Heimatkunde-Museum auf Facebook

Das Regionalmuseum in Demmin wurde nach über einhundert Jahren geschlossen. Ein Einwohner hält die Geschichte im Internet am Leben. Die Resonanz ist gewaltig.

Heimatgeschichte muss keine staubige Angelegenheit sein, das beweist das „Statt-Museum Demmin“ – ein Online-Museum. Ein paar Mausklicks und schon ist man drin im virtuellen Gedächtnis der Demminer Historie, das historische Etiketten der ehemaligen Bierbrauerei zeigt oder Schwarzweiß-Bilder von imposanten Dampfloks, die einst an dem mittlerweile verwaisten Bahnhof hielten und das Leben der Hansestadt an der Peene prägten. Aber auch malerische Postkartenmotive und Schulzeugnisse aus vergangenen Zeiten sind darunter – sie alle sind mit einem „Gefällt mir“ versehen.

Wer bei dem „Statt-Museum“ an einen Schreibfehler denkt, irrt. Weil das „echte“ Demminer Regionalmuseum nach über einhundert Jahren geschlossen wurde, hat der Hobbychronist Karsten Behrens, 50, „statt“-dessen eine Online-Version im sozialen Netzwerk Facebook eröffnet. „Ursprünglich war es als Joke gedacht, um zu verdeutlichen, dass wir diese Schließung nicht gutheißen“, erzählt Behrens, der die Stadt von Kindesbeinen an kennt und den Garnisonsverein leitet.

Jede Woche ein neues Thema

Als er im November letzten Jahres mit seinem „Statt-Museum“ online ging, wollte er es eigentlich nach einem Monat wieder schließen. Doch dann berichtete die Lokalzeitung von dem „alternativen Museum“ und die Besucherzahl erhöhte sich schlagartig. Mittlerweile werden seine Beiträge zwischen 300 und 500 Mal angeklickt, sagt Behrens. Jede Woche legt der “Museumsdirektor” ein neues Thema für die Zeitreise fest - wie etwa die Postgeschichte der Stadt. Sonntags ist Souvenir-Tag, an dem Vasen oder Teller mit historischen Stadtmotiven gezeigt werden.

Mit einem morgendlichen Gruß weckt Karsten Behrens täglich bei seinen Fans Erinnerungen, wenn er gegen 6 Uhr das Archivmaterial online stellt. Teilweise bekommt er sogar alte Fotos oder Dokumente zugeschickt. „Viele bedanken sich auch einfach, dass es das Statt-Museum gibt“, sagt er.

Ein Foto aus DDR-Zeiten, das zeigt, wie sich die Ikarus-Busse auf dem ehemaligen Busbahnhof aneinander reihen, hält bisher den Besucher-Rekord mit über 8000 Klicks. „Da war die Welt noch in Ordnung“ schreiben die Museums-Besucher dazu - Nostalgie für Zwischendurch, dem Internet sei Dank.

Geht das Online-Museum bald wieder offline?

Doch Karsten Behrens hat auch Offline-Pläne fürs Statt-Museum: Die erste kleine Ausstellung ist bereits geglückt. In den Vitrinen der Volksbank sind teils einhundert Jahre alte Bierflaschen der ehemaligen Brauerei zu bewundern. Auch eine Wanderung durch den Stadtwald ist für das Frühjahr angedacht. Im sogenannten „Denver Holz“ wurde einst ein Wanderweg geschaffen mit Schneewittchen-Grotte, Irrgarten und einem Liebestal. Plakate mit historischen Fotografien sollen den Zauber des Weges wieder neu zum Leben erwecken. Aber auch die große Blechspielzeugsammlung soll im Herbst für jedermann zu sehen sein.

Trotz der großen Resonanz für das Statt-Museum hofft Karsten Behrens, dass es in Demmin irgendwann wieder ein richtiges Stadtmuseum geben wird. Dass die Online-Version darunter leiden könnte, befürchtet er nicht, ganz im Gegenteil: „Die könnten sich doch wunderbar ergänzen.“

Foto: Statt-Museum Demmin

Sehen Sie auch: Jimi Hendrix Londoner Wohnung ist jetzt ein Museum