Könnte sich das Attentat von 1972 wiederholen?
Kann sich Geschichte wiederholen? Könnte es noch einmal einen palästinensischen Terroranschlag wie den von 1972 bei den Olympischen Spielen geben - oder sind wir jetzt besser gewappnet? Mit diesem Gedanken spielt die sechsteilige Sky-Serie "Munich Games" auf so spannende wie beängstigende Weise.
Glücklicherweise ist der Ausgangspunkt der Spionageserie "Munich Games" nicht allzu realistisch. Zur Erinnerung an das Attentat von 1972 ist da ein Freundschaftsspiel zwischen einem Verein namens FC 08 München und einer Mannschaft aus Tel Aviv angesetzt. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen legen Nerven frei - immerhin hat ein Mossad-Agent im Darknet Videomodelle eines möglichen Anschlangs entdeckt und zudem eine an seinen Kollegen weitergegebene Warnung, nur ja am Spieltag das Münchner Olympiastadion nicht zu betreten. Jetzt soll Oren Simon (Yousef Sweid) auf Geheiß seines Berliner Chefs den Drahtzieher aus dem Darknet fassen. Als Kollegin wird ihm Maria, eine deutsche LKA-Beamtin mit libanesischem Hintergrund (Seyneb Saleh) zur Seite gestellt.
Bereits in der ersten Folge kommt es zum Tod eines Informanten, den nicht nur der Berliner Mossad-Chef für den Drahtzieher aus dem Darknet hält.
Serie mit Drive
Dass die neue Sky-Serie nicht wenig Drive bereithält, ist letztlich weniger dem geradlinigen Drehbuch der Agententhriller-erfahrenen Autorin Michal Aviram zu verdanken, als zu großen Teilen der sorgfältigen Umsetzung des Regisseurs Phillipp Kadelbach ("Unsere Mütter, unsere Väter"). "Der intensive Austausch mit der israelischen Kreatorin und Autorin der Serie, Michal Aviram, ermöglichte mir neben meiner eigenen deutschen Perspektive eine Auseinandersetzung mit den israelischen Figuren und ihren Sichtweisen", betont Kadelbach, "allerdings war es mir ebenso wichtig, auch die arabische Perspektive so facettenreich und so wenig klischeehaft wie möglich zu erzählen."
Dabei lässt er Freund und Feind jeweils in ihrer eigenen Sprache (mit Untertiteln) sprechen - ein Kunstgriff, der jenseits aller Klischees viel zu einer gewissen Wirklichkeitsnähe beiträgt. Cast und Kamera sind exzellent, jedes Bild ist sorgsam durchkonstruiert, nicht nur die Olympia-Architektur wird optimal für eine raffinierte Optik benutzt. Besonders zu Beginn sorgt die Frage: Wer ist hier Freund, wer Feind? für Suspense. Die große Frage aber bleibt: Werden die Agenten von BKA, LKA und Mossad Dank ihrer Zusammenarbeit diesmal eine Katastrophe wie die von 1972 verhindern können? Wird es noch einmal Geiseln geben?
Wie gut, dass man in Wirklichkeit bei den European Championships 2022 bereits die israelische Marathonmannschaft nach dem Gewinn der Goldmedaille auf dem Odeonsplatz tanzen sah. Auf eine weniger gefährliche Welt als die im Film Gezeigte lässt das zwar nicht schließen, aber eben doch darauf, dass sich die Wirklichkeit halt nicht eins zu eins in die Fiktion übertragen lässt.
"Munich Games" wird ab 04. September auf Sky One in einer Doppelfolge gesendet. Weitere Folgen wöchentlich, immer sonntags. Bereits ab 02. September sind die ersten beiden Episoden auf Sky Q on demand und dem Streamingdienst WOW abrufbar.