Kultcreme und Kalorienbombe: Überraschende Einblicke in das Nutella-Imperium

Wie ist Nutella entstanden? Und wie hoch ist der Umsatz des Mutterkonzerns Ferrero? Hier gibt's die Antworten

Nutella: Die Kultschokoladencreme aus dem Glas (Foto: REUTERS/Hasnoor Hussain/File Photo)
Nutella: Die Kultschokoladencreme aus dem Glas (Foto: REUTERS/Hasnoor Hussain/File Photo)

Es gibt wenige ikonische Konsumgütermarken, die so universell geliebt werden wie Nutella. Der cremige Schokoladen-Haselnussaufstrich hat sich seit seiner Einführung in die Herzen und auf die Frühstückstische von Millionen geschlichen. Doch hinter jedem Löffel dieser süßen Verführung verbergen sich unerzählte Geschichten, überraschende Fakten und nicht zuletzt eine Reihe von Herausforderungen und Kontroversen.

Nutella steht symbolisch für die komplexe Beziehung zwischen Genuss, Kultur und dem Wirtschaftsfaktor in der globalisierten Welt. Die Geschichte und die Fakten rund um Nutella laden uns ein, über unsere Konsumgewohnheiten nachzudenken, die Auswirkungen unserer Lieblingsprodukte auf die Umwelt zu hinterfragen und den monetären Wert des allgegenwärtigen Brotaufstrichs zu ergründen.

Aus der Not eine Süßwarensensation

Die Geschichte von Nutella ist eng mit den Wirren des Zweiten Weltkriegs verflochten. Pietro Ferrero, der Gründer des Unternehmens, war ein findiger Konditor in Alba, Italien. In Zeiten, in denen Kakao knapp und teuer war, hatte Ferrero die Idee, Haselnüsse, die in der Region Piemont reichlich vorhanden waren, zu verwenden, um die Schokoladenrationen zu strecken. Das Ergebnis war 1940 die „Giandujot“-Paste, ein Vorläufer von Nutella, der in seiner Innovation nicht nur eine Antwort auf eine Krise darstellte, sondern auch den Beginn einer globalen Süßwarensensation, die den Grundstein für ein globales Food-Imperium legte.

Ein eingängiger Markenname, der die Welt erobert hat

Alles andere als ein Zufall war dagegen die Produktbezeichnung. Erst 1964 wurde der Name „Nutella“ geboren, abgeleitet von dem englischen Wort „nut“ (Nuss) und der italienischen Endung „-ella“, die Zärtlichkeit ausdrückt. Dieser Name sollte sich als universell aussprechbar und merkbar erweisen, ein Schlüsselfaktor für den globalen Erfolg der Marke.

Dieser Markenname spiegelte nicht nur die Hauptzutat wider, sondern verlieh dem Produkt auch einen charmanten und familiären Klang, der seine weltweite Akzeptanz gefördert haben dürfte. Das erste Glas Nutella wurde im April 1964 produziert; ein Jahr später startete der erste Auslandsverkauf in Frankreich.

Eine Rezeptur unter Verschluss, aber mit lokalen Varianten

Das genaue Rezept von Nutella ist ein wohlgehütetes Geheimnis, ähnlich dem der Coca-Cola-Formel. Während die Grundzutaten bekannt sind – Zucker, Palmöl, Haselnüsse, Kakao, Milchpulver, Lecithin und Vanillin –, bleibt das spezifische Verhältnis und der Herstellungsprozess ein Rätsel, umhüllt von der Aura des Geheimnisvollen und Exklusiven.

Interessanterweise wird Nutella aber nicht überall auf der Welt nch der gleichen Rezeptur hergestellt. Kleine Anpassungen werden vorgenommen, um den lokalen Geschmacksvorlieben gerecht zu werden, was ein spannendes Beispiel für die Globalisierung von Lebensmitteln und die Notwendigkeit der Lokalisierung von Produkten ist.

Ein globales Phänomen mit Feiertag am 5. Februar

Nutella hat sich über die Jahre zu einem kulturellen Phänomen entwickelt, das weit über seine Rolle als Brotaufstrich hinausgeht. Nutella wird inzwischen in rund 170 Ländern verkauft. Die Produktion der beliebten Haselnuss-Schoko-Creme ist so umfangreich, dass die jährlich hergestellte Menge ausreichen würde, um zahlreiche Fußballfelder zu bedecken.

Von Nutella-Cafés in großen Metropolen bis hin zu kreativen Rezepten in sozialen Medien hat Nutella eine eigene Subkultur inspiriert. In einigen Ländern hat Nutella einen fast kultartigen Status erreicht. Es gibt Fanclubs, spezielle Cafés und sogar einen "Welt-Nutella-Tag", der jedes Jahr am 5. Februar gefeiert wird.

Ferrero-Imperium: Süßigkeiten für die Welt (Foto: REUTERS/Stefano Rellandini)
Ferrero-Imperium: Süßigkeiten für die Welt (Foto: REUTERS/Stefano Rellandini)

Unwiderstehlich, aber sehr kalorienreich

Die unwiderstehliche Anziehungskraft von Nutella ist unbestritten – vor allem für Kinder. Doch die süße Versuchung hat ihre Nachteile – den hohen Kaloriengehalt, der in jedem Glas verborgen liegt. Wie viel? In Deutschland gibt es das Standardglas mit einem Inhalt von 450 Gramm und eine größere Ausführung, die 750 Gramm fasst. Geht man von einem Kaloriengehalt von 547 kcal je 100 Gramm Haselnusscreme aus, so ergibt sich für das kleinere Glas eine Gesamtkalorienmenge von 2461 kcal und für das größere eine von 4102 kcal. Diese Zahl erscheint in nackten Zahlen alarmierend, besonders wenn man bedenkt, wie leicht ein Löffel nach dem anderen seinen Weg aus dem Glas findet – oft als kleiner, scheinbar harmloser Genuss.

Entsprechend wurde Nutella in jüngerer Vergangenheit immer wieder in Gesundheitsdebatten verwickelt, vor allem wegen des hohen Zucker- und Fettgehalts. Diese Diskussionen haben zu einer größeren Sensibilisierung für die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln geführt und die Forderung nach gesünderen Alternativen verstärkt.

Beim Öko-Test erwies sich Nutella als Flopp, wie man im folgenden Video erfährt:

Umweltbedenken und Nachhaltigkeit

In den letzten Jahren stand Nutella im Zentrum von Umweltdebatten, insbesondere bezüglich der Verwendung von Palmöl. Die Produktion von Palmöl ist mit Abholzung, Verlust von Lebensräumen für bedrohte Arten und erhöhten CO2-Emissionen verbunden. Ferrero, das Unternehmen hinter Nutella, hat auf diese Bedenken reagiert, indem es sich zu 100 % RSPO-zertifiziertem, nachhaltigem Palmöl verpflichtet hat, um die ökologischen Fußabdrücke zu minimieren.

Innovativ in Verpackung und Marketing

Nutella war eines der ersten Produkte, das in einem wiederverschließbaren Plastikglas verkauft wurde – eine Verpackungsinnovation, die die Art und Weise, wie Lebensmittel konsumiert und aufbewahrt werden, revolutioniert hat.

Zusammen mit einem effektiven Marketing, das emotionale Verbindungen schafft, hat diese Innovation dazu beigetragen, Nutella zu einem Haushaltsnamen zu machen. Der Glashersteller Verallia selbst debütierte 2019 für mehr als drei Milliarden Euro an der Börse. Heute werden die Aktien mit einem Börsenwert von mehr als 4 Milliarden Euro gehandelt.

17 Milliarden Euro Umsatz

Trotz aller Kontroversen bleibt Nutella eine der stärksten Marken der Konsumgüterwelt. Die Fähigkeit von Nutella, eine tiefe emotionale Verbindung mit Verbrauchern aufzubauen, unterstreicht die Kraft des Brandings und des Marketings, selbst in einem zunehmend gesundheitsbewussten Zeitalter.

Mutterkonzern Ferrero, der so beliebte Snacks wie Ferrero Küsschen, Duplo oder Kinder Schokolade und Bueno vertreibt, zählt zu den wertvollsten Konsumgüterherstellern der Welt. Im Geschäftsjahr 2022/23 setzten die Italiener allein 17 Milliarden Euro um, ein stolzes Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ferrero gilt als der drittgrößte Schokoladenhersteller der Welt.

Ferreros Sohn Giovanni reichster Mann Italiens

Weil das italienische Traditionsunternehmen nicht börsengelistet ist, ist Ferreros Unternehmenswert nicht genau zu beziffern. Ferreros Sohn Giovanni, der das Imperium seines Vaters von 1997 bis 2017 als CEO führte, gilt unterdessen als reichster Mann Italiens. Bloomberg taxiert sein Nettovermögen aktuell auf 39 Milliarden Dollar. Derzeitiger Ferrero-CEO ist Lapo Civiletti.

Giovanni Ferrero bei der Beerdigung seines Vaters 2015 (Foto: REUTERS/Giorgio Perottino)
Giovanni Ferrero bei der Beerdigung seines Vaters 2015 (Foto: REUTERS/Giorgio Perottino)

Nutella als Kindername in einigen Länder verboten

Keine Frage: Nutella ist bei Kindern und Eltern beliebt. Es gab sogar Fälle, in denen Eltern versucht haben, ihre Kinder nach dem Markennamen zu benennen, dieses jedoch von den Behörden abgelehnt wurde. Ein solcher Fall ereignete sich etwa 2015 in Frankreich. Die Behörden entschieden zum Schutz des Kindes vor möglichen negativen Auswirkungen, die der Markenname mit sich bringen könnte. Das Kind wurde am Ende „Ella“ genannt.