Hidden Headlines: Richterin benutzt Handy während Mordprozess

Dieser Richterin drohen nun Disziplinarmaßnahmen. Die Frau hatte während eines Gerichtsverfahrens immer wieder ihr Handy benutzte. Was ihr Vergehen umso brisanter macht: Verhandelt wurde der Fall eines mutmaßlichen Kindsmörders.

Handys sind im Gericht nicht gerne gesehen - besonders nicht in Händen der Richter. (Symbolbild: Getty Images)
Handys sind im Gericht nicht gerne gesehen - besonders nicht in Händen der Richter. (Symbolbild: Getty Images)

Eine US-Richterin, die einen Mordprozess geleitet hatte, ist nun selbst Gegenstand einer Ermittlung. Die Frau hatte während der siebentägigen Verhandlung gegen einen mutmaßlichen Kindsmörder immer wieder ihr Handy benutzt.

Bei dem Verfahren im Bezirksgericht von Lincoln County, Oklahoma war im vergangenen Monat der Fall von Khristian Tyler Martzall verhandelt worden. Der 32-Jährige wurde beschuldigt, 2018 den zweijährigen Sohn seiner damaligen Freundin zu Tode geprügelt zu haben.

Erster Mordprozess und trotzdem…

Es hatte sich um den ersten Mordprozess der im Januar vereidigten Bezirksrichterin Traci Soderstrom gehandelt, wie die Lokalzeitung The Oklahoman berichtet. Sonderlich ernst schien die 50-Jährige den Fall indes nicht zu nehmen. Statt sich auf die Verhandlung zu konzentrieren, schenkte sie ihre Aufmerksamkeit wiederholt ihrem Handy.

Auf frischer Tat wurde Soderstrom von der Sicherheitskamera ertappt, die an der Decke des Gerichtssaals angebracht war. Auf dem Filmmaterial ist zu sehen, wie sie mehrfach, unter anderem während der Eröffnungsplädoyers und der Zeugenaussagen, ihr Handy benutzt.

Gegen den Angeklagten hatte unter anderem die Mutter des getöteten Kindes ausgesagt. Auch dabei griff Soderstrom nach ihrem Smartphone, obwohl die Frau, die sich ebenfalls wegen Mordes an ihrem Sohn vor Gericht verantwortet hatte und zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, während ihrer Aussage in Tränen ausgebrochen war.

Durch soziale Medien gesurft

Berichten zufolge benutzte die Richterin ihr Handy, um durch soziale Medien wie Facebook zu surfen sowie Textnachrichten und GIFs zu versenden. Das Gerät hatte sie auf ihrem Schoß und in einer Schublade ihres Tischs liegen.

Was ihr Verhalten moralisch umso fragwürdiger macht: Vor Beginn des Prozesses hatte Soderstrom die Geschwornen angehalten, im Gerichtssaal keine elektronischen Geräte zu benutzen. Sie könnten sich sonst, so begründete die Richterin ihre Bitte, nicht auf die Gerichtsverhandlung konzentrieren.

Wie die Nachrichtenagentur Associated Press unter Berufung auf das Büro des Sheriffs von Lincoln County berichtet, wird gegen Soderstrom nun ermittelt. Ihr droht eine Disziplinarstrafe.

Martzall wurde wegen Totschlags zweiten Grades verurteilt, was im deutschen Rechtsgebrauch etwa der fahrlässigen Tötung entspricht. Die Höchststrafe für diese Straftat beträgt vier Jahre, die der Mann auch verhängt bekam. Da er seit 2018 im Gefängnis eingesessen hatte, hat er die Strafe bereits abgebüßt.