Je weiter, desto schlechter - Neue Studie zeigt, welche Reisen besonders klimaschädlich sind

Ein Flugzeug bei Sonnenuntergang über den Vereinigten Staaten (Archivbild): Die CO2-Bilanz von Langstreckenflügen ist noch miserabler, als viele Menschen denken<span class="copyright">Anton Petrus/Getty Images</span>
Ein Flugzeug bei Sonnenuntergang über den Vereinigten Staaten (Archivbild): Die CO2-Bilanz von Langstreckenflügen ist noch miserabler, als viele Menschen denkenAnton Petrus/Getty Images

Dass Fliegen klimaschädlich ist, weiß mittlerweile jeder. Ein britisches Forscherteam hat nun in einer Studie berechnet, wie wir besonders effizient CO2 sparen können.

Eine Sache vorweg: Flugreisen sind, egal wie lange und wohin, schädlich für das Klima, da beißt die Maus keinen Faden ab. Die Tourismusbranche ist - trotz des coronabedingten Einbruchs - aber ein finanzielles Schwergewicht und sichert zudem Menschen in vielen Regionen ihre Lebensgrundlage. Es ist also unwahrscheinlich (und nicht zuletzt für einen Großteil der Menschen unerwünscht), dass wir Flugreisen aus Klima-Gründen komplett streichen.

Nur: Wie schaffen wir es dann, CO2 einzusparen? Ein englisches Forschungsteam hat darauf eine Antwort gefunden.

Englische Studie räumt mit CO2-Irrglaube auf

Das Team der Universitäten Leeds und Bristol hat erforscht, wie sich die Reisen der Briten in den letzten 25 Jahren entwickelt haben. Außerdem hat es untersucht, wie sich das Reisen verändern müsste, um möglichst Klima-effizient zu sein.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscherinnen und Forscher im wissenschaftlichen Journal „Nature Energy“ und räumen dabei mit einem hartnäckig verbreiteten Irrglaube auf: Wer eine Fernreise pro Jahr per Flugzeug antritt, schadet der persönliche Klimabilanz wesentlich mehr, als es sich durch noch so fleißiges Fahrradfahren kompensieren ließe. Allerdings verursachen Autofahrten global betrachtet mehr CO2 als Flugreisen.

Mit Blick auf diesen Unterschied stellt das Team folgende Resultate vor:

  • Fernreisen mit dem Flugzeug machen mit 0,4 Prozent nur einen geringen Teil aller Reisen aus, tragen allerdings mit 55 Prozent einen erheblichen Beitrag zur CO2-Bilanz.

  • Ähnlich verhält es sich mit langen Autofahrten: Weniger als drei Prozent aller Fahrten gehen länger als 80 Kilometer, allerdings verursachen sie 70 Prozent aller durch Reisen verursachten Emissionen.

Selbst geringe Fernreisen erzeugen viel CO2

Die Autoren der Studie geben außerdem an, dass Business-Reisen zwar nur 3,3 Prozent der Gesamtaufstellung ausmachen, allerdings 9,2 Prozent zu den Emissionen beitragen. Sie zeigen damit deutlich, dass auch ein geringer Anteil bereits für viele Emissionen verantwortlich ist. Das Team stellt daher konkrete Forderungen an die Politik:

  • Strecken von 13 Kilometern sollten statt mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden - statt mit dem Auto. Damit, so die Forschenden, könnten wir bis zu 9,3 Prozent CO2 einsparen.

  • Strecken unter 1600 Kilometern Länge sollten nicht mit dem Flugzeug, sondern dem Zug zurückgelegt werden - damit ließen sich pro Jahr und pro Kopf fast 90 Kilo CO2 (immerhin fast sechs Prozent) einsparen.

Dennoch sollte man sich nicht ausschließlich auf Flugreisen konzentrieren: Das englische Forscherteam bekräftigt schlussendlich, dass Flugreisen zwar eine große Menge CO2 emittieren, aber weltweit der größte Anteil nach wie vor bei Autofahrten liegt.

Deutschland könnte bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO2 sparen

Die Zahlen des Teams beziehen sich auf Großbritannien. Für Deutschland gab es zuletzt 2018 eine groß angelegte Vergleichsstudie - diese ist aber im Hinblick auf das seit Corona veränderte Reiseverhalten nicht mehr repräsentativ. Mit Blick auf die Gesamtemissionen der Deutschen im Flugverkehr aus dem vergangenen Jahr hieße das: Eine Umlage auf die Schiene von allen Strecken unter 1.600 Kilometern geht einher mit einer Ersparnis von 1,5 Millionen Tonnen CO2.

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