Kölner Silvester-Feuerwerk: „Ultralight-Raketen“ liegen dieses Jahr im Trend

Georg Alef über pyrotechnische Vorlieben der Kölner.

„Das ist mein absoluter Lieblingsartikel“, sagt Georg Alef und steuert einen Warentisch in der Mitte des Verkaufsraums an. Schon hält er einen Schweizer Vulkan hoch, einen von der Sorte, aus denen es silbern sprüht, und nennt Daten: 250 Gramm Ladung, sechs Meter hohe Lichtfontäne, 50 Sekunden Brenndauer. Andere Vulkan-Sorten speien rauschend Gold, in das sich Silbergefunkel mischt, oder aber pinkfarbene und blaue Blinksterne. „Das ist total romantisch“, sagt der 55-Jährige, dessen Urteil Gewicht hat. Schließlich ist er Chefpyrotechniker beim Feuerwerkshersteller Weco, der als Marktführer in Deutschland und Europa gilt; laut Unternehmenssprecher Oliver Gerstmeier werden pro Jahr 25 Millionen Raketen produziert, dazu kommen 100 Millionen weiterer Artikel. Außerdem ist Georg Alef der Mann, der für die Hauptattraktion der Kölner Lichter sorgt: das musiksynchrone Höhenfeuerwerk. Längst ist er mit der Vorbereitung des nächsten am 15. Juli 2017 beschäftigt; unter seiner Leitung werden aus mehr als 1.400 Liedvorschlägen die Titel ausgewählt, die die Besucher auf beiden Seiten des Rheins als Massenchor mitsingen sollen. Schweizer Vulkane und Diamant-Sonnen Das Alltagsgeschäft läuft derweil weiter. Und erlebt kurz vor Silvester unweigerlich einen Höhepunkt, wie allein der Werksverkauf zeigt: Um eines der preisgünstigen „Überraschungspakete“ zu ergattern, haben viele Kunden in der Nacht zu Donnerstag vor dem Firmengelände in Eitorf ausgeharrt, trotz Eiseskälte. Von den Schweizer Vulkanen kommt Alef beim Rundgang durch den Verkaufsraum nun zu den Diamant-Sonnen, die einen silbernen Feuerkreis bilden, wenn sie zischend abschnurren, und zu den geflügelten „Vampiren“, die wirbelnd emporsteigen. Dann geht es von „Dicken Brummern“ über Gold- und Silberregen-Stäbe und Knallteufel zu kleinen Bengal-Lichtern, die rot und grün leuchten. In diesem Jahr lägen „Ultralight-Raketen“ im Trend, sagt Alef, zumal sie „auch für den kleinen Geldbeutel“ taugten. Die Raketen sind dünn und extrem leicht; sechs unterschiedliche Füllungen sorgen für ebenso viele Farben des Bouquets. „Vor acht Jahren kamen Pastellfarben auf“, so der Chefpyrotechniker; „Pink, Orange, Lemon, Fuchsia“ waren gefragt. „Die meisten mögen es bunt“, sagt Alef, er dagegen bevorzuge „monochrome Geschichten“. Feuerwerksbatterien verkaufen sich super Vor den Auslagen mit Feuerwerksbatterien erklärt er: „Das verkauft sich im Moment super.“ Generell lasse sich Kundschaft in zwei Typen einteilen, in diejenigen, „die spielen, viel zünden, ihre eigene Show kreieren wollen“ und sich deshalb ihr Feuerwerk selber zusammenstellen, und in die Bequemeren, die Batterien bevorzugen: „Die zünden einmal an und stellen sich dann zum Besuch“. „Saphir“, „Phantom“ und „Gladiator“ steht auf Kartons, je nachdem, ob die Bombetten-Batterie, die sie enthalten, 25, 28 oder 36 Mal feuert. Kombinationen mehrerer Batterien, montiert auf eine Platte und mit einer Zündschnur verbunden, bieten noch mehr Komfort. An eine Wand des Raums lehnt der Deckel einer Schachtel, die das größte Angebot enthält: „Cologne I“ heißt das Kombi-Feuerwerk mit 905 Schuss. Vor drei Jahren hat Weco eine Befragung vornehmen lassen, in der sich Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten. Das Ergebnis, grob zusammengefasst: „Frauen lieben Gold“, so Alef, „und Männer mögen den großen Knall“. Zu laut darf es in Deutschland, wo besonders strenge Regeln gelten, aber nicht werden. So sind hierzulande so genannte Blitzknallkörper verboten, weil sie zum einen zu laut sind und zum anderen eine hohe Verletzungsgefahr bergen für dienigen, die keine Erfahrung damit haben. Deshalb sind alljährlich vor Silvester Warnungen vor illegalem Feuerwerksverkauf zu hören; knapp merkt Alef dazu an: „Auf dem Schwarzmarkt gibt es richtig böse Sachen.“ „Das kleinste Feuerwerk der Welt“ So viele große Feuerwerke er auch gestaltet und gesehen hat – der 55-Jährige, dessen Frau und dessen ältester Sohn ebenfalls in der Branche arbeiten, hat sich den Sinn für das Kleine, Feine bewahrt. Im Abbrennraum, einer Art Versuchslabor des Eitorfer Werks, führt er mit Begeisterung vor, wie ein Senko Hanabi abbrennt, das er zwischen den Fingerspitzen hält. Das ist ein fadenartiges Gebilde, das am unteren Ende angezündet wird. Dort bildet sich ein Glutklümpchen, aus dem es wie eine Wunderkerze blitzt, zuerst verhalten, zunehmend stark, dann immer schwächer, bis zum Erlöschen. „Das kleinste Feuerwerk der Welt“, schwärmt Alef. „Die Geschichte dahinter ist das Interessante: eine Analogie zum Leben: Geburt, Jugend, Erwachsensein, Alter, Tod.“ 240 Muster hat er sich aus Japan kommen lassen, wo Senko Hanabis Tradition haben; er liebäugelt damit, sie auf dem deutschen Markt einzuführen. Doch zunächst steht Silvester 2016 an. Wie er es mit seiner Frau verbringt, weiß er noch nicht. „Vielleicht fahren wir zum Bläck-Fööss-Konzert nach Köln.“ In jedem Fall gilt ihm als Feuerwerks-Regel auch im familiären Kreis: „Das ist etwas Besonderes und keine Wegwerfgeschichte.“ In die Hausmülltonne: Was tun mit den Resten des Feuerwerks? Sie stellen keinen Sondermüll dar und können deshalb in der Hausmülltonne entsorgt werden, teilen die Abfallwirtschaftsbetriebe mit. Hat man woanders auf der Straße gefeiert, solle man die Überbleibsel des Feuerwerks in einen Straßenpapierkorb werfen oder große Teile – wie etwa Batterien – daneben stellen....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta