu Personen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben (zum Beispiel Ältere, Menschen mit Vorerkrankung oder Immunschwäche, Schwangere).

  • Achten Sie auf die Husten- und Niesregeln . Dazu zählt, beim Husten und Niesen ein Taschentuch zu verwenden oder die Armbeuge vor Mund und Nase zu halten und sich von anderen abzuwenden.

  • In geschlossenen Räumen können Sie durch regelmäßiges Lüften (Stoßlüften) das Risiko für eine Übertragung von Atemwegserregern verringern. Erkrankte sollten eine Maske zum Fremdschutz tragen, insbesondere, wenn sich ein Kontakt mit einer Person aus einer Risikogruppe nicht vermeiden lässt.

  • Bei Erkrankungswellen, wenn viele Viren im Umlauf sind, kann in Innenräumen ein korrekt getragener Mund-Nasen-Schutz eine Möglichkeit bieten, sich selbst vor Ansteckung zu schützen. Insbesondere wenn Sie zu einer Risikogruppe mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf gehören, sollten Sie das Tragen einer Maske zum Selbstschutz in Betracht ziehen.

  • Um das Risiko zu verringern, sich und andere über eine Schmierinfektion mit Krankheitserregern anzustecken, sollten Sie regelmäßig und gründlich die Hände waschen . Außerdem sollten Sie vermeiden, sich mit ungewaschenen Händen ins Gesicht zu fassen.

  • Gegen einige schwere Atemwegsinfektionen stehen Schutzimpfungen zur Verfügung. Der Impfschutz sollte gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) gegen Covid-19, Grippe und Pneumokokken-Infektionen aktuell sein. Impfstoffe gegen RSV für ältere Menschen sowie ein Impfstoff für Schwangere sind verfügbar.