Schlafen im Abwasserrohr: Deutschlands skurrilstes Hotel

image

Deutschlands verrücktestes Hotel startet in seine nächste Saison: In Bottrop schlafen die Besucher in den kommenden Monaten wieder in wenig komfortablen Abwasserrohren.

Man muss wohl ein wenig abgedreht sein, um sich für diese Schlafmöglichkeit zu entscheiden. Denn das „Parkhotel“ im Bottroper BernePark ist alles andere als Luxus. Statt 5-Sterne-Zimmer mit Doppelbett stehen den Gästen fünf Standardkanalrohre aus Beton zur Verfügung. 11,5 Tonnen wiegt eines der Rohre. Mit einem Innendurchmesser von zwei und einer Länge von zweieinhalb Metern ist es im Inneren ganz schön kuschlig.

Der österreichische Künstler Andreas Strauss wollte mit seiner Installation einen Ort für Alltagsflüchtlinge schaffen: Wer seine Ruhe will, soll ins Rohr gehen, empfiehlt er. “Man kann sich temporär, anonym und legal wegsperren”, erklärt Strauss die Idee. Das erste Kanalrohr-Hotel der Welt hat er im oberösterreichischen Ottensheim, in der Nähe von Linz, bereits 2006 eröffnet. 2011 folgte das ungewöhnliche Übernachtungsangebot in Bottrop.

Betrieben wird das Parkhotel von der Gafög, die Arbeitsförderungsgesellschaft für die Städte Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop, die auch die Gastronomie im BernePark unterhält.

Deutschlands verrücktestes Hotel hat jetzt die nächste Saison eröffnet. Die ersten Nächte sind schon ausgebucht. Das außergewöhnliche Angebot ist populär, die Kanalrohre erfahrungsgemäß schnell ausgebucht. Vor allem Besucher aus dem Ausland sind fasziniertl.

Die sechste Saison beginnt

Reservieren können Gäste ihr Bett im Internet, den Zugangscode bekommen sie per SMS. Denn eine Rezeption gibt es nicht. Unbezahlbar ist das ungewöhnliche Schlaferlebnis nicht: Die Gäste geben, „was sie für angemessen halten und womit sie die Idee unterstützen möchten.“ Laut Betreiber seien 20 Euro fair, mehr jederzeit willkommen. Immerhin müsse auch eine Putzkraft müsse bezahlt werden.

Besucher mit Platzangst dürfte die Übernachtung in der Röhre erstmal abschrecken. Doch immerhin gibt es gegen das Engegefühl den Blick in die Freiheit inklusive. Durch eine Luke können die Übernachtenden vor dem Einschlafen die Sterne am Bottroper Nachthimmel zählen. Die Einrichtung ist sehr reduziert, positiv gesagt: puristisch. Mehr als ein Bett für zwei, eine Nachttischlampe und bemalte Wände erwartet die Hotelgäste nicht. Sanitäranlagen sind im BernePark in einem eigenen „Dusch-Container“ verfügbar.

Spätestens nach drei Nächten ist für sie Schluss. Länger dürfen die Besucher nicht bleiben. Egal, wie wohl sie sich fühlen. Darauf beharrt Künstler Strauss. Stellt sich die Frage, ob es überhaupt einer der Gäste länger dort aushalten würde. Für die meisten bleibt die Nacht im Rohr ein einmaliges Experiment.

Foto: dpa