Gefährlicher "Witz": Rodrigo Duterte wollte Schutzmasken in Diesel waschen und wiederverwenden

US-Präsident Donald Trump schlug als Maßnahme gegen das Coronavirus vor, Desinfektionsmittel unter die Haut zu spritzen – und ruderte wenig später zurück, indem er das Gesagte als „Sarkasmus“ auswies. Nun hat der philippinische Präsident Rodrigo Duterte ebenfalls einen gefährlichen Vorschlag in der Öffentlichkeit geäußert. Der wurde wenig später als „Witz“ entschärft.

Der Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, auf einer Pressekonferenz zur Coronavirus-Pandemie Anfang Juli. (Bild: Arman Baylon / Malacanang Presidential Photographers Division via AP)
Der Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, auf einer Pressekonferenz zur Coronavirus-Pandemie Anfang Juli. (Bild: Arman Baylon / Malacanang Presidential Photographers Division via AP)

Der philippinische Präsident, Rodrigo Duterte, hat am Dienstag in einer landesweit ausgestrahlten Ansprache Benzin und Diesel als effektive Reinigungsmittel für Gesichtsmasken angepriesen. Es dauerte nicht mal einen Tag, bis die stellvertretende Gesundheitsministerin des Landes, Maria Rosario Vergeire, diese Aussage wieder einzufangen versuchte: Auf einer Pressekonferenz sagte sie, da habe der Präsident nur einen Witz gemacht und niemand solle seinen Vorschlag ernst nehmen.

Die genauen Worte Dutertes klangen laut der Website coconuts.co dabei so:

„Wenn Sie es sich leisten können, hängen Sie Ihre Maske am Abend auf und sprühen Sie diese mit Lysol (ein Desinfektionsmittel – Anm. d. Redaktion) ein. Wer kein Lysol hat, tunkt die Maske in Benzin oder Diesel, dann hat das Scheiß-Covid keine Chance. Füllen Sie sich einfach ein wenig Benzin ab und halten Sie Ihre Hände und die Maske rein.“

OP-Masken nicht wiederverwenden oder waschen

Die Deklarierung der Aussage als Witz durch Vergeire folgte einen Tag später. In einer Online-Pressekonferenz sagte sie auf Nachfrage der Reporter*innen: „Sie wissen doch, wie der Präsident ist. Es war sicherlich nur einer seiner Witze, besonders der Teil, Masken mit Benzin zu waschen.“

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Stattdessen gab sie Hinweise zur korrekten Reinigung: Stoffmasken sollten jeden Tag, nach jedem Einsatz, gewaschen und in der Sonne getrocknet werden. OP-Masken seien stets nur einmal zu tragen und dann zu entsorgen und zu ersetzen. „Denn diese Masken bestehen aus Komponenten, die durch das Waschen ineffektiv werden. Sie filtern das Virus dann nicht mehr. Deshalb sollten sie gar nicht gewaschen werden“, sagte sie.

Kampf gegen das Coronavirus

Die Philippinen haben schwer mit der Coronavirus-Pandemie zu kämpfen. Laut der Johns-Hopkins-Universität sind die bestätigten Fälle seit Mai stark angestiegen, mittlerweile sind es knapp 75.000. Über 1.800 Menschen sind an oder unter Beteiligung der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.

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Deshalb greift Duterte, das hat der Spiegel berichtet, auch hart durch gegen jene, die sich nicht an die verhängten Maßnahmen halten. Er hat ein Notstandsgesetz erlassen, das ihm weitreichende Sonderrechte verleiht und der Polizei „willkürliche Festnahmen“ ermöglicht. Auf diese Weise wurden bereits hunderte Menschen eingesperrt, manche in Hundekäfigen oder überfüllten Zellen.

Menschenrechtsverletzungen nehmen zu

Wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Anfang Juni berichtete, reiht sich dieses Gesetz ein in eine Reihe von besorgniserregenden Entwicklungen. So wurden seit Amtsantritt Dutertes im Jahr 2016 Tausende von Menschen – meist armen Schichten oder Minderheiten zugehörend – getötet. Viele durch Polizeikräfte und im Namen des von Duterte ausgerufenen „Krieg den Drogen“. Duterte habe seine Beamt*innen explizit zu „außergerichtlichen Hinrichtungen“ ermutigt und ihnen Immunität für ihre Taten versprochen.

Seit einiger Zeit häufen sich auch Angriffe auf Kritiker*innen der Regierung Dutertes. Zuletzt hat der Präsident den größten und unabhängigen Radio- und TV-Sender des Landes schließen lassen und anschließend damit gedroht, alle zu töten, die gegen Covid-19-Maßnahmen verstoßen.

Vor drei Wochen hat Duterte ein Anti-Terror-Gesetz beschlossen, das von vielen Beobachter*innen als sehr gefährlich eingestuft wird. Dazu gehört Nicholas Bequelin, Direktor von Amnesty International für den asiatischen Raum, er kommentiert auf der Homepage der Organisation: „Damit kann selbst die kleinste Kritik an der Regierung als Terrorismus gelten. Das Gesetz ist das jüngste Beispiel für eine sich verschärfende Menschenrechtslage. Die Vereinten Nationen sollten eine formale Untersuchung einleiten gegen die systematischen Menschenrechtsverletzungen Dutertes.“

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