IMK: Inflationsprämie erreicht 26 Millionen Beschäftigte und stabilisiert Konsum

Die von der Regierung beschlossene Inflationsausgleichsprämie zur Abfederung der hohen Preise hat sich nach einer Studie als "gesamtwirtschaftlich relevant" erwiesen und den Konsum in Deutschland stabilisiert. (MIGUEL MEDINA)
Die von der Regierung beschlossene Inflationsausgleichsprämie zur Abfederung der hohen Preise hat sich nach einer Studie als "gesamtwirtschaftlich relevant" erwiesen und den Konsum in Deutschland stabilisiert. (MIGUEL MEDINA)

Die von der Regierung beschlossene Inflationsausgleichsprämie zur Abfederung der hohen Preise hat sich nach einer Studie als "gesamtwirtschaftlich relevant" erwiesen und den Konsum in Deutschland stabilisiert. Wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch mitteilte, profitierten bislang fast 26 Millionen Beschäftigte von der steuer- und abgabenfreien Zahlung - insgesamt erhielten sie über 52 Milliarden Euro. Das habe "die Sorgen der Menschen verringert".

Die Bundesregierung hatte im Herbst 2022 Arbeitgebern in Deutschland die Möglichkeit eingeräumt, ihren Beschäftigten zusätzlich zum Lohn eine steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie von bis zu 3000 Euro auszuzahlen. So sollten vor allem die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs abgefedert werden. Die Maßnahme gilt noch bis Ende dieses Jahres.

Arbeitnehmervertreter sehen die Prämie mitunter kritisch. Sie befürchteten, dass stattdessen dauerhafte Gehaltserhöhungen ausbleiben und sich die Firmen auf die Einmalzahlung beschränken.

Der IMK-Studie zufolge gelang es, mit den Prämien die Kaufkraft zu stabilisieren, "ohne eine Preis-Lohn-Spirale in Gang zu setzen". So lasse sich festhalten, dass die Sonderzahlung "einen relevanten Beitrag zur finanziellen Entlastung vieler Beschäftigter, zur Stabilisierung der Kaufkraft in Deutschland, zur Begrenzung des Kostendrucks durch Zweitrundeneffekte bei den Löhnen und zur Verbesserung des Vertrauens in politische Institutionen" geleistet habe, schreiben die Forscher Jan Behringer und Sebastian Dullien.

Das gelte vor allem für die Phasen hoher Inflation 2022 und 2023. Der Studie zufolge, die auf der Befragung von rund 9600 Menschen im Januar und Februar beruht, gaben 69 Prozent der befragten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an, dass sie seit Herbst 2022 mindestens einmal eine Inflationsprämie bekamen. Im Schnitt erhielten sie insgesamt 1953 Euro. Hochgerechnet auf alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unter Einbeziehung von Beamtinnen und Beamten ergeben sich 25,8 Millionen Begünstigte, die insgesamt 52,5 Milliarden Euro erhielten.

Bei vielen Haushalten habe die Sonderzahlung die finanziellen Auswirkungen der hohen Inflation abgemildert, schlossen die Forscher. Demnach gaben rund zwei Drittel derjenigen, die von einer Zahlung profitierten, an, dass die Prämie für ihren Haushalt eine mittlere oder große finanzielle Entlastung sei. Bei denen ohne Prämie sorgten sich hingegen 40 Prozent um die eigene Situation und 42 Prozent haben kein Vertrauen in die Regierung. Bei den Beschäftigten mit Prämie waren es nur 30 Prozent, die sich sorgten und rund ein Drittel ohne Vertrauen.

Insgesamt stabilisierte sich durch die Prämien die Kauflaune: Bei allen abgefragten Konsumkategorien hatten die Befragten mit Prämie seltener vor, sich künftig einzuschränken, wie das IMK betonte. Besonders stark war der positive Effekt demnach bei Reisen und Urlaub, Freizeit, Unterhaltung und Kultur, Gaststätten- und Restaurantbesuchen sowie bei der Wohnungsinstandhaltung.

Das Institut verwies allerdings auch auf das "Manko", dass die Prämie nun Ende des Jahres ausläuft. Nun seien die Tarifparteien gefragt, für Lohnerhöhungen zu sorgen, die die Kaufkraft weiter stärkten, forderte IMK-Direktor Dullien. "Denn ohne ein spürbares Wachstum des privaten Konsums wird die deutsche Wirtschaft sich nicht aus der aktuellen Stagnation befreien können."

hcy/ilo