Getränkehersteller stiftet Studenten zum Schwarzfahren an

In einer skurrilen PR-Kampagne animierte ein Energy-Drink-Hersteller Studenten zur Europareise ganz ohne Cash. Statt mit Geld, sollen sie ihre Tickets mit Getränkedosen bezahlen. In Recklinghausen in NRW kassierten sechs junge Italiener deswegen jetzt eine Anzeige.

Da kannten die Bahnmitarbeiter keinen Spaß. Sechs junge Italiener wollten am Dienstagnachmittag im IC 2201 von Münster nach Essen ihre Tickets nicht mit Bargeld zahlen – sondern mit Getränkedosen. Die Kontrolleure ließen sich auf den kuriosen Tauschhandel nicht ein. Die Studenten mussten somit vorzeitig aussteigen und landeten anstatt wie geplant in Essen auf der Recklinghausener Polizeiwache. Nun haben sie ein Verfahren wegen Beförderungserschleichung am Hals.

Hintergrund ihres ungewöhnlichen Tauschangebotes: Anscheinend waren sie unterwegs im Rahmen einer PR-Aktion eines Energy-Drink-Herstellers. Gemeinsam mit dutzenden weiteren Teams haben sie sich der Herausforderung gestellt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch Europa zu reisen - komplett ohne Geld. Lediglich 24 Dosen der Power-Brause hatten sie im Rucksack.

„Die Leichtigkeit des Seins endet an den Grenzen zu Recklinghausen“

Insgesamt sieben Tage lang sollten die studentischen Teams unterwegs sein. Andere Teams ertauschten sich unter anderem eine Tour mit dem Segway durch Paris, Achterbahnfahrten und sogar diverse Tätowierungen. Nur mit der deutschen Bürokratie hat anscheinend keiner gerechnet, witzeln schon die ersten in sozialen Netzwerken. Auch von Rassismus ist bereits die Rede, schließlich geht es um sechs junge Italiener. Und ein WAZ-Leser kommentiert: „Die Leichtigkeit des Seins endet nunmal an den Grenzen von Recklinghausen.”

Ob der Getränkehersteller nun die Verfahrenskosten trägt? Auf alle Fälle macht er sich strafbar durch die Aufforderung zur Begehung einer Straftat (Beförderungserschleichung § 265a StGB). Und zumindest ein Briefing zur Rechtslage hätten sie den jungen europäischen Teilnehmern erteilen können. Denn wer in Deutschland (und nicht nur da) ohne gültiges Ticket in ein Verkehrsmittel steigt, der ist nun mal kein billiger Markenbotschafter für einen Energy-Riesen - sondern einfach nur Schwarzfahrer.

Symbolfoto: Thinkstock

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