Palmerston: Auf dieser Insel haben alle den gleichen Nachnamen

Eine ganze Insel für die eigene Familie? Was nach einem unerfüllbaren Traum klingt, ist für einen Clan im Pazifik Realität. Auf dem südlichen Teil der Cookinseln lebt eine Großfamilie auf einem Atoll namens Palmerston. Umgeben von Palmen, Kokosnüssen, weißem Sand und kristallklarem Wasser führen sie hier ihre bescheidene Existenz.

Rund 60 Menschen leben auf Palmerston und alle tragen den gleichen Nachnamen: Marsters. Das hat einen äußerst skurrilen Grund. Die ursprünglich unbewohnte Insel gehörte Mitte des 19. Jahrhunderts einem britischen Kaufmann, der selbst auf Tahiti lebte und das zweieinhalb Quadratkilometer große Stück Land nie betrat.

Er beauftragte den Schiffszimmermann William Marsters auf die Insel zu ziehen, um dort Kokosöl zu produzieren. Marsters war Polygamist, der mit drei polynesischen Frauen zusammenlebte. Er nahm sie mit auf die Insel, unterteilte das Areal in drei gleich große Abschnitte und zeugte eifrig Nachwuchs während seines Aufenthaltes auf Palmerston. Manche Quellen sprechen von 23 Kindern und 134 Enkeln.

Doch daraus ergibt sich auf der abgelegenen Insel ein Problem, das Marsters auch vorhersah: Irgendwann würde es mangels Alternativen zu Inzest kommen, wenn seine Nachfahren erwachsen würden und weiterhin auf der Insel lebten. Deshalb stellte er die Regel auf, dass Nachkommen innerhalb eines der drei Familienzweige keine intime Verbindung eingehen dürften.

Allerdings funktioniert das Prinzip nicht immer. Eine BBC-Dokumentation über Palmerston zeigte unlängst einen Mann, der dachte, eine Cousine zweiten Grades geheiratet zu haben. Als die Frau bereits schwanger war, stellten sie fest, dass sie Cousine ersten Grades war.

Die Familien-Insel ist auch für Touristen offen. Länger bleiben dürfen Fremde allerdings nicht. Ausschließlich die Nachkommen von Marsters haben ein Anrecht, auf Palmerston zu wohnen. Besucher sind jedoch stets willkommen und werden sogar von den Inselbewohnern versorgt und bekocht. Und das, obwohl nur wenige Male im Jahr ein Frachter die Insulaner mit Gütern versorgt.

Bild: ddp