Zu hohe Lasten - Europas Industrie fordert billigere Energie

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Europas Industrie leidet unter zu hohen Strompreisen.dpa

Als Industriestandort konkurriert Europa vor allem mit Indien, China und den USA. Der europäische Industrieverband hebt ein Feld besonders hervor, auf dem hierzulande gehandelt werden müsse: Energie.

Damit Europas Industrie wettbewerbsfähig bleiben kann, muss aus Unternehmenssicht der Ausbau erneuerbarer Energien dringend vorangetrieben werden. Zwar sei eine wettbewerbsfähige Energie- und Klimawende noch möglich, dafür müsse aber von den EU-Gesetzgebern schnell gehandelt werden, heißt es von BusinessEurope, dem Dachverband europäischer Industrie- und Unternehmensverbände.

Sorge um Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen

„Hohe Energiepreise beeinträchtigen weiterhin ernsthaft die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen und die Industrieproduktion“, sagte Generaldirektor Markus J. Beyrer. Die Sicherung von Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen werde für den Erhalt der industriellen Basis Europas von zentraler Bedeutung sein.

Studie: US-Energiepreise auf Dauer deutlich günstiger

Eine Studie des Verbands und dem Wirtschaftsberatungsunternehmen Compass Lexecon kommt den Angaben nach zu dem Schluss, dass Energiepreise in Europa selbst mit einer unterstützenden EU-Energiepolitik bis 2050 um mindestens 50 Prozent höher sein werden als in den USA, China und Indien. Dies werde für die europäischen Unternehmen zu einem ernsthaften Wettbewerbsnachteil gegenüber diesen wichtigen Konkurrenten führen.

 

Der Verband fordert etwa einen starken Ausbau aller notwendigen Energiequellen und Infrastrukturen. Das werde die Sicherheit der europäischen Energiesysteme erhöhen und dazu beitragen, die Gesamtkosten des grünen Übergangs zu senken, hieß es.

„Unsere Studie zeigt zum Beispiel, dass die Großhandelspreise für Strom um fast 40 Prozent gesenkt werden könnten, wenn die erneuerbaren Energien an den kostengünstigsten Standorten ausgebaut und die Hindernisse für ihre Entwicklung beseitigt würden.“ Es müssten mehr private Investitionen mobilisiert werden sowie Genehmigungsverfahren beschleunigt und gestrafft werden.

Deutscher Rohstoffpreisindex steigt massiv

Die Sorgen von BusinessEurope bestätigt eine aktuelle Erhebung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Danach steigen die Rohstoffpreise weiter massiv an. „Nach einer zwischenzeitlichen Beruhigung Mitte 2023 zeigt die Entwicklung wieder steil nach oben“, sagte Verbandschef Bertram Brossardt. Der Rohstoffpreisindex der vbw stieg von April bis Mai um 4,0 Prozent und notiert nun bei 153,9 Punkten. Das sei fast 40 Prozent über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.

Warnung vor Abhängigkeit von China

Indium, das vor allem in China raffiniert und als transparenter Leiter für Flachbildschirme und Touchscreens verwendet wird, verteuerte sich innerhalb nur eines Monats um 38 Prozent. „Es ist ein klassisches Beispiel für Chinas große Bedeutung als Lieferant von Rohstoffen für Zukunftstechnologien“, sagte Brossardt. „Die Unsicherheit über die Entwicklung der Rohstoffpreise auf den globalen Märkten wird zur Dauerbelastung für die Unternehmen.“

Für eine sichere Versorgung zu bezahlbaren Preisen und um einseitige Abhängigkeiten von einzelnen Lieferländern zu verhindern, müssten die Unternehmen stets neue Bezugsquellen erschließen. „Am Beispiel Indium wird das noch einmal besonders deutlich.“

In den vbw-Rohstoffpreisindex fließen die Weltmarktpreise von 42 Rohstoffarten in Dollar ein.