Briefe an IOC und FBI: Druck auf die WADA aus den USA

WADA-Präsident Witold Banka (Fabrice COFFRINI)
WADA-Präsident Witold Banka (Fabrice COFFRINI)

In den USA, größter staatlicher Geldgeber der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), wächst der Unmut über die mindestens schleppende Aufarbeitung der möglichen Dopingvertuschung in China vor den Olympischen Spielen von Tokio. Der Sonderausschuss des Repräsentantenhauses zu China hat einerseits das Internationale Olympische Komitee (IOC) und andererseits den Inlandsgeheimdienst FBI sowie das US-Justizministerium zum Handeln aufgefordert.

Wie zuerst die New York Times berichtete, forderte der Ausschuss am Dienstag schriftlich die US-Behörden auf, ein Gesetz anzuwenden, das 2019 nach einem anderen Dopingskandal, in den Russland verwickelt war, verabschiedet wurde. Der sogenannten Rodtschenkow Anti Doping Act gibt dem Justizministerium die Befugnis, diejenigen strafrechtlich zu verfolgen, die Athleten beim Doping bei internationalen Wettkämpfen unterstützen.

"Dieser Skandal wirft ernste rechtliche, ethische und wettbewerbsrechtliche Fragen auf und könnte eine umfassende, staatliche Strategie der Volksrepublik China darstellen, um bei Olympischen Spielen auf unfaire Weise zu konkurrieren, wie es Russland zuvor getan hat", heißt es in dem zweiseitigen Schreiben.

Es müsse "unbedingt geprüft werden, ob diese mutmaßlichen Dopingpraktiken staatlich gefördert wurden, was weitere diplomatische Maßnahmen seitens der Vereinigten Staaten und der internationalen Gemeinschaft rechtfertigen könnte". Außerdem sei kurz vor den Olympischen Sommerspielen in Paris "von entscheidender Bedeutung, das ganze Ausmaß des Skandals zu verstehen, um sicherzustellen, dass unsere US-Athleten in einem fairen Wettbewerb antreten".

Ein weiterer Brief, der dem SID ebenfalls vorliegt, ist gut zwei Monate vor Beginn der Sommerspiele in Paris (26. Juli bis 11. August) an das IOC gerichtet. Wie die Ringe-Organisation auf diesen "Skandal" reagiere, werde sich direkt auf die Olympischen Spiele in diesem Sommer auswirken, heißt es darin. IOC-Präsident Thomas Bach hatte Ende April im AFP-Interview der WADA "volles Vertrauen" ausgesprochen.

Die New York Times und die ARD-Dopingredaktion hatten nach gemeinsamer Recherche im April berichtet, dass 23 chinesische Spitzenschwimmer wenige Monate vor den Olympischen Spielen 2021 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet, aber nicht durch die WADA sanktioniert worden seien. Drei von ihnen gewannen in Tokio Gold.

Die WADA verteidigte ihr Vorgehen seit der Enthüllung mehrfach, einer chinesischen Untersuchung in Zeiten von Corona-Beschränkungen zu vertrauen, welche Kontamination von Lebensmitteln in einer Restaurantküche aus Ursache ausgemacht hatte.

Die WADA wird seitdem immer wieder hart attackiert. Die Forderungen reichen von einer rigiden, schnellen Aufarbeitung bis hin zu einer Strukturreform.

Die USA überwiesen 2023 umgerechnet etwas mehr als drei Millionen Euro an die WADA. Aus Deutschland kamen knapp 1,2 Millionen Euro. Größter Geldgeber ist die Olympische Bewegung.