Sido hatte den Tod vor Augen

image

Zu Beginn seiner Reise findet sich Sido auf einem einsamen Waldfriedhof wieder. Er klettert aus einer Holzkiste, tappert durchs Gestrüpp und – trifft auf einen Totengräber, der gerade ein Grab schaufelt. Sido springt in die Grube und blickt Richtung Himmel. Plötzlich kommt ein Bestatter und schaut von oben in das tiefe Loch. Es werden nicht die letzten verstörenden Bilder sein, die Pro7 Montagnacht ausstrahlte. Willkommen bei „Sido In The Box.“

Am Anfang dieser Dokumentation stehen zwei Fragen: Führt der Rapper das Leben, das am besten zu ihm passt? Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn er einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Bestatter beispielsweise. Eine Antwort darauf gibt es ebensowenig wie bei den anderen Promis, die in dem Format für einige Tage in eine für sie unbekannte Welt tauchen. Dafür bekommen die Zuschauer ungewöhnliche Einblicke in Berufe, die sonst selten im Licht der Öffentlichkeit stehen und sie erleben Stars von einer neuen Seite.

Sido, der in seinen Songs wenig zimperlich austeilt, schien bei der Konfrontation mit dem Tod etwas von seiner Coolness eingebüßt zu haben. Seine Aufgabe: Er sollte zwei Tage lang einen Bestatter begleiten, einen Verstorbenen abholen, waschen, einsargen und eine Grabrede halten. Am Anfang versuchte der 35-Jährige mit Witzchen seine Unsicherheit zu überspielen. „Alter, ganz schön was los hier“, scherzte er im halbvollen Leichensaal des Bestattungsunternehmens.

Für die verstörendste Szene sorgte indes ein anderer: Nämlich Krematoriumsmitarbeiter Sven. „Das ist ein Traumjob“, sagte er ohne jede Ironie, während er einen toten Menschen in den Ofen schob. Später wird Sven in den Gebeinen nach Metallteilen suchen. Da fehlen selbst Sido kurzzeitig die Worte. „Man hat dort die Menschlichkeit verloren, man ist nur noch etwas, was in den Ofen geschoben wird“, sagt er dann sichtlich betroffen.

Doch die Begegnung mit dem Tod offenbart auch komische Seiten. Etwa wenn Sido den Bestatter fragt: „Wieviel Menschen hast du schon unter die Erde gebracht im Laufe deiner Karriere?“ und der stolz antwortet: „Ich will nicht übertreiben, aber zehntausend Minimum.“ Da staunt selbst ein Gangster-Rapper. Oder als der Pfarrer in der Kirche von Sidos Musik schwärmt: „Sie schreiben immer so schöne Texte.“ Man wünscht dem Gottesmann, dass er nie Sidos Frühwerk in die Finger bekommt. Lob von einem Pfarrer? Das ist Sido suspekt. “Seltsamer Kauz”, murmelt er.

Höhepunkt der Doku war zweifellos Sidos berührende Grabrede: „Für immer ist gar nichts in diesem Leben. Immer kommen irgendwann Schranken, immer ist, wo wir uns wiedersehen. Für immer in unseren Gedanken.“ Und was bleibt für Sido nach den Dreharbeiten? „Die zwei Tage haben mir etwas die Angst vor dem Tod genommen“, sagte der Rapper am Schluss. (fb)

Foto: ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH