Studie zeigt Zunahme der Fälle - Herz-Alarm beim Torjubel: Warum die Fußball-EM Ihr Infarktrisiko erhöhen kann

Große emotionale Anspannungen beim Mitfiebern oder Mitleiden bei einem spannenden Fußballspiel führen insbesondere zu Blutdruckanstiegen, die dann bei vorgeschädigten Herzkranzgefäßen gefährlich werden können.<span class="copyright">Getty Images/magicmine</span>
Große emotionale Anspannungen beim Mitfiebern oder Mitleiden bei einem spannenden Fußballspiel führen insbesondere zu Blutdruckanstiegen, die dann bei vorgeschädigten Herzkranzgefäßen gefährlich werden können.Getty Images/magicmine

Fußballspiele sind für viele ein emotionales Ereignis. Daher birgt die Leidenschaft auch Risiken für das Herz. Kardiologin Melanie Hümmelgen klärt auf, wie stark sich ein Sportereignis wie die EM auf das Herz auswirken kann, wie Sie sich schützen und was im Notfall zu tun ist.

Wie wirkt sich der emotionale Stress beim Fußballschauen auf das Herz aus und warum kann dies zu Herzinfarkten führen?

Bei großen emotionaler Anspannungen und Erregungen werden Stresshormone ausgeschüttet, die vor allem auch zu hohen Blutdruckanstiegen führen. Diese können insbesondere bei an den Herzkranzgefäßen vorerkrankten Menschen zu kleinen Einrissen der Innenschicht der Herzkranzgefäße und bereits abgelagerter Plaques führen. Dadurch wird die Blutgerinnung aktiviert und es entstehen Blutgerinnsel, die ein Herzkranzgefäß komplett verschließen und so einen Herzinfarkt auslösen können. Damit bekommt der Herzmuskel nicht mehr ausreichend Sauerstoff und ist in großer Gefahr.

 

Welche Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Herzprobleme während eines spannenden Fußballspiels?

Häufige Risikofaktoren für die Entstehung von Herzkranzgefäßverkalkungen und Herzkranzgefäßverengungen sind neben dem Alter, den Genen und dem männlichen Geschlecht ein hoher Blutdruck, ein zu hoher Cholesterinspiegel, Diabetes mellitus, Rauchen, Übergewicht vor allem mit erhöhtem Bauchfettanteil und Bewegungsmangel.

Große emotionale Anspannungen beim Mitfiebern oder Mitleiden bei einem spannenden Fußballspiel führen insbesondere zu Blutdruckanstiegen, die dann bei vorgeschädigten Herzkranzgefäßen gefährlich werden können und durch das Ausschütten der Stresshormonen zu Herzinfarkten oder Herzrhythmusstörungen führen können.

Welche speziellen Vorsichtsmaßnahmen sollten Menschen mit koronaren Herzerkrankungen beim Anschauen von Fußballspielen treffen?

Menschen mit bekannten Herzerkrankungen, insbesondere der Koronaren Herzerkrankung und Bluthochdruck empfehle ich gerade an Tagen spannender Fußballspiele besonders auf die gewissenhafte und pünktliche Einnahme ihrer Medikamente zu achten und möglichst vorher Tempo aus dem Alltag zu nehmen. Eine eigene ruhige Ausdauereinheit vor dem Spiel wie ein Spaziergang, Nordic walking oder, wer geübt ist, auch eine Joggingrunde kann uns gut helfen, zu entschleunigen.

Auch die Halbzeitpause können wir alle gut nutzen, um Druck herauszunehmen und etwas runterkommen. Wir sollten alle uns möglichst nicht noch weiter über verpasste Torchancen und strittige Schiedsrichterentscheidungen aufregen.

Dies gilt um so mehr für Menschen mit Herzerkrankungen. Eine gesunde Ernährung hilft uns sehr in stressigen Situationen, am besten gelingt dies mit einer leichten mediterranen Ernährung. Ein hoher Alkoholkonsum führt häufig in Kombination mit großer emotionaler Anspannung zu besonders hohen Blutdruckspitzen und ist daher aus kardiologischer Sicht ein weiterer Risikofaktor.

Menschen mit einer Koronaren Herzerkrankungen sollten bei emotional aufregenden Spielen auf Alkohol daher am Besten ganz verzichten.

Wie kann eine gesunde Ernährung während der Fußballübertragung zur Vorbeugung von Herzproblemen beitragen?

Die mediterrane Ernährung ist prinzipiell die gesündeste Ernährung für uns,insbesondere für unser Herz und die Gefäße. Mediterran heißt aber nicht Pasta und Pizza, sondern eine Ernährung mit viel Gemüse, guten pflanzlichen Ölen, eher Fisch als Fleisch und dem Verzicht auf industriell hochverarbeitete Fertigprodukte.

Gefäßverkalkungen entstehen natürlich nicht durch eine einzelne Portion Pommes und eine Grillwurst beim public viewing oder im Stadion beim Fußball gucken, sondern durch eine ungesunde Ernährung über viele Jahre.

Viele Menschen reagieren auch auf einen hohen Salzkonsum und Alkohol mit Blutdruckanstiegen, daher ist die Kombination von Chips, Alkohol und Würstchen an solchen Tagen besonders gefährlich in der Kombination mit emotionaler Anspannung beim Zuschauen eines Fußballspiel.

Gerade für Bluthochdruckpatienten und Menschen mit Herzkranzgefäßverengungen ist es aus kardiologischer Sicht sinnvoll, dies daher ganz zu vermeiden.

Welche Entspannungstechniken können helfen, den Blutdruck und die Herzfrequenz während eines aufregenden Spiels zu senken?

Gerade bei Blutdruckanstiegen sind Entspannungsübungen schnell wirksam. Einfach zu lernen und schnell umzusetzen in der akuten Anspannungsphase sind Atemübungen.

Autogenes Training und die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson sind einfach zu lernende Techniken, die, wenn sie eingeübt sind, auch in jeder Situation abrufbar sind. Dafür bedarf es keiner Yoga-Matte, sondern sie können auch im Sitzen als einzelne Übungen sehr effektiv sein, wenn man sie vorab schon trainiert hat.

Einen langfristigen Schutz bietet Ausdauersport wie Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren und Joggen, so trainieren wir uns ein Schutzschild an, denn gerade Ausdauersport wirkt wie ein körpereigener Betablocker und schützt unsere Gefäße und unser Herz gerade vor und in Blutdruckanstiegen.

Wenn es zu aufregend wird, hilft es immer auch eine gewisse Distanz zum Geschehen zu erwirken. Denn es ist ja dann doch nur ein Spiel, das ist auf keinen Fall wert ist, unsere eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Was sollte man tun, wenn jemand während des Zuschauens Symptome eines Herzinfarkts zeigt?

Ein Herzinfarkt ist ein lebensgefährlicher Notfall. Wir müssen uns sofort in notärztliche Behandlung beben und jede Minute zählt, denn die Herzmuskelzellen können nicht lange ohne frischen Sauerstoff bei einem Verschluss eines Herzkranzgefäßes überleben und es droht ein Kreislaufversagen, im schlimmsten Fall ein Herzstillstand.

Auch relativ kleine Herzinfarkte können schon in den ersten Minuten zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen führen, daher müssen wir bei dem Verdacht auf einen Herzinfarkt unbedingt die 112 anrufen und keinesfalls selbst mit dem Auto in einen Notaufnahme fahren.

Wir können kardiologisch inzwischen sehr gut mit einem Herzkatheter, Ballonaufdehnungen und Gefäßstützenimplantationen sowie Medikamenten verschlossene Herzkranzgefäße wieder eröffnen und so dem Herzinfarkt in der Klinik oft den Schrecken nehmen.

Die gefährlichste Zeit ist und bleibt für den Herzinfarktpatienten die Zeit, bis er in ärztliche Behandlung kommt. Diese gefährlichen Minuten müssen so gering wie möglich gehalten werden, daher ist der Herzinfarkt ein Notfall, in dem wirklich jede Sekunde zählt.