Hidden Headlines: Geschmack der Haie – faszinierende Entdeckung

Auf den Geschmack gekommen: Ein Forscherteam untersuchte das Geschmacksempfinden von Haien und fand heraus, dass die Tiere seit langem etwas Entscheidendes mit Menschen gemeinsam haben.

Hai-Arten sind in allen Weltmeeren heimisch. (Bild: Getty Images)
Hai-Arten sind in allen Weltmeeren heimisch.

Wenn von Haien die Rede ist, schaltet sich bei vielen Menschen sofort das Kopfkino ein. Die Raubfische mit der nach oben stehenden Rückenflosse gelten als kaltblütig und mörderisch und machen angeblich auch vor Menschen nicht Halt, wenn sie Hunger verspüren. Das brachte den Meeresbewohnern viele Hauptrollen in Schauergeschichten und gruseligen Verfilmungen ein.

Doch wer hätte gedacht, dass wir Menschen seit vielen Millionen Jahren mit Haien etwas Wesentliches gemeinsam haben?

Haie besitzen umfangreiches Erbgut

Ein Forscherteam der Universität zu Köln und des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie in Freising untersuchte die Geschmacksrezeptoren von Knorpelfischen. Die Neurobiologen Privatdozent Dr. Maik Behrens und Tatjana Lang vom Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie sowie Professorin Dr. Sigrun Korsching am Institut für Genetik der Universität zu Köln analysierten das Geschmacksempfinden bei den Meeresbewohnern.

Das sei in der Vergangenheit bei Haifischen nur begrenzt möglich gewesen, da ihre Genome häufig relativ groß seien und die Sequenzierung oft aufwendiger und zeitintensiver sei, als bei anderen Tieren, heißt es in einem Bericht zur Untersuchung.

Giftige Nahrung erkennen

Mithilfe von neuen Techniken gelang es den Forschenden nun anhand von Informationen zu Gensequenzen gezielt nach Bitterstoffrezeptoren bei Knorpelfischen zu suchen. Dabei stellte sich heraus, dass der Bitterstoffrezeptor (T2Rs) von neun Hai-Arten, einem Sägefisch sowie zwei Rochenarten mit dem von Menschen identisch ist. Dieses einzelne Gen wurde von den Forschern T2R1 benannt.

Diese Rezeptoren sollen bei Mensch und Tier dafür sorgen, bittere und potentiell giftige Nahrung zu erkennen.

Rückblick auf 500 Millionen Jahre

Beeindruckend ist an dieser Entdeckung vor allem, dass es sich dabei um die Urform dieser Bittergeschmacksrezeptoren handelt, die nicht durch Genverdoppelung und nachfolgende unterschiedliche Spezialisierung der resultierenden Rezeptoren verändert wurde. Das heißt, obwohl Mensch und Knorpelfisch vor 500 Millionen Jahren evolutionär getrennte Wege gingen, blieben diese Gene unverändert.

"Diese Ergebnisse ermöglichen uns ganz neue Einblicke in die Evolution dieser Rezeptoren: Wir können fast 500 Millionen Jahre auf den molekularen und funktionalen Ursprung einer ganzen Familie von Rezeptoren für Bitterstoffe zurückblicken. Denn so alt ist der letzte gemeinsame Vorfahre von Knorpel- und Knochenfischen", so Sigrun Korsching.

Haifische erkennen elf dem Menschen bekannte Bitterstoffe

Eine Laboruntersuchung des T2R1 Gens des Bambushais (C. plagiosum) und des Katzenhais (S. canicula) ergab, dass beide Haifische auch dem Menschen bekannte Bitterstoffe wie Colchicin oder Gallensäure wahrnehmen können. Mittels eines Screenings identifizierten die Forschenden elf von 94 menschliche Bitterstoffen, die auch die Haie wahrnehmen können. Auch Amarogentin, einer der bittersten Naturstoffe für den Menschen, löste bei beiden Hai-Rezeptoren die höchsten Signalamplituden aus.

Viele Hai-Arten gelten als gefährdet

Haie sind in fast allen Regionen der Meere auf dieser Erde heimisch. Weltweit existieren mehr als 500 Arten. Laut der Umweltschutzorganisation WWF gelten 37,5 Prozent davon als gefährdet. Zu ihrer Nahrung gehören Plankton, Weichtiere, Muscheln, Fische, Meeressäuger und Vögel. Die meisten Haie sind Raubfische und einige von ihnen stehen auch an der Spitze der Nahrungspyramide. Die meisten Haie werden jedoch vom Menschen getötet.

"Haie sind von der industriellen und handwerklichen Fischerei aber auch dann bedroht, wenn sie nicht direkt gefischt werden. Sie werden als so genannter 'Beifang' mitgefangen. Als 'Zweitfang' machen sie, wie zum Beispiel in manchen Thunfisch-Fischereien, sogar den Hauptteil des Fangs aus. In Fischereien mit zum Beispiel Stellnetzen, die auf mehrere Arten abzielen, sind sie zufälliger, wenn auch begehrter Beifang und werden mitgenommen", so der WWF. Insgesamt würden weltweit jedes Jahr rund 100 Millionen Haie und Rochen gefischt.

Der WWF setzt sich mit mehreren Projekten für den Schutz von Haien und Rochen ein. Mehr Infos dazu und wie man helfen kann gibt's hier beim WWF.

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