Die „René will Rendite“-Kolumne - Bald 50 Billionen Dollar Schulden - in den USA tickt die Schuldenbombe

Über vieles wird im US-Wahlkampf gestritten. Aber über ein wirklich wichtiges Thema verlieren weder Joe Biden noch Donald Trump ein Wort: die ausufernde Verschuldung. Neue Schätzungen zeigen, wie dramatisch die Lage ist.

Wie hoch sind die USA aktuell verschuldet?

Die Schulden der Vereinigten Staaten dürften in diesem Jahr auf die gigantische Summe von 28,2 Billion Dollar steigen. Das entspricht knapp 100 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das Schulden-Wachstum über die vergangenen Jahre ist dramatisch: Seit Juni vergangenen Jahres kam alle 100 Tage eine Billion dazu, pro Sekunde waren es 2023 fast 100.000 Dollar mehr. Das Haushaltsdefizit beträgt nun sieben Prozent des BIP oder umgerechnet 1,9 Billionen Dollar – und das, obwohl die US-Wirtschaft wächst. Damit entwickelt sich die Finanzlage in den USA deutlich schlechter als in der Eurozone oder in Großbritannien (siehe Grafik).

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JP Morgan

Was sind die Gründe für die Schuldenexplosion?

Es gibt mehrere Ursachen für den starken Anstieg der Verschuldung. Donald Trump machte in seiner ersten Amtszeit den Weg frei für massive Steuersenkungen und brachte so den Staat um Milliardeneinnahmen. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie kostete ebenfalls Unsummen und ließ die Staatsverschuldung in die Höhe schnellen. Aber auch Programme von Joe Biden zur Stärkung der Wirtschaft wie der Chips and Science Act oder der Inflation Reduction Act lasten auf den Staatsfinanzen.

Wie wird sich die Verschuldung weiter entwickeln?

Die Aussichten für die Staatsfinanzen der USA sind düster. In seiner jüngsten Prognose sagt das Congressional Budget Office -- eine unabhängige US-Behörde für Haushaltsfragen – bis 2034 einen Anstieg der Schulden auf mehr als 50 Billionen Dollar voraus (122 Prozent des BIP). Das Defizit wird dann bei 2,8 Billionen Dollar liegen (6,9 Prozent des BIP)

Dabei werden die steigenden Zinsausgaben zunehmend zum Problem für die Staatsfinanzen. In der Prognose des CBO werden die Zinszahlungen in 2025 erstmals bei über eine Billion Dollar liegen oder 3,4 Prozent des BIP ausmachen. Das ist mehr, als die USA für Verteidigung ausgeben. Im Jahr 2034 werden die USA sogar 1,7 Billionen Euro allein für Zinsen ausgeben müssen. Das ist mehr als ein Fünftel der prognostizierten Einnahmen.

Ein weiteres Problem neben den Zinsen sind die Sozialausgaben, insbesondere die Kosten für Sozialversicherung und Medicare. Die US-Bevölkerung altert und immer mehr Menschen werden die wichtigen Programme in Anspruch nehmen. Das CBO sagt für 2034 im Bereich „Social Security“ Ausgaben in Höhe von rund 2,5 Billionen Dollar voraus (gegenüber 1,4 Billionen in Dollar in 2023), für Medicare werden es 1,7 Billionen Dollar sein. Das bedeutet eine Verdopplung im Vergleich zu 2023.

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Die Schätzungen des CBO könnten sich sogar noch als zu positiv erweisen. Denn die Experten gehen immer von der aktuellen Gesetzeslage aus. Die sieht bislang vor, dass die von Trump auf den Weg gebrachten Steuersenkungen Ende 2025 auslaufen. Es würde mich aber sehr wundern, wenn Donald Trump – sollte er wiedergewählt werden – tatsächlich eines seiner wichtigsten Projekte aus seiner ersten Amtszeit aufgibt.

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Aber auch unter Joe Biden stünde im Falle eines Wahlsiegs keine Sparmaßname auf der Agenda. Zwar würde er vermutlich die Steuersenkungen nicht verlängern. Aber er würde höchstwahrscheinlich weiter die Ausgaben des Staates für Wirtschaft und Sozialprogramme erhöhen.

Wie gefährlich ist die Situation?

Wegen der gewaltigen Schulden und des hohen Defizits wächst die Sorge vor einer US-Schuldenkrise. Die Befürchtung: Es könnte bald so viele neue US-Staatsanleihen gebe, das sich nicht mehr genügend Käufer dafür finden. Das würde die US-Regierung dazu zwingen, höhere Zinsen zu bieten, was wiederum das Schuldenproblem verschärft. Dazu kommt, dass traditionelle Käufer von amerikanischen Papieren, wie etwa China, vorsichtiger geworden sind. Peking versucht seit einiger Zeit, seine Devisenreserven breiter aufzustellen und investiert dafür zunehmend in Gold, statt weiter US-Staatsanleihen zu kaufen. Auch in anderen Ländern ist dieser Trend zu beobachten.

Da US-Staatsanleihen als die sicherste und liquideste Anlageklasse gelten, wäre es für die Weltfinanzmärkte fatal, wenn das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit der USA schwinden würde.

Seriös lässt sich nicht prognostizieren, wann dieser Punkt erreicht ist. Zu beobachten ist zwar, dass die Bedeutung des Dollars als Reservewährung langsam abnimmt. Klar ist aber auch, dass die USA die stärkste Wirtschaft der Welt haben und die US-Notenbank Fed nicht tatenlos zusehen wird, wie das Land in eine Schuldenkrise taumelt. Zur Not könnte die Fed als Käufer am Markt auftreten. Das würde zwar die Inflation anheizen, aber dem Staat Luft verschaffen. „Es kommt auf die Glaubwürdigkeit der Regierung und der Fed an“, sagt der Ökonom Markus Brunnermeier. „Solange die besteht und die Wirtschaft genügend wächst, kann die US-Regierung eine Art Schneeballsystem betreiben, also die Zahlungen an ihre Gläubiger zum Teil durch die Ausgabe neuer Anleihen finanzieren.“

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