„Geiselbank mit amerikanischen Pässen“ - US-Bürgerin in Russland wegen Landesverrats vor Gericht

Ksenia Karelina stzt in einem Glaskäfig im Gerichtssaal in Jekaterinburg, Russland. Die Aufnahme vom Donnerstag, den 20. Juni 2024, zeigt den Beginn ihres Hochverratsprozesses.<span class="copyright">AP</span>
Ksenia Karelina stzt in einem Glaskäfig im Gerichtssaal in Jekaterinburg, Russland. Die Aufnahme vom Donnerstag, den 20. Juni 2024, zeigt den Beginn ihres Hochverratsprozesses.AP

In Russland steht eine US-russische Doppelbürgerin vor Gericht, die einer Geldspende an eine ukrainische Organisation beschuldigt wird. Ihr drohen bis zu 20 Jahre Haft.

In der russischen Stadt Jekaterinburg hat der Prozess gegen die US-russische Doppelbürgerin Ksenia Karelina begonnen, die wegen Landesverrats angeklagt ist. Ihr wird vorgeworfen, Gelder für die ukrainische Armee gesammelt zu haben. Dies berichtete CNN und gab detaillierte Einblicke in den Fall der 33-Jährigen aus Los Angeles.

Die Frau wurde während eines Besuches bei ihren Großeltern in Russland festgenommen. Im Fokus steht eine Geldspende von 51,80 Dollar an eine ukrainische Wohltätigkeitsorganisation.

Prozess-Beginn unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Das Verfahren gegen Karelina, die erst im Jahr 2021 die US-Staatsbürgerschaft erlangte, wird hinter verschlossenen Türen am regionalen Gericht in Swerdlowsk abgehalten. Nach Informationen der russischen Staatsagentur TASS wird die nächste Anhörung im Prozess am 7. August stattfinden. Im Falle einer Verurteilung droht der jungen Frau eine Gefängnisstrafe von bis zu 20 Jahren.

Chris Van Heerden, der Freund von Karelina, teilte in einem Interview mit CNN mit, dass er ihr die Reisetickets als Geburtstagsgeschenk gekauft hatte. Er beschrieb sie als stolz auf ihre russischen Wurzeln und uninformiert über politische Geschehnisse. „Ich glaube, Amerika wird sie zu mir zurückbringen“, äußerte Van Heerden.

Russischer Geheimdienst wirft Karelina Sympathien für Kiew vor

Der russische Inlandsnachrichtendienst FSB beschuldigt Karelina, öffentliche Aktionen zur Unterstützung des Kiewer Regimes durchgeführt zu haben. Die New Yorker Non-Profit-Organisation Razom for Ukraine, die angeblich die Spende von Karelina erhalten hat, äußerte sich entsetzt über ihre Festnahme. Wie der „Kyiv Independent“ berichtete, befindet sich Karelina im Zuge dieser Anklage unter mehreren in Russland inhaftierten US-Bürgern, darunter Journalisten und ehemalige Soldaten.

„Geiselbank mit amerikanischen Pässen“

Für zusätzliche Brisanz sorgt der Fall des Wall Street Journal-Reporters Evan Gershkovich, der als erster amerikanischer Journalist seit dem Kalten Krieg in Russland unter Spionagevorwürfen festgenommen wurde und dessen Prozess am 26. Juni beginnen soll, wie russische Gerichtsbeamte bestätigten. Gershkovichs und Karelinas Prozesse sollen beide von Richter Andrei Mineev verhandelt werden.

Andrei Soldatov, ein russischer investigativer Journalist, erklärte gegenüber CNN, dass der FSB darauf abziele, „eine ‚Geiselbank‘ mit amerikanischen Pässen“ aufzubauen, die Moskau in Verhandlungen mit Washington als Druckmittel nutzen könnte. Dies zeige die prekäre Lage, in denen sich US-Bürger in Russland befinden könnten.

Keine Anzeichen für eine baldige Freilassung

Währenddessen ist als weiterer Fall der ehemalige US-Marine Paul Whelan zu nennen, den das US-Außenministerium für unrechtmäßig inhaftiert hält, sowie Alsu Kurmasheva, eine Journalistin von Radio Free Europe/Radio Liberty mit US- und russischer Staatsbürgerschaft, die wegen angeblicher Verstöße gegen Russlands Gesetz über ausländische Agenten verhaftet wurde.

Trotz dieser Vorfälle hatte der russische Präsident Wladimir Putin im Dezember erklärt, er sei offen für Verhandlungen über die Rückkehr inhaftierter US-Bürger unter „gegenseitig akzeptablen“ Bedingungen. Doch die jüngsten Geschehnisse deuten darauf hin, dass die politischen Spannungen zwischen Russland und den USA weiterhin hoch sind und eine Lösung in naher Zukunft unwahrscheinlich ist.