Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Netanjahu: Israels Militär soll nach Kriegsende Gaza kontrollieren

  • Israels Armee: 15 000 Terror-Ziele im Gazastreifen angegriffen

  • Israel: Zehntausende fliehen wieder in den Süden des Gazastreifens

  • Sechs weitere Flüge mit Hilfsgütern der EU für Gaza geplant

  • Justizminister wollen jüdisches Leben in Deutschland besser schützen

  • Baerbock an Golfstaaten: Nur Zwei-Staaten-Lösung kann Frieden bringen

  • WHO: 20 von 36 Krankenhäusern im Gazastreifen nicht mehr im Einsatz

  • UN appellieren an Israel wegen Öffnung von Grenzübergang nach Gaza

  • Rund 1000 Straftaten im Zusammenhang mit Nahost-Konflikt in Berlin

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Netanjahu: Israels Militär soll nach Kriegsende Gaza kontrollieren +++

Israels Militär soll nach Ansicht von Regierungschef Benjamin Netanjahu nach dem Krieg die Kontrolle über den Gazastreifen haben. Die israelische Armee werde «die Kontrolle über den Streifen behalten, wir werden sie nicht internationalen Kräften überlassen», sagte Netanjahu Medienberichten zufolge am Freitag bei einem Treffen mit Vertretern israelischer Grenzstädte.

Israeli prime minister Benjamin Netanyahu during a press conference with defense minister Yoav Gallant and Cabinet minister Benny Gantz  in the Kirya military base in Tel Aviv , Israel , 28 October  2023.    ABIR SULTAN POOL/Pool via REUTERS
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu

Zuvor hatte Netanjahu in einem Interview dem US-Sender Fox News gesagt, Israel wolle nicht versuchen, den Gazastreifen zu erobern, zu regieren oder zu besetzen. «Aber wir wollen ihm und uns eine bessere Zukunft im gesamten Nahen Osten geben. Und dazu muss die Hamas besiegt werden.» Er habe keinen Zeitplan festgelegt, «denn es kann mehr Zeit in Anspruch nehmen», sagte Netanjahu. Der Gazastreifen müsse entmilitarisiert, de-radikalisiert und wiederaufgebaut werden.

Ein ranghoher Berater Netanjahus hatte vergangenen Woche gesagt, dass Israel keine anhaltende Besetzung des Gebietes anstrebe. Es müsse aber eine Sicherheitspräsenz Israels geben, damit das Militär je nach Bedrohungslage für Einsätze hineingehen könne, sagte Mark Regev dem US-Sender CNN.

+++ Israels Armee: 15 000 Terror-Ziele im Gazastreifen angegriffen +++

Nach Darstellung der israelischen Armee haben die Streitkräfte seit Beginn des Gaza-Kriegs gegen die islamistische Hamas mehr als 15 000 Ziele der Terroristen angegriffen. Das Militär habe zudem mehr als 6000 Waffen, darunter Raketen, Munition und Sprengstoff, im Gazastreifen ausfindig gemacht, teilte die Armee mit. Die Soldaten attackierten demnach unter anderem Kommandozentralen, Waffenlager und Tunnel der Hamas sowie auch die Terroristen selbst.

+++ 40 Botschafter halten in Genf Schweigeminute für Opfer ab +++

Rund 40 Botschafterinnen und Botschafter haben am europäischen UN-Hauptsitz in Genf der Opfer der jüngsten Gewalt im Nahen Osten gedacht. Sie hielten eine Schweigeminute ab und verlangten eine Feuerpause zur Versorgung der 2,3 Millionen notleidenden Menschen im Gazastreifen. Unter den Anwesenden waren unter anderem die diplomatischen Vertreter der Palästinensischen Gebiete und der Malediven.

In der Einladung nahmen die Botschafter nicht direkt Bezug auf den Gazastreifen, sondern luden ein zu einer «Gedenkminute für alle unschuldigen Opfer, die bei der Aggression ums Leben gekommen sind, ebenso getötete UN-Mitarbeiter». Nach UN-Angaben sind dort seit Anfang Oktober 99 UN-Angestellte ums Leben gekommen.

(deutsch: Stoppen Sie die Gewalt. Gewährleisten Sie die Sicherheit humanitärer Helfer. Ermöglichen Sie humanitäre Hilfe nach Gaza. Lassen Sie die Geiseln frei. Bringen Sie die Täter schwerer Menschenrechtsverletzungen vor Gericht.)

In dem Aufruf riefen die Botschafter die internationale Gemeinschaft auf, sich mit «maximalem Druck» für humanitäre Hilfe einzusetzen. 1,5 Millionen Menschen sind nach UN-Angaben wegen der anhaltenden israelischen Bombardierung innerhalb des dicht besiedelten Landstreifens am Mittelmeer vertrieben worden. Nach nicht unabhängig prüfbaren Angaben der dort herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas kamen innerhalb eines Monats mehr als 11 000 Menschen ums Leben. Israels Angriffe sind eine Reaktion auf den Hamas-Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober mit rund 1400 Toten.

+++ Hamas-Behörde: Zahl der Toten in Gaza steigt auf mehr als 11 000 +++

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben des Gesundheitsministeriums der islamistischen Hamas auf 11 078 gestiegen. 27 490 weitere Menschen seien seither verletzt worden, teilte ein Sprecher mit. Rund 2700 Menschen gelten demnach als vermisst. Am Vortag hatte das Gesundheitsministerium in Gaza von 10 818 Toten berichtet.

Das Gesundheitsministerium im Westjordanland, das der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) untersteht, gab die Zahl der Toten im Gazastreifen mit 11 025 an. Die Behörde hat nach eigenen Angaben weiter eigene Mitarbeiter im Gazastreifen. Die Terrororganisation Hamas hatte 2007 gewaltsam die Kontrolle über den nun abgeriegelten Küstenstreifen übernommen.

Den Angaben zufolge handelt es sich um die mit Abstand höchste Zahl von Toten unter Palästinensern während eines Krieges in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts. Die Zahlen waren unabhängig gegenwärtig nicht zu überprüfen.

Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. Auf israelischer Seite sind dabei und in den Tagen darauf mehr als 1400 Menschen getötet worden, darunter auch viele Frauen, Kinder und Jugendliche.

+++ WHO: Zwölf schwerkranke Kinder konnten Gazastreifen verlassen +++

Zwölf an Krebs und anderen lebensbedrohlichen Krankheiten leidende Minderjährige sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Gazastreifen geholt worden. Sie wurden mit ihren Betreuungspersonen nach Ägypten und Jordanien gebracht, um ihre medizinische Behandlung dort fortzusetzen, teilte die WHO in Genf mit.

Tedros Adhanom Ghebreyesus. (Bild: REUTERS/Denis Balibouse)
Tedros Adhanom Ghebreyesus. (Bild: REUTERS/Denis Balibouse)

Die Aktion wurde mit Hilfe der USA, Ägyptens, Jordaniens und der St. Jude-Kinderklinik aus Memphis in den USA unter den palästinensischen und israelischen Behörden koordiniert. «Ich bete, dass diese Initiative alle Seiten inspiriert, Gesundheit und Frieden an die erste Stelle zu setzen», teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus mit. Die zwei Spezialkliniken für Krebs-Patientinnen und -Patienten hätten mangels Material und wegen der Sicherheitslage schließen müssen. Die Versorgung für Krebskranke sei auf ein Minimum reduziert worden. Alle Partner arbeiteten nach WHO-Angaben daran, weitere Schwerkranke aus dem Gazastreifen zu holen.

+++ Israel: Zehntausende fliehen wieder in den Süden des Gazastreifens +++

Aus dem umkämpften Norden des Gazastreifens sind israelischen Angaben zufolge auch am Freitag wieder Zehntausende in den Süden des Küstengebiets geflüchtet. Den sechsten Tag in Folge sei wieder für mehrere Stunden eine sichere Flucht für die palästinensischen Zivilisten möglich, teilte die israelische Cogat-Behörde, die für palästinensische Angelegenheiten zuständig ist, mit. Armeeangaben zufolge ist der Fluchtkorridor tagsüber für sechs Stunden passierbar.

«Die Zeit für eine Evakuierung läuft davon», warnte ein Armeesprecher auf X in arabischer Sprache. Die Armee und die Cogat-Behörde veröffentlichten auch Videos, die etliche Menschen auf der Flucht zeigen sollen. Dabei sind mehrere Menschen zu sehen, die weiße Fahnen schwenken.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor angekündigt, Zivilisten weiter eine sichere Flucht aus dem Kampfgebiet im abgeriegelten Gazastreifens zu gewähren. «Wir wollen an bestimmten Orten für einen bestimmten Zeitraum, ein paar Stunden hier, ein paar Stunden dort, eine sichere Passage von Zivilisten aus der Kampfzone ermöglichen», sagte er dem US-Sender Fox News.

Zuvor hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats in den USA, John Kirby, mitgeteilt, Israel habe täglichen, vierstündigen humanitären Pausen im nördlichen Teil des Gazastreifens zugestimmt. Israelischen Medien zufolge haben in den vergangenen Tagen mehr als 100 000 Palästinenser die Fluchtroute genutzt.

Auch im Süden des Gazastreifens kam es bereits wiederholt zu israelischen Luftangriffen. Nach Darstellung der Armee gibt es dort in den für die Zivilbevölkerung ausgewiesenen Gebieten ausschließlich gezielte Attacken auf Führer der Hamas. Die Menschen leben dort unter prekären Umständen. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Katastrophe.

+++ Sechs weitere Flüge mit Hilfsgütern der EU für Gaza geplant +++

Die Europäische Union hat sechs weitere Luftbrückenflüge mit humanitärer Hilfe für die Menschen im abgeriegelten Gazastreifen angekündigt. Heute und morgen sollen zwei Maschinen mit 55 Tonnen Hilfsgütern von Italien aus Richtung Ägypten abheben, wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte. Sie transportieren der Mitteilung zufolge beispielsweise mobile Lagerhäuser und Kühlgüter an den dortigen Grenzübergang Rafah.

Drei weitere Flüge aus Bukarest sollen laut Kommission Material für Notunterkünfte liefern, zum Beispiel Zelte und Matratzen. Der sechste Flug werde noch diesen Monat aus Ostende in Belgien starten und Hilfsgüter von UN-Agenturen und anderen humanitären Partnern nach Ägypten bringen.

(deutsch: Die EU arbeitet weiterhin rund um die Uhr daran, humanitäre Hilfe nach Gaza zu leiten. Für die kommenden Tage sind nun weitere sechs humanitäre Luftbrückenflüge der EU geplant. Wir engagieren uns weiterhin für die humanitären Bedürfnisse der Menschen in Gaza.)

«Unser Engagement für die Menschen im Gazastreifen in Form von humanitärer Hilfe bleibt besonders entschlossen. Darum organisieren wir noch mehr Hilfsgüterflüge, um möglichst vielen Zivilisten Hilfe zukommen zu lassen», sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Gleichzeitig arbeite die EU daran, zusätzliche Routen zu erschließen - wie etwa einen Seeverkehrskorridor.

+++ Justizminister wollen jüdisches Leben in Deutschland besser schützen +++

Die Justizministerkonferenz will prüfen, wie Jüdinnen und Juden in Deutschland besser vor antisemitischen Anfeindungen geschützt werden können. Auch die Strafbarkeit bestimmter Äußerungen zu Israel soll dabei unter die Lupe genommen werden.

In einem in Berlin gefassten Beschluss halten die Justizministerinnen und Justizminister fest, das Strafrecht müsse den Gefährdungen des öffentlichen Friedens, die sich aus der Leugnung des Existenzrechts Israels ergeben könnten, ausreichend Rechnung tragen. «Sollten sich insbesondere in Ermittlungs- und Strafverfahren Schutzlücken im Hinblick auf das Existenzrecht Israels und den Schutz jüdischen Lebens, wie auch für den Erhalt des öffentlichen Friedens in Deutschland, offenbaren», wollen die Ressortschefs der Länder «schnellstmöglich gemeinsam mit dem Bundesminister der Justiz Vorschläge zur Behebung dieser Lücken erarbeiten», heißt es im Beschluss weiter.

Der zu der Konferenz als Gast eingeladene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, begrüßte die Initiative der Justizministerinnen und Justizminister der Länder grundsätzlich. Er zeigte sich dennoch etwas enttäuscht. Schuster sagte, er hätte sich «klarere Arbeitshinweise» gewünscht für Polizisten, die bei Demonstrationen, wo entsprechende Parolen gerufen würden, handeln müssten.

+++ Bericht: Abbas will Gaza-Kontrolle im Fall einer Zwei-Staaten-Lösung +++

Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hat Berichten zufolge erneut ihre Bereitschaft signalisiert, nach Ende des Gaza-Kriegs dort im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung wieder die Regierungsgeschicke zu übernehmen. «Wir werden unsere volle Verantwortung im Rahmen einer umfassenden politischen Lösung tragen», sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa. Gemeint ist die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates, zu dem neben dem Gazastreifen auch das Westjordanland und Ost-Jerusalem gehören sollen.

Mahmud Abbas, Palästinenserpräsident.
Mahmud Abbas, Palästinenserpräsident.

Diese Vision wird aber von den meisten Mitgliedern der gegenwärtigen, rechtsreligiösen Regierung in Israel als Gefahr für den jüdischen Staat angesehen und daher abgelehnt. Es gibt auch rechtsextreme Minister, die eine Annexion des Westjordanlands und des Gazastreifens anstreben.

+++ Baerbock an Golfstaaten: Nur Zwei-Staaten-Lösung kann Frieden bringen +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat im Gaza-Krieg an die arabischen Golfstaaten appelliert, an einer gemeinsamem Initiative für eine Zwei-Staaten-Lösung zu arbeiten. «Nur eine Rückbesinnung auf das Versprechen eines Lebens Seite an Seite - in zwei Staaten - kann Israelis wie Palästinensern ein Leben in Frieden, Sicherheit und Würde bringen», erklärte die Grünen-Politikerin vor der Abreise in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Saudi-Arabien und Israel. Sie fügte an: «In dieser kaum auflösbaren Zerrissenheit ist es zentral, nicht den Weitblick zu verlieren.»

«Die historische Chance eines Friedens Israels mit seinen arabischen Nachbarn darf nicht kaputt gehen. Denn genau das ist das Ziel der Terroristen», mahnte Baerbock. Auch bei den Bemühungen um die Freilassung der Geiseln, humanitäre Zugänge nach Gaza oder die Verhinderung eines regionalen Übergreifens der Gewalt gebe es nur «Aussicht auf Erfolg, wenn wir zusammen mit den arabischen Golfstaaten an einem Strang ziehen».

Annalena Baerbock, Außenministerin, geht auf dem Flughafen zu einem Flugzeug der Luftwaffe um nach Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate zu fliegen.
Annalena Baerbock, Außenministerin, geht auf dem Flughafen zu einem Flugzeug der Luftwaffe um nach Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate zu fliegen.

Baerbock versicherte, Israel könne bei der Verteidigung gegen den Terror der Hamas unverbrüchlich auf Deutschland zählen. «Als Demokratien stehen wir Schulter an Schulter.» Selbstverständlich müsse Israel alles in seiner Macht stehende tun, um Zivilisten zu schützen. «Die Aussicht auf humanitäre Feuerpausen ist dafür zentral.» Die Menschen in Gaza bräuchten dringend Versorgung mit dem Nötigsten – Wasser, Nahrung, Medikamente – damit ihr Leid etwas gelindert wird», forderte Baerbock.

Baerbock will am Freitag in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, mit Außenminister Abdullah bin Zayed Al Nahyan sprechen. Am Abend will sie in die saudische Hauptstadt Riad reisen. Dort sind am Samstag Gespräche mit dem Ministerpräsidenten und Außenminister von Katar, Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, sowie dem saudischen Außenminister Faisal bin Farhan Al Saud geplant. In Israel will sie unter anderem mit Außenminister Eli Cohen und Oppositionsführer Jair Lapid sprechen.

+++ Müllberge in den Straßen von Gaza - UN warnen vor Rattenplage +++

Im Gazastreifen drohen Ratten- und Insektenplagen, weil sich in den Straßen Müllberge türmen. Davor warnte das UN-Nothilfebüro OCHA. Die Müllabfuhr habe weitgehend eingestellt werden müssen, weil es zum einen keinen Treibstoff für die Lastwagen gebe und zum anderen die Sicherheitslage solche Fahrten lebensgefährlich mache. Damit könnten die Abfälle nicht wie bislang auf Deponien gebracht werden. «Abfälle sammeln sich in den Straßen und vor den Behausungen der Vertriebenen», teilte OCHA mit. «Das sorgt für ein hohes Risiko der Ausbreitung von durch die Luft übertragenen Krankheiten und von Insekten- und Rattenplagen.»

+++ Athen und Nikosia: Bereit zu Hilfslieferungen per Schiff nach Gaza +++

Die beiden EU-Staaten im östlichen Mittelmeer, Griechenland und Zypern, sind bereit, auf dem Seeweg Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen zu liefern. «Griechenland ist bereit, wenn alle technischen Probleme überwunden sind, (mit Schiffen) dazu beizutragen», erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis nach einem Treffen mit dem zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulidis im griechischen Fernsehen.

Zypern könnte als Drehscheibe für die internationale Hilfe für Gaza benutzt werden, teilte der zyprische Präsident Christodoulidis mit. «Unsere beiden Staaten, haben bereits unseren Vorschlag für einen Seekorridor aus Zypern nach Gaza(allen Seiten) unterbreitet», sagte er.

(deutsch: Habe @SecBlinken in Zypern begrüßt. Wir trafen uns zu den Entwicklungen in der Region und wie Zypern dazu beitragen kann, die Lieferung von Hilfe nach Gaza über einen speziellen Seekorridor für einen nachhaltigen Fluss humanitärer Hilfe zu erleichtern. [...])

Nach Angaben der Regierung in Nikosia könnten Hilfsgüter zunächst im zyprischen Hafen von Larnaka gelagert und kontrolliert werden. Danach sollen die Frachter unter internationalem Schutz die Hilfsgüter nach Gaza bringen. Der Plan wird von der EU unterstützt. Bereits am Montag hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärt, dass neben Hilfskonvois ein Seekorridor von Zypern dauerhafte und geregelte Hilfsleistungen garantieren könne.

+++ Rund 600 weitere Ausländer sollen Gazastreifen verlassen +++

594 Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft dürfen nach palästinensischen Angaben heute über den Grenzübergang Rafah aus dem Gazastreifen nach Ägypten ausreisen. Auf einer Liste der palästinensischen Behörde standen unter anderem auch sechs Deutsche. Weiterhin sei die Ausreise von Menschen aus Kanada, den USA, Rumänien, Russland, Brasilien, Polen und weiteren Ländern geplant. Die Grenzbehörde rief diese Ausreisenden dazu auf, früh am Grenzübergang zu warten.

Am Grenzübergang Rafah warten weitere Menschen auf ihre Ausreise.
Am Grenzübergang Rafah warten weitere Menschen auf ihre Ausreise.

+++ WHO: 20 von 36 Krankenhäusern im Gazastreifen nicht mehr im Einsatz +++

Im Gazastreifen sind wegen der schweren Bombardierungen, Zerstörungen und dem Mangel an medizinischem Material 20 der 36 Krankenhäuser nicht mehr im Einsatz. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Auch die noch funktionierenden Krankenhäuser liefen nur im Notbetrieb, weil viele für eine normale Versorgung von Patientinnen und Patienten nicht genügend Desinfektionsmittel und Anästhesiepräparate oder Strom hätten. Die noch funktionierenden Krankenhäuser hätten teils doppelt so viele Patienten wie Betten, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris.

Krankenhäuser im Gazastreifen.
Krankenhäuser im Gazastreifen.

Die WHO hat demnach Berichte über intensive Kampfhandlungen rund um das Schifa-Krankenhaus erhalten. «Wir haben aber keine Angaben zu Schäden», sagte Harris. Das Schifa-Krankenhaus sei das einzige mit einer Kinderabteilung. Dort seien Kinder auf der Intensivstation und andere, die Dialyse benötigten. Eine Unterbrechung ihrer Versorgung sei für sie lebensgefährlich.

Palästinensische Medien und die Terrororganisation Hamas berichteten am Freitag, es gebe Kämpfe in der Nähe mehrerer Krankenhäuser, darunter im Gebiet des Schifa-Krankenhauses. Der Direktor der größten Klinik des Gazastreifens, Mohammad Abu Salamija, sprach von «israelischen Angriffen» und «Bombardements» auf Gebäude der Klinik, in denen Notfälle behandelt würden und Flüchtlinge Zuflucht gefunden hätten. Es gebe Tote und Verletzte. Die Berichte ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee sagte, sie prüfe die Berichte.

+++ UN planen Schweigeminute für in Gaza getötete Kollegen +++

Im Gaza-Krieg sind den Vereinten Nationen zufolge mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Folge von israelischen Angriffen getötet worden. UN-Generalsekretär António Guterres hat Teams an allen Standorten weltweit für Montag, den 13. November, 9.30 Uhr zu einer Schweigeminute aufgerufen, wie der UN-Sprecher am europäischen Sitz der Vereinten Nationen in Genf sagte. Die Fahnen würden auf halbmast gesetzt. Nach Angaben des Sprechers sind noch nie seit Gründung der Vereinten Nationen 1945 in einem so kurzem Zeitraum so viele Mitarbeiter während eines Konflikts ums Leben gekommen.

(deutsch: In tiefer Trauer. Über 100 @UNRWA-Kollegen wurden innerhalb eines Monats getötet. Eltern, Lehrer, Krankenschwestern, Ärzte, Hilfspersonal. @UNRWA trauert, Palästinenser trauern, Israelis trauern. Diese Tragödie muss jetzt beendet werden #Humanitarianceasefire.)

+++ Erdogan: Legitimität eines israelischen Staats ist «fragwürdig» +++

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel angesichts des Kriegs gegen die palästinensische Hamas-Organisation im Gazastreifen Expansionismus vorgeworfen. Israel versuche, «einen Staat aufzubauen, den es erst seit 75 Jahren gibt und dessen Legitimität durch den eigenen Faschismus fraglich geworden ist», sagte er auf einer Gedenkveranstaltung zum Todestag des Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk in Ankara. Angesichts der andauernden Bombardierungen des Gazastreifens durch Israel sprach Erdogan von «Faschismus».

Israel habe sich «mit Gewalt das Land angeeignet, in dem das palästinensische Volk seit Tausenden von Jahren lebte», sagte Erdogan weiter. Der türkische Präsident warf Israel außerdem vor, mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen. Ohne dies näher zu erklären, fügte er hinzu, Israel habe die «Illusion eines gelobten Landes». Dies sei aber ein «Wunschdenken».

+++ UN appellieren an Israel wegen Öffnung von Grenzübergang nach Gaza +++

Die Vereinten Nationen haben Israel aufgerufen, seinen Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen zu öffnen. Die dortigen Anlagen seien gebaut worden, um Lastwagen abzufertigen, während der zur Zeit genutzte Rafah-Übergang nach Ägypten für Fußgänger gebaut worden sei, sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros, (OCHA), Jens Laerke, in Genf. Deshalb gebe es in Rafah neben Sicherheitsbedenken immer auch logistische Probleme, große Mengen Hilfsgüter abzufertigen.

Zahlreiche Hilfsgüter stehen am Grenzübergang Kerem Schalom bereit.
Zahlreiche Hilfsgüter stehen am Grenzübergang Kerem Schalom bereit.

Am Rafah-Übergang gebe es keine Möglichkeit, die Überprüfung der Ladungen durchzuführen, sagte Laerke. Das führe jeweils zu großen Umwegen und Verzögerungen. «Rafah ist die zweitbeste Lösung, die beste Lösung ist der Übergang Kerem Schalom», sagte er.

Am Donnerstag seien 65 Lastwagen mit Lebensmitteln und medizinischen Gütern über Rafah in den Gazastreifen gelangt, ebenso wie sieben Krankenwagen, so Laerke. Total hätten damit seit dem 21. Oktober 821 Lastwagen Hilfsmittel gebracht. Vor dem Terrorangriff der extremistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober waren täglich rund 500 Lastwagen mit nötigen Gütern in den Gazastreifen gefahren.

+++ Norwegen wirft Israel Verstöße gegen Kriegsvölkerrecht vor +++

Norwegen positioniert sich zunehmend als Kritiker des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. Das Leid in Gaza sei furchtbar und aufwühlend, vor allem das der Kinder, sagte Ministerpräsident Jonas Gahr Støre in einem am Donnerstagabend ausgestrahlten Interview des norwegischen Rundfunksenders NRK. «Das ist ein Krieg, der nach meiner Auffassung mit einer sehr starken militärischen Logik geführt wird, aber ohne eine klare politische Idee, wie das enden soll», sagte er.

Auf die Frage, was er von dem heftigen Bombardement halte, antwortete Støre: «Wir meinen, dass dies eine Verletzung des Kriegsvölkerrechts ist, nämlich dass Zivilisten das Recht auf Schutz haben.» Man verurteile alle Verstöße gegen das Kriegsvölkerrecht - ob es sich um Kriegsverbrechen handle, müssten jedoch Gerichte entscheiden.

(deutsch: Sprach mit @MohamedBinZayed über die Situation im Nahen Osten. Betonte die Verurteilung des Hamas-Terroranschlags und unsere Besorgnis über die Möglichkeit einer Eskalation. Die Zivilbevölkerung in Gaza muss geschützt und die humanitäre Hilfe für Gaza muss sichergestellt werden.)

Die Angriffe der Hamas am 7. Oktober seien grauenvolle und durch nichts zu rechtfertigende Terrorangriffe gegen Zivilisten gewesen, sagte Støre. Israel habe das Recht, sich selbst zu verteidigen. Es sei aber äußerst fraglich, wie das Vorgehen in Gaza Israel auf lange Sicht Sicherheit geben solle. «Die Kinder, die diese Hölle in Gaza überleben, werden in Zukunft nicht versöhnlich eingestellt sein», sagte er.

+++ Proteste für Palästinenser in Teheran +++

In der iranischen Hauptstadt Teheran sind Hunderte Demonstranten dem Protestaufruf der Palästinenserorganisation Hamas gefolgt. Heute versammelte sich eine Menschenmenge am Palästina-Platz im Stadtzentrum, wie die staatliche Nachrichenagentur Irna berichtete. Videos der Agentur zeigten Teilnehmer der von der Regierung organisierten Proteste. Sie schwenkten die palästinensische und Flaggen der proiranischen Hisbollah-Miliz.

Der stellvertretende Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), Ali Fadawi, lobte den Kampf der islamistischen Hamas gegen den Erzfeind Israel. «Lasst uns Glauben haben, komplett vorbereitet sein und wenn der Befehl zum Einsatz aller Mittel gegen den Feind verkündet wird, am Höhepunkt handeln», sagte der IRGC-Befehlshaber vor Anhängern.

+++ UN-Menschenrechtschef: Israels Angriffe auf Gaza unverhältnismäßig +++

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat Israel aufgerufen, die Angriffe mit besonders explosiven Waffen auf dicht besiedelte Gegenden im Gazastreifen umgehend zu stoppen. «In Anbetracht der vorhersehbar hohen Zahl ziviler Opfer und großen Zerstörung ziviler Objekte haben wir ernsthafte Bedenken, dass es sich um unverhältnismäßige Angriffe handelt, die gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen», sagte Türk in Amman in Jordanien.

(deutsch: In #Rafah stand ich vor den Toren dessen, was in #Gaza ein lebender Albtraum ist. Ich spüre in meinem Innersten den Schmerz und das immense Leid jedes Menschen, dessen geliebter Mensch getötet wurde. Wir müssen alle diesen gemeinsamen Schmerz spüren und diesen Albtraum beenden.)

Er hatte zuvor nach einem Besuch am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen bereits von Kriegsverbrechen auf beiden Seiten des Konflikts gesprochen. Er bezog sich dabei auf den Terrorüberfall der extremistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober als auch auf die israelischen Gegenschläge.

Die Zerstörung in der Umgebung von Krankenhäusern mache es schwer für Menschen, dort Hilfe zu suchen. Der Aufruf, Krankenhäuser im nördlichen Teil des Gazastreifens zu räumen, sei «ein Todesurteil» für Patientinnen und Patienten, sagte Türk. Krankenhäuser im Süden des Gazastreifens könnten nicht mehr Menschen aufnehmen.

Zudem seien auch Menschenrechtsverteidiger in Israel seinen Angaben nach empört über die Notlage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Sie sorgten sich über die Folgen den Konflikts innerhalb Israels, sagte Türk und befürchteten langfristig eine Einschränkung ihrer Freiheitsrechte, etwa, zu demonstrieren.

Türk war in der Region, um mit Regierungen, Zivilgesellschaft und UN-Vertretern Möglichkeiten für ein Ende des Konflikts zu erörtern. Er habe sich um Besuche in Israel, im Gazastreifen und im von Israel besetzten Westjordanland bemüht, aber noch keine Antwort von Israel erhalten.

Türk verurteilte die Angriffe der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel vom 7. Oktober. Die Drahtzieher müssten zur Rechenschaft gezogen und Geiseln freigelassen werden. Auch der willkürliche Raketenbeschuss Israels müsse aufhören. In Bezug auf die israelischen Gegenschläge fügte Türk hinzu: «Aber es ist klar, dass dauerhafter Frieden und Sicherheit nicht durch die Ausübung von Wut und Schmerz gegen Menschen erreicht werden können, die keine Verantwortung für die begangenen Verbrechen tragen.»

(deutsch: @volker_turk fordert die Parteien auf, sich auf einen Waffenstillstand zu einigen und betont: "Stoppen Sie die Gewalt. Gewährleisten Sie die Sicherheit humanitärer Helfer. Bieten Sie allen Bedürftigen sicheren Zugang und humanitäre Hilfe. Stellen Sie sicher, dass die Menschen genug zu essen, sauberes Wasser zum Trinken, medizinische Versorgung und Unterkünfte haben. Lassen Sie die Geiseln frei. Bringen Sie die Täter schwerwiegender Verstöße im Einklang mit den Menschenrechten vor Gericht.")

Der Nahostkonflikt kann nach Türks Worten nur durch ein Ende der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete beendet werden. Das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung müsse respektiert werden, so der UN-Hochkommissar für Menschenrechte: «Damit die Gewalt beendet wird, muss die Besatzung beendet werden.» Er rief alle Länder der Welt auf, die nötigen Anstrengungen für einen dauerhaften Frieden für alle Palästinenser und Israelis zu unternehmen.

Der Teufelskreis der Gewalt müsse durchbrochen werden, sagte Türk. «Wir haben in der Geschichte immer wieder gesehen, dass Extremismus nur zu weiterem Extremismus führt», sagte er. «Wir brauchen Schritte, um den Kreislauf von Rache, Tod, Trauer und Wut zu durchbrechen.»

Israel betrachtet den Gazastreifen seit dem Abzug israelischer Siedler und des Militärs 2005 nicht mehr als besetzt. Die Vereinten Nationen sehen dies anders. Weil Israel weiterhin die Versorgung der Menschen und bis auf einen alle Zugänge zum Gazastreifen kontrolliert, gelte das Gebiet weiter als besetzt. Zu den besetzten Gebieten gehört auch das Westjordanland.

+++ Armee: Am Massaker in Israel beteiligte Terroristen in Gaza getötet +++

Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge erneut mutmaßliche Terroristen im Gazastreifen getötet. Darunter seien auch am Massaker in Israel beteiligte Personen, teilte das Militär mit. Sie seien am Donnerstag getötet worden. In der Nacht attackierten israelische Soldaten den Angaben zufolge außerdem 19 weitere mutmaßliche Terroristen, die demnach einen Angriff auf sie planten. Sie hätten auch mehrere Waffen wie Raketenwerfer getroffen oder beschlagnahmt.

Auch bei einem weiteren Angriff habe das Militär auf einem "Hamas-Militärposten" und einem Übungsgelände 30 mutmaßliche Terroristen "eliminiert". Unklar war zunächst, ob sie getötet wurden. Auch dabei hätten die Streitkräfte unter anderem Dutzende Waffen, Raketen und Drohnen sichergestellt. Die Armee habe zudem das Büro des Bruders von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar durchsucht.

Extremistische Palästinenser feuerten heute erneut Raketen aus dem Gazastreifen auf den Süden und das Zentrum Israels ab. Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv wurde Armeeangaben zufolge Raketenalarm ausgelöst. Im Zentrum des Landes seien zwei Frauen durch Granatsplitter verletzt worden, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit.

+++ Pro-Palästina-Protest im Gebäude der «New York Times» +++

Bei einer Protestkundgebung in New York haben sich propalästinensische Demonstranten Zutritt zum Gebäude der «New York Times» verschafft. Wie die US-Zeitung am Donnerstag (Ortszeit) berichtete, sei ein Protestzug mit Tausenden Teilnehmern in Richtung des Times Square in Manhattan gezogen. Dabei seien einige vor dem Wolkenkratzer stehengeblieben, in dem die Zeitung ihren Hauptsitz hat. Dutzende Personen seien in die Eingangshalle eingedrungen, hieß es.

Die Zeitung «New York Daily News» berichtete, etwa 30 Personen hätten in der Lobby der «New York Times» Augenzeugen zufolge Parolen skandiert. Demonstranten hätten ihre Gesichter im Gebäude mit Palästinensertüchern verhüllt. Das Sicherheitspersonal habe sie kurz gewähren lassen, über Festnahmen gab es zunächst keine Angaben. Die Demonstranten hätten ein Café im selben Gebäude mit den Worten «Blut an euren Händen», «Free Gaza» und «Free Palestine» besprüht. Bei einem Polizeiauto vor dem Hochhaus sei die Heckscheibe eingeschlagen worden, hieß es.

Protestkundgebung im Gebäude der
Protestkundgebung im Gebäude der "New York Times".

Der Protest habe sich gegen die Berichterstattung der «New York Times» gerichtet, hieß es weiter. Die Demonstranten warfen demnach dem Blatt eine «proisraelische Tendenz» vor. Die «New York Times» wies Kritik an ihrer Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und der Hamas zurück. Sie habe «ausführlich und mit Fairness, Unparteilichkeit und einem umfassenden Verständnis für die Komplexität des Konflikts» berichtet, hieß es in einer Stellungnahme, die der «New York Daily News» vorlag. «Wir unterstützen in vollem Umfang das Recht dieser Gruppe, ihren Standpunkt zu äußern, auch wenn wir mit ihrer Beschreibung unserer Berichterstattung nicht einverstanden sind.»

+++ Rund 1000 Straftaten im Zusammenhang mit Nahost-Konflikt in Berlin +++

Rund einen Monat nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel hat die Berliner Polizei bisher 1199 Straftaten im Zusammenhang mit dem verschärften Nahost-Konflikt registriert. Die meisten davon waren Sachbeschädigungen, also etwa gemalte oder gesprühte Parolen an Hauswänden, und Straftaten wie Widerstand gegen Polizisten bei Demonstrationen. Das teilte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur mit (Stand 09.11.2023).

Es wurden 386 Sachbeschädigungen mit Bezug zum Nahost-Konflikt gezählt. Das waren in den meisten Fällen Farbschmierereien, etwa propalästinensische Schriftzüge oder israelfeindliche Parolen. Gemeldet wurden auch gemalte Bilder auf dem Boden von Sportplätzen oder mit Hilfe von Schablonen gesprühte Parolen gegen einen angeblichen «Völkermord» an Palästinensern.

Teilnehmer einer verbotenen Pro-Palästina-Demonstration zünden in der Nähe der Sonnenallee im Bezirk Neukölln Pyrotechnik. (Bild: Paul Zinken/dpa)
Teilnehmer einer verbotenen Pro-Palästina-Demonstration zünden in der Nähe der Sonnenallee im Bezirk Neukölln Pyrotechnik. (Bild: Paul Zinken/dpa)

Dazu kamen 345 Gewaltdelikte, darunter 201 Widerstandstaten und 50 Körperverletzungen. Die meisten dieser Taten ereignete sich bei einer der vielen Demonstrationen palästinensischer Gruppen. Ebenfalls bei Demonstrationen gab es Volksverhetzungen, hier erfasste die Polizei 93 Taten. Außerdem wurden 21 Nötigungen und Bedrohungen sowie eine nicht genannte Zahl weiterer Taten registriert.

Bundesweit zählte das Bundeskriminalamt (BKA) nach Angaben vom Dienstagabend seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober mehr als 2600 Straftaten im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Schwerpunktmäßig wurden danach Sachbeschädigungen, Volksverhetzungen und Widerstandsdelikte verzeichnet. Die Zahl der Gewaltstraftaten bewege sich im mittleren dreistelligen Bereich.

+++ Biden für mehr Hilfslieferungen in Gazastreifen +++

US-Präsident Joe Biden hat sich für die Lieferung von deutlich mehr Hilfsgütern in den Gazastreifen ausgesprochen. «Vor zwei Tagen waren es 96 Lastwagen mit Hilfsgütern und gestern 106 Lastwagen. Aber wir brauchen mehr, und zwar bald. Unser Ziel sind mindestens 150 pro Tag, jeden Tag», schrieb er in einem längeren Statement am Donnerstagabend auf der Plattform X (vormals Twitter). «Wir tun auch alles in unserer Macht Stehende, um die humanitären Hilfslieferungen und -leistungen zu erhöhen.»

Biden sagte weiter, es werde «ab heute» zwei humanitäre Passagen geben, die es den Menschen ermöglichen sollen, aus den Kampfgebieten im Norden des abgesperrten Küstenstreifens zu fliehen.

(deutsch: Seit Wochen spreche ich mit israelischen Führern über die Bedeutung humanitärer Kampfpausen, um Zivilisten in Sicherheit zu bringen, die Freilassung von Geiseln zu unterstützen und den Fluss von Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten nach Gaza zu erhöhen. [...])

Biden fügte mit Blick auf die angestrebten humanitären Pausen hinzu, diese würden dazu beitragen, die Zivilbevölkerung in sicherere Gebiete zu bringen. «Sie sind ein Schritt in die richtige Richtung.» Er werde sich weiter für die Sicherheit der Zivilbevölkerung einsetzen und sich auf die Aufstockung der Hilfe konzentrieren, um das Leid der Menschen in Gaza zu lindern.

+++ Stoltenberg sieht in Erdogans Hamas-Nähe kein Problem für die Nato +++

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht in der Nähe des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur islamistischen Hamas kein Problem für das Bündnis. «Es ist nie einfach, wenn wir innerhalb des Bündnisses unterschiedliche Ansichten haben», sagte Stoltenberg in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Das habe aber «in gewisser Weise keinen Einfluss darauf, was wir tun oder nicht tun, weil wir in diesem speziellen Konflikt keine Rolle spielen.»

Nach der Terrorattacke auf Israel mit mehr als 1400 Toten hatte Erdogan die islamistische Hamas als «Befreiungsorganisation» bezeichnet. Die mit der Türkei in der Nato verbündeten USA und die EU stufen sie dagegen als Terrororganisation ein.

Seitens der Nato-Verbündeten hat es kaum offene Kritik an dieser Haltung Erdogans gegeben. Das gilt auch für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der Erdogan in der kommenden Woche wahrscheinlich in Berlin empfangen wird.

+++ Israels Armee greift Ziel in Syrien an - Reaktion auf Drohnenangriff +++

Als Reaktion auf einen Drohnenangriff auf ein Schulgebäude in der südisraelischen Stadt Eilat hat die israelische Armee eigenen Angaben zufolge ein Ziel in Syrien angegriffen. Die Armee habe die Organisation, die den Angriff durchgeführt habe, getroffen, teilte das Militär auf X (vormals Twitter) mit. Die Armee mache Syrien «für jede terroristische Aktivität, die von seinem Territorium ausgeht, voll verantwortlich». Am Donnerstag war eine Schule durch eine Drohne beschädigt worden. Die Herkunft der Drohne sowie der Vorfall insgesamt würden überprüft, hatte es zunächst geheißen. Berichte über Verletzte gab es nicht.

(deutsch: Als Reaktion auf eine Drohne aus Syrien, die eine Schule in Eilat traf, griff die IDF die Organisation an, die den Angriff vor Kurzem durchgeführt hatte. Die IDF macht das syrische Regime für jede Terroraktivität, die von ihrem Territorium ausgeht, voll verantwortlich. Wir werden auf jede Aggression gegen Israel reagieren.)

Die Nacht im Überblick

Israel zu jahrelangem Krieg gegen Hamas bereit

Israel stellt sich auf einen langen Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen ein. Die Streitkräfte seien bereit, die Auseinandersetzung mit der von der EU, den USA und Israel als Terrorgruppe eingestuften Organisation auch jahrelang zu führen, sagte Verteidigungsminister Joav Galant am Donnerstag. Die Armee werde alle an dem Massaker vom 7. Oktober in Israel Beteiligten finden. «Egal ob es eine Woche, einen Monat, ein Jahr und gegebenenfalls sogar Jahre dauert.»

Er sprach sich auch gegen einen Kompromiss mit der Hamas und anderen extremistischen Gruppen im Gazastreifen aus, denn diese hätten den israelischen Bürgern Schaden zugefügt und sie ermordet. «Wir werden sie alle eliminieren.»

Machtverhältnisse in Nahost: Verbündete USA/Israel, Verbündete Iran. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: dpa)
Machtverhältnisse in Nahost: Verbündete USA/Israel, Verbündete Iran. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: dpa)

Der Iran warnte unterdessen vor einer Ausweitung des Gaza-Krieges auf die ganze Region. «Wegen der massiven Ausweitung des Kriegs gegen zivile Bewohner Gazas ist die Ausweitung des Kriegsausmaßes nun unvermeidlich», sagte der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian. Israel ist seit der Revolution von 1979 der erklärte Erzfeind Teherans.

Israel will Zivilisten sichere Passage aus Kampfzone ermöglichen

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu will Zivilisten weiter eine sichere Flucht aus dem Kampfgebiet im abgeriegelten Gazastreifens gewähren. «Die Kämpfe gegen die Hamas, die Hamas-Terroristen, gehen weiter, aber wir wollen an bestimmten Orten für einen bestimmten Zeitraum, ein paar Stunden hier, ein paar Stunden dort, eine sichere Passage von Zivilisten aus der Kampfzone ermöglichen. Und das machen wir auch», sagte er dem US-Sender Fox News. Zuvor hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington mitgeteilt, Israel habe täglichen, vierstündigen humanitären Pausen im nördlichen Teil des Gazastreifens zugestimmt.

Netanjahu: «Wir müssen die Hamas zerstören»

Ministerpräsident Netanjahu sagte weiter, Israel wolle nicht versuchen, den Gazastreifen zu erobern, zu regieren oder zu besetzen. «Aber wir wollen ihm und uns eine bessere Zukunft im gesamten Nahen Osten geben. Und dazu muss die Hamas besiegt werden.» Er habe keinen Zeitplan festgelegt, «denn es kann mehr Zeit in Anspruch nehmen», sagte Netanjahu. «Wir müssen die Hamas zerstören, nicht nur um unseretwillen, sondern um der Menschen willen. Um der Zivilisation willen, um der Palästinenser und Israelis gleichermaßen willen.» Der Gazastreifen müsse entmilitarisiert, entradikalisiert und wiederaufgebaut werden.

Militär: 9500 Geschosse seit Kriegsbeginn Richtung Israel gefeuert

Seit Beginn des Gaza-Kriegs wurden nach Angaben der israelischen Streitkräfte 9500 Raketen und Mörsergranaten sowie Dutzende Drohnen Richtung Israel abgeschossen. Seit den Bodeneinsätzen im Gazastreifen sei die Zahl der Abschüsse aber deutlich zurückgegangen, teilte das Militär mit. Ob auch Geschosse aus dem Libanon, aus dem Jemen und Syrien mitgezählt wurden, teilte die Armee nicht explizit mit. Zwölf Prozent aller Geschosse landeten demnach im Gazastreifen selbst, der von der islamistischen Hamas kontrolliert wird. Rund 900 seien von zivilen Standorten, darunter Moscheen, Schulen und Krankenhäuser, aus abgefeuert worden.

(deutsch: Inmitten einer Flut von 9.500 auf Israel gerichteten Abschüssen war das Luftverteidigungssystem ein entscheidender Schutzschild, der die Zivilbevölkerung mit rekordverdächtigen Abfangangriffen vom Norden bis zum Süden schützte.)

Israel fängt erstmals Rakete mit neuem Abwehrsystem Arrow 3 ab

Die israelische Streitkräfte setzten ihr neues Raketenabwehrsystem Arrow 3 erstmals erfolgreich ein. Im Bereich des Roten Meeres sei ein auf Israel abgefeuertes Objekt abgefangen worden, teilte das israelische Verteidigungsministerium mit. Zuvor hatten die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen angegeben, Israel mit Raketen angegriffen zu haben. Ob es sich bei dem mit dem System Arrow 3 abgefangenen Flugkörper um eine Rakete der Huthi-Rebellen handelte, war zunächst unklar. «Die Arrow-Rakete hat eine Bedrohung abgefangen, die weit weg vom Staat Israel unterwegs war», sagte Militärsprecher Daniel Hagari. «Wir haben eine Boden-Boden-Rakete abgefangen, die in unsere Richtung abgeschossen wurde.»

Das Raketenabwehrsystem Arrow 3 während eines Test im Jahr 2015.
Das Raketenabwehrsystem Arrow 3 während eines Test im Jahr 2015.

Palästinenser: 14 Tote bei israelischem Militäreinsatz in Dschenin

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 14 Menschen getötet. Mehr als 20 weitere seien verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Die israelischen Streitkräfte erklärten, eine Drohne habe während des Einsatzes Terroristen im Flüchtlingsviertel in Dschenin angegriffen. Diese hätten auf die Soldaten geschossen und Sprengsätze geworfen. Mit schwerem Gerät zerstörten die Truppen demnach Dutzende versteckte Sprengsätze. Die Armee meldete zehn getötete Palästinenser. Zudem seien 20 Verdächtige, darunter Mitglieder des Islamischen Dschihad, festgenommen worden. Auch Waffen hätten die Einsatzkräfte entdeckt.