"Rücksichtlos und ignorant": Anwohner schimpfen in TV-Bericht auf Privatjet-Flieger

In der letzten "quer"-Ausgabe vor der Sommerpause modierte Christoph Süß einen Beitrag zum Privatjet-Boom an. (Bild: BR)
In der letzten "quer"-Ausgabe vor der Sommerpause modierte Christoph Süß einen Beitrag zum Privatjet-Boom an. (Bild: BR)

"Das ist jenseits von Gut und Böse!" Die Anwohner des Sonderflughafens in Oberpfaffenhofen sind obersauer und echt stinkig: "Wir versinken oft in stinkenden Kerosin-Wolken." Das Wochen-Magazin "quer" (Bayerisches Fernsehen) beschäftigte sich mit dem Ärger der Bürger über Privatjet-Flüge.

Der Privatjet ist eine Erfolgsgeschichte, denn immer mehr Deutsche können sich die Luxusprivatreise über den Wolken leisten. Was denen da unten, den wörtlich Bodenständigen, sauer aufstößt. "Das ist ein Zeichen von zu viel Wohlstand", sagt eine der Anwohnerinnen des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen, rund 15 Kilometer südwestlich von München. Dort starteten 2022 über 5.000 Flüge ins private Urlaubsglück und ließen, so das von Christoph Süß moderierte Magazin "quer" (BR) in seinem Beitrag, viel Ärger am Boden zurück. "Unsere Terrassen sind schwarz, es stinkt nach Kerosin."

"Was lacostet die Welt, Geld spielt keine Rollex". Das war schon vor Jahrzehnten ein sarkastisches Wortspiel auf überbordenden Wohlstand, den sich nur "die da oben" leisten können. "Jets gönn ich mir mal was", könnte es heute heißen, denn Privatjets boomen: 94.000 Privatflüge gab es 2022 in Deutschland - neuer Rekord. Sind die Privatjets zum "Symbol für die Gleichgültigkeit der Superreichen" geworden, fragt "quer" in seinem Beitrag. Oder gilt es auch den Neidfaktor anzuerkennen? Muss man einfach auch mal gönnen können?

Privatjets boomen in Deutschland - und verärgern nicht nur umweltbewusste Anwohner von Flughäfen.  (Bild: BR)
Privatjets boomen in Deutschland - und verärgern nicht nur umweltbewusste Anwohner von Flughäfen. (Bild: BR)

Der Privatjet-Passagier verbläst bis zu 13 Tonnen CO2 pro Flug

Michael Rappenglück vom "Verein Fluglärm" analysiert die Starts auf dem Forschungsflughafen nahe München seit Jahren. Er meint, dass die Situation zur "Frage des gesellschaftlichen Zusammenhaltes" werde und sieht die Entwicklung "hin zum Auseinanderdividieren", weil "einige meinen, auf Kosten der anderen genießen zu können". Peter Adrian, Geschäftsführer der zuständigen EDMO-Flugbetrieb GmbH, relativiert dagegen und vergleicht die Flüge mit dem sonntäglichen Autoausflug durch "die schöne bayerische Landschaft". Nun ja.

Wie viel CO2 man da im PKW wohl verbraucht beim Cruising durch Bavaria? Bei einem Linienflug von München nach Hamburg sind es jedenfalls rund 160 Kilogramm. Pröttelt man im Privatjet dieselbe Strecke können es bis zu 13.000 Kilo sein. Jeweils pro Passagier. "Das ist einfach rücksichtlos und ignorant", sagt eine Anwohnerin.

Bei Gilching wehrt sich der Verein Fluglärm gegen die steigende Zahl an Flügen vom Sonderflughafen Pfaffenhofen. (Bild: BR)
Bei Gilching wehrt sich der Verein Fluglärm gegen die steigende Zahl an Flügen vom Sonderflughafen Pfaffenhofen. (Bild: BR)

Wie viel Neid spielt beim Ärger über Privatjets mit?

"Das ist jenseits von Gut und Böse", meint ein Anwohner des Oberpfaffenhofener Airports, der übrigens noch weit unterhalb der zulässigen Flugzahlgrenze liegt. Das sind keine guten Aussichten. Zumal der Flughafen, wie Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) ausführt, als Wirtschaftsunternehmen neben Flugzeug-Produktion und -Wartung eben auf das Standbein "Flüge" angewiesen sei, um erfolgreich sein zu können.

Erfolgreich. Wäre das nicht jeder gern? Würde sich nicht vielleicht auch der eine oder andere "Normalverbraucher" mal so einen privaten Hopser nach Mallorca oder Sylt gönnen - wenn er ihn denn finanziell stemmen könnte? Eine Anwohnerin sieht zumindest den Ansatz einer "deutschen Neiddebatte" und ein paar forsche Youngster räumen ehrlich ein: "Wer kann schon sagen, dass wir das nicht auch machen würden, wenn wir es uns leisten könnten?"