Schwarzes Loch rast durchs Universum und bildet dabei neue Sterne

Schwarze Löcher im Weltall sind dafür bekannt, reglos im Zentrum von Galaxien zu verharren und alles zu verschlucken. Doch nun entdeckten Astronomen ein Supermassives Schwarzes Loch, dass sich nicht an die Regeln hält.

Hinter dem schwarzen Loch zieht sich ein Schweif aus neuen Sternen durch das All. (Illustration: NASA / ESA / Leah Hustak (STScI))
Hinter dem schwarzen Loch zieht sich ein Schweif aus neuen Sternen durch das All. (Illustration: NASA / ESA / Leah Hustak (STScI))

Supermassive Schwarze Löcher bilden meist das Zentrum großer Galaxien. Alles, was sich ihnen nährt wird von ihnen hineingezogen: Sterne, Staub, auch Gase und sogar Licht. Sie bewegen sich normalerweise nicht von ihrem Platz. Doch eine neue Studie zeigt nun ein ungewöhnliches Exemplar. Es bewegt sich nicht nur durch den Weltraum, es hinterlässt in seiner Spur auch neue Sterne.

Im Fachmagazin Astrophysical Journal Letters wurden die Ergebnisse der Studie am 6. April veröffentlicht und sie zeigen Erstaunliches. Das Schwarze Loch, so die Verfasser*innen der Studie, ist aus seiner Galaxie herausgeschleudert worden und reist nun mit einer Geschwindigkeit von etwa sechs Millionen Stundenkilometern durch das All. Dabei entstehen in seiner Flugbahn offensichtlich neue Sterne.

Auf dem Twitter-Account des Hubble-Teleskops postete die Nasa Videomaterial zu der ungewöhnlichen Entdeckung.

Die Yale-Wissenschaftler*innen um den Astronomie- und Physikprofessor Pieter van Dokkum waren von ihren Erkenntnissen selbst ziemlich überrascht. "So etwas wurde noch nie irgendwo im Universum gesehen" wird van Dokkum in einer Pressemitteilung zitiert. Vermutlich sei das Schwarze Loch aus der angestammten Galaxie geschleudert worden, als drei Galaxien mit Supermassiven Schwarzen Löchern miteinander verschmolzen.

Schweif aus neuen Sternen

Normalerweise sind Schwarze Löcher schwer zu entdecken, da sie alles umgebende Licht schlucken. Doch die Schockwelle hinter diesem reisenden Schwarzen Loch tauchte als Lichtspur auf Bildern des Hubble-Weltraumteleskops auf. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich die Spur als schmaler Streifen neu entstandener Sterne, weit entfernt von jeder Galaxie. Van Dokkum vergleicht die Spur mit der Heckwelle eines Schiffes.

Einmaliger Beweis für astronomische Theorie

Das Astronomie-Team schätzt, dass die Loslösung von der ursprünglichen Galaxie vor etwa 39 Millionen Jahren passiert ist. Die Masse des Schwarzen Lochs soll etwa 20 Sonnen betragen. Die Sterne in seiner Spur entstehen vermutlich durch abkühlende Gaswolken, die sich bei der Bewegung durch ionisierten Wasserstoff bilden. Der Streifen, der wohl zurück zur Heimatgalaxie des Supermassiven Schwarzen Lochs führt, ist inzwischen über 200.000 Lichtjahre lang.

Mit dem James Webb-Teleskop soll das "Fliehende Schwarze Loch" nun weiter beobachtet werden, um die Theorie der Wissenschafter*innen mit neuen Beweisen zu untermauern. Es wäre laut van Dokkum das erste Mal, dass es einen klaren Beweis dafür gäbe, dass supermassereiche Schwarze Löcher tatsächlich aus ihren Ursprungs-Galaxien entkommen.